Frankfurt (DK
Schluss mit der Agrarspekulation

Genossenschaftliche DZ Bank gibt umstrittene Termingeschäfte auf

27.05.2013 | Stand 03.12.2020, 0:06 Uhr

Frankfurt (DK) Finanzwetten auf die Preisentwicklung von Mais, Soja oder Weizen stehen im Ruf, die Preise zulasten der Ärmsten und Hungernden nach oben zu treiben. Mit der DZ-Bank trennt sich nun ein weiteres Geldinstitut von dem schlecht beleumundeten Geschäft.

Die genossenschaftliche DZ Bank und ihre Fondsgesellschaft Union Investment steigen aus Spekulationsgeschäften mit Getreide und anderen Agrarrohstoffen aus. Das Frankfurter Zentralinstitut von mehr als 900 Genossenschaftsbanken bestätigte gestern entsprechende Informationen der Verbraucherorganisation Foodwatch.

Die Bank verabschiedet sich vom Vertrieb entsprechender Finanzprodukte, stellt die betroffenen Fonds von Union Investment um und setzt sich zudem für eine schärfere Regulierung der Agrarrohstoffmärkte ein, wie aus einem Brief des DZ-Vorstandsmitglied Lars Hille an Foodwatch hervorgeht. Der Banker spricht sich darin ausdrücklich für mehr Transparenz bei derartigen Geschäften, eine schärfere Kontrolle der Handelsvolumina und für eine Börsenpflicht der Derivate aus.

Kritiker sehen die Finanzprodukte zur künftigen Preisentwicklung der Rohstoffe (Futures) als ein Auslöser für spekulative Preisspitzen bei Lebensmitteln. Befürworter betonen hingegen die Funktion der Papiere zur Preissicherung. Allerdings ist in den vergangenen Jahren der Derivatehandel mengenmäßig deutlich angestiegen, was auf starke Spekulationen schließen lässt.

Die DZ-Bank folgt mit ihrem Schritt anderen Instituten wie der Commerzbank, mehreren Landesbanken sowie der Dekabank der Sparkassen. In dem Geschäft sei man ohnehin „kein großer Player“ gewesen, erklärte ein Sprecher der DZ-Bank in Frankfurt. Foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode kritisierte erneut die Deutsche Bank, die auf das Geschäft nicht verzichten wolle. Sie versuche, die notwendige politische Regulierung der Finanzmärkte mit allen Mitteln zu hintertreiben.

Die Deutsche Bank hat es bislang abgelehnt, auf die umstrittenen Agrargeschäfte zu verzichten. Es gebe kaum stichhaltige empirische Belege für die Behauptung, dass die zunehmende Bedeutung von Agrarfinanzprodukten für Preissteigerungen oder erhöhte Preisschwankungen verantwortlich sei. Sie seien im Gegenteil nützlich, erklärte Deutsche-Bank-Chef Jürgen Fitschen im Januar. Der Hunger könne nur abgestellt werden, wenn es gelinge, Kapital auf intelligente Weise in diese Bereiche zu lenken.

Das Bundeslandwirtschaftsministerium begrüßte die Entscheidung der DZ-Bank. „Es ist wichtig, dass ein Trennstrich gezogen wird zwischen verantwortungsvollen Investitionen, die hilfreich sind im Kampf gegen den Hunger, und Transaktionen, die Preisschwankungen verstärken können“, erklärte ein Ministeriumssprecher gestern in Berlin. Wer als großes Geldinstitut angesichts von fast 900 Millionen hungernden Menschen hier keinen Unterschied mache, handele verantwortungslos. Kommentar Seite 2