Kelheim
"Schlimme Schicksale"

Vernissage: Till Mayer zeigt im Donau-Gymnasium eindringliche Fotografien aus Kriegsgebieten

26.11.2019 | Stand 02.12.2020, 12:31 Uhr
Die Schülerinnen und Schüler des Arbeitskreises Demokratie am Donau-Gymnasium Kelheim haben die Ausstellung "erschüttert - Einschläge, die alles ändern" an ihre Schule geholt. −Foto: Schmailzl

Kelheim (igs) Journalist und Fotograf Till Mayer zeigt derzeit die Wanderausstellung "erschüttert - Einschläge, die alles ändern" in der Aula des Donau-Gymnasiums Kelheim.

Seit vielen Jahren hält Mayer die Langzeitfolgen von Konflikten und ihre Ursachen in seinen Fotos und Reportagen fest. Bis Donnerstag können sich die Schülerinnen und Schüler über das Schicksal der Menschen in Kriegsgebieten informieren.

Die Wanderausstellung unterstützt die Kampagne "Stop Bombing Civilians" der Organisation Handicap International (HI) im Kampf gegen den Einsatz von Explosivwaffen in bevölkerten Gebieten. Mayer arbeitet eng mit HI zusammen und wurde für seine Arbeit mehrfach ausgezeichnet. Mit ruhiger Stimme und deutlichen Worten sprach er über seine Arbeit in Kriegsgebieten und die Menschen, die er interviewt hatte. Er hielt in ausdrucksstarken Schwarz-Weiß-Fotos die Protagonisten, Kriegsschauplätze und Situationen fest. Mit gezielten Fragen bezog Mayer die Zuhörer in den Vortrag mit ein: "Wo gibt es noch Krieg? " Schnell kam die Antwort: "Ukraine". Wenn ein Scharfschütze im Schützengraben ist - wann kann er verletzt werden? Auch dies war den politisch gebildeten Schülerinnen und Schülern klar; nämlich, wenn der Soldat seinen Kopf heben muss, um zu zielen. Dabei führte Mayer den Anwesenden vor Augen, dass die Soldaten, die in der Ukraine kämpften, kaum älter waren als die Gymnasiasten.

Landrat Martin Neumeyer (CSU) und Kelheims Bürgermeister Horst Hartmann (SPD) richteten Grußworte an die Gäste der Veranstaltung. Es waren sogar ehemalige Schüler des Arbeitskreises Demokratie gekommen.

Die Initiatorin, Michaela Mallmann, unterrichtet Deutsch, Geschichte und Ethik. Als Fachbetreuerin ist sie für den Arbeitskreis Demokratie zuständig. Mallmann hat die Ausstellung mit den Schülern des Arbeitskreis es vorbereitet. 25 politisch interessierte Jugendliche der Jahrgangsstufen sechs mit zwölf nehmen am Wahlunterricht teil. Ziel ist es, sowohl das Demokratieverständnis zu fördern, als auch die Jugendlichen zu bestärken, Gutes zu bewirken. Im Jahr 2018 wurde die Arbeit des Arbeitskreises Demokratie vom Landesschülerrat und dem Kultusminister ausgezeichnet.

Was interessiert die Gymnasiasten an der Ausstellung? Jason Weber antwortete: "Dass Till Mayer sich traut, in diese gefährlichen Gebiete zu gehen. " Stefan Lermer beeindruckte, dass die Aufnahmen eine ungeschönte Wirklichkeit zeigen. Er möchte Verstehen lernen. Die elfjährigen Mädchen Miriam Mallmann und Magdalena Pindl stellten zwei Schicksale vor, die sie besonders berührten. Miriam: "Mashali Kahombo aus dem Kongo hat die traurigste Geschichte. " Die Schülerin stand vor dem Bild eines Kongolesen, der beim Einschlag einer Granate sein Bein verloren hat. Fast seine ganze Familie ist gestorben. Nur Kahombo und seine Tochter haben überlebt. Das Bild daneben zeigt die 79-jährige Valentina aus der Ukraine in einem Schutzkeller mit einer brennenden Kerze. Die Bomben haben das Gemüse in ihrem Garten zerstört. Magdalena findet: "Alles sind schlimme Schicksale. "

Der Leiter des DGK, Josef Schmid, hob bei seiner Ansprache die Preise des Arbeitskreises Demokratie hervor. Er lobte: "Mallmann hat mit dem Arbeitskreis aus politisch interessierten Schülern dafür gesorgt, dass die politische Bildung bei uns einen besonderen Stellenwert einnimmt. " Weiter führte Schulleiter Schmid aus, dass Mayer ein gefragter Aussteller sei, der deutschlandweit unterwegs ist.

Auf zwölf großformatigen Tafeln stellt Mayer Menschen vor, deren Leben durch Kriegsereignisse für immer verändert wurde. Die Folgen der Einsätze von Explosivwaffen werden beeindruckend veranschaulicht. Till Mayer möchte mit den Fotos aufrütteln. Für seine Vorträge bevorzugt er Schulen und Unis, weil die jungen Menschen keine Großeltern mehr haben, die vom Krieg erzählen, so wie es bei ihm selbst noch war. Mayer legt den jungen Menschen ans Herz: "Genießt das Leben; aber denkt auch an Menschen, denen es nicht so gut geht. " Die Schülersprecher des DGK und Mitglieder des Arbeitskreises Demokratie - Felix Krohner, Sarah Kühn und Michael Gruber - bedankten sich bei Mayer mit einer Quietschente mit dem Peace-Zeichen.