Schlüsselszenen eindrucksvoll mit Leben erfüllt

26.11.2006 | Stand 03.12.2020, 7:18 Uhr

Neuburg (DK) Tanztheater von Kindern für Erwachsene, da verlangt die Leiterin des Jungen Tanztheaters den jungen Akteuren so einiges ab. Fordern und fördern – die Choreografie richtet sich bei Katharina Grill jeweils nach dem Können ihrer Kinder, und was dabei herauskommt, kann sich wirklich sehen lassen.

Mimik und Gestik sind neben luftig-leichtem Tanzvermögen die Stärken des Duos Sophia Behringer (Papageno) und Laura Dörenbach (Papagena), die letztes Jahr als Mephisto im Doppelpack beeindruckten und heuer als Buffopaar aus Mozarts Zauberflöte ihren Schabernack mit dem jugendlichen Komponisten treiben. Ernst und getragen die Partien von Isabella Ledl und Jana Werner, die als Musen den kleineren Mozart mal vorantreiben, mal umsorgen - und dabei stets dominieren.

Eingebettet in Ouvertüren als Auftakt und abschließendes Requiem zaubert das Ensemble (Schlüssel)szenen aus den bekanntesten Opern Mozarts auf die Bühne des Stadttheaters Neuburg. Passend zur jeweiligen Musik Mozarts (Tonkollage Thaddäus Thaler) tanzt Tamino (Anna Südhaus) mit der Schlange (Maike Süßhaus), Osmin (Franziska Böhnel) bewacht das Serail, aus dem Belmonte (Anke Brenner) Constanze (Laura Nikel) entführen will, Figaro (Anna Südhaus) und Susanna (Rena Dyx) bereiten sich auf die Hochzeit vor, Bastien (Eva Pegelhoff) und Bastienne (Sophia Dietrich) treiben ihr Verwirrspiel mit Hilfe Zauberer Colas (Luisa Schiegl) zum Happyend, während Donna Elvira (Sophia Konstanciak) und Don Giovanni (Amelie Schiegl) tragisch enden. Mitten drin Wunderkind Mozart, lauschend und komponierend, von den Figuren, die er selber erschafft, mitgerissen, herumgeschoben und -gestoßen. Das Genie wird greifbar, der Prozess des Komponierens nachvollziehbar.

Viel Schwung bringen Türken wie Hoftänzer auf die Bühne, während Maria Theresia (Annika Stöckl) sich eher kopfschüttelnd und hoheitsvoll zu einem Tänzchen mit dem grotesk kleineren Mozart herablässt und die Königin der Nacht den dramatischen Höhepunkt erbringt. Ein Höhepunkt, der vielleicht den besseren Schlussakkord gesetzt hätte, als die Antiklimax des Requiems, mit dem Grill wieder zum Ausgangspunkt tickende Uhr, Schritte und Türenschlagen rund um Mozart und sein Cembalo zurückkehrt. Eine Rahmenhandlung, die im Vergleich zum großartigen, lebhaft-überschäumenden Opernteil ein Stück zu langatmig erscheint. Lob verdient neben den zauberhaften Kostümen (Katharina Grill, Claudia Böhnel), dem schlichten, aber gerade dadurch eindrucksvollen Bühnenbild (Matthias Fischer, Katharina Grill) und dem ausführlichen, informativen Programmheft, vor allem die humorvolle, kindgerechte Inszenierung, die den Darstellern bei aller Perfektion erlaubt, Kind zu bleiben – und sei es bei der Andeutung Mozart nachgesagter Obszönitäten, die nicht nur das Publikum amüsieren. Weiter so!

Weitere Vorstellungen am Samstag, 2. Dezember, 19 Uhr und Sonntag, 3. Dezember, 11 Uhr. Karten gibt es in Bücherturm und Touristeninformation sowie den üblichen Vorverkaufsstellen.