Neuburg
Schlosswache in neuer Besetzung

Verkehrsverein kündigt Zusammenarbeit mit Neuburger Tauchsport-Club - "Vorgaben nicht ausgeführt"

31.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:50 Uhr
Katrin Kretzmann
Die Gewänder der Schlosswache bleiben gleich, doch darin stecken ab dem kommenden Schlossfest nicht mehr die Mitglieder des Neuburger Tauchsport-Clubs. −Foto: Janda/DK-Archiv

Neuburg (DK) Mit prächtigen Samtgewändern bewacht sie seit jeher das Tor zum Neuburger Wahrzeichen. Doch die Schlosswache ist ab kommendem Schlossfest Geschichte, zumindest was die Besetzung angeht. Der Verkehrsverein streicht den Tauchsport-Club von der Liste der Mitwirkenden und will die Wache neu besetzen - eine Entscheidung, die für Zündstoff sorgt.

"Wir mussten einfach die Notbremse ziehen", sagt Friedhelm Lahn, Vorsitzender des Neuburger Verkehrsvereins, der das Schlossfest organisiert. Es sei einiges vorgefallen und nun habe es eine Konsequenz geben müssen. Und diese hat der Verkehrsverein dem Neuburger Tauchsport-Club, dessen Mitglieder seit Jahrzehnten die Schlosswache beim Renaissancefest in der Altstadt verkörpern, in einem Brief mitgeteilt - mit dem Betreff "Kündigung der Zusammenarbeit". "Vorgaben wurden teils nur unvollständig oder gar nicht ausgeführt", heißt es in dem Schreiben, das unserer Zeitung vorliegt. Genannt werden unter anderem Einlasskontrollen sowie die Räumung des Schlosshofes nach Veranstaltungen.

Es könne allein aus sicherheitsrechtlichen Gründen nicht sein, dass man am Schlosstor mit den Diensthabenden ewig diskutieren muss, um Einlass zu erhalten, heißt es weiter. "Das zuständige Einlasspersonal sollte darin eingewiesen sein, wem mit welcher Berechtigung Einlass zu gewähren ist." Das sei bekannt. Auch sei es unabdingbar, Mitarbeiter einer Firma, welche etwa für die Bühnensicherheit zuständig ist, zu kennen.

"Es wurde einfach nicht entsprechend kontrolliert, obwohl man vorher eine Besprechung macht, wer wie reindarf", kommentiert Lahn. "Wir gehen davon aus, dass die Gruppe auch selber ein bisschen schaut. Und auch wenn der Spaß sicherlich zum Schlossfest gehört: Es geht hier immer noch um einen Sicherheitsbereich." So heißt es in dem Schreiben weiter, dass man sich gar nicht ausmalen wolle, was hätte passieren können, wenn es zu einem Unfall oder einem Unglück gekommen wäre.

"Das Schreiben hat uns aus heiterem Himmel per Post erreicht", sagt Martin Michallek, Vorsitzender des Neuburger Tauchsport-Clubs, auf Anfrage unserer Zeitung. Doch der Verein ließ die Vorwürfe nicht auf sich sitzen und antwortete mit einer Gegendarstellung, die unserer Zeitung ebenfalls vorliegt. Die Vorwürfe bezüglich des Einlasses sowie das Räumen des Hofes nach den Veranstaltungen werden darin zurückgewiesen. "Wir hatten im Vorfeld in den Termin-Planungen der Aufführungen darauf hingewiesen, dass die Zeiträume zwischen Aufführungsende und nächstem Aufführungsbeginn häufig zu kurz sind. Unser Einwand, der vor allem ein gefährdendes Aufeinandertreffen von ein- und gleichzeitig ausströmenden Besuchermassen verhindern sollte, wurde leider abgewiesen."

Zudem geht Michallek in dem Konterschreiben auf die laut Verkehrsverein fehlende Einweisung, wer mit welcher Berechtigung Einlass bekommt, ein. "Es wurden Sondereintritte mit Leuten vereinbart, wovon wir gar nichts wussten. Und jeder, der keine gültige Eintrittskarte oder keinen Ausweis hatte, wurde dann von uns auch nicht reingelassen", sagt der Vorsitzende und verweist auf diejenigen, die sich beispielsweise als Bühnentechniker ausgaben. "Dann hieß es von Seiten des Verkehrsvereins ,Das weiß man doch, wer das ist'." Die Plakette des Schlossfestkomitees sei auch nicht automatisch jeder Nachwuchs-Wache bekannt, schließlich trage zirka jeder fünfte eine große Zinnplakette um den Hals beziehungsweise sei mit Ansteck-Pin übersät", weist der Vorsitzende des Tauchsport-Clubs die Vorwürfe schriftlich zurück. Zwischenmenschliche Differenzen gebe es bereits seit Jahren, das bestätigen sowohl Lahn als auch Michallek. Doch die Situation spitzte sich so sehr zu, dass Michallek zum Schlossfest 2017 sogar einen Vertrag mit Vereinbarungen wie Wachenkonzept und Schichtplänen aufgesetzt hat, der die Diskussionen aus der Welt schaffen sollte. "Seit es diesen Vertrag gab, ist es dem Verkehrsverein noch schwerer gefallen, zu argumentieren ,Das war schon immer Aufgabe der Schlosswache und deswegen müsst ihr das machen'", erklärt er.

Auf die Aussage, dass man sich nicht hätte ausmalen wollen, was bei einem Unglück passiert wäre, reagiert der Tauchsport-Club in seinem Schreiben allergisch: "Wir hatten ein Sonderkontingent von fünf nüchternen Wachen ausgemacht, welches wir erfüllt haben." Darüber hinaus seien alle Taucher grundsätzlich besser mit Erste-Hilfe-Maßnahmen vertraut als der Durchschnittsbürger.

"Wir akzeptieren die Kündigung, aber nach all den Jahren ist es einfach schade, dass wir raus sind", sagt Michallek. Aber wenn der Verkehrsverein sie nicht haben wolle, dann sei das eben so. "Aber ich wünsche dem Verkehrsvereinsvorsitzenden trotz aller Vorkommnisse dennoch viel Erfolg bei der Ausrichtung der nächsten Schlossfeste".

Eine Antwort auf sein Schreiben hat der Tauchsport-Club bis heute nicht bekommen. "Es ist eine Sache der Betrachtungsweise", sagt Lahn und will sich nicht weiter zu den Geschehnissen äußern, betont aber: "In unserem Schreiben ist nur ein Bruchteil dessen aufgezählt, was vorgefallen ist." Die Schlosswache wird es laut Lahn weiterhin geben, nur mit neuer Besetzung. Wer das aber sein wird, darüber schweigt der Schlossfestchef.
 

Katrin Kretzmann