Traunstein
Schleuserprozess um 17 Tote im Mittelmeer ausgesetzt

18.11.2019 | Stand 02.12.2020, 12:35 Uhr
Das Landgericht Traunstein. −Foto: Peter Kneffel/dpa

Nach neuen Beweisanträgen hat das Landgericht Traunstein einen Prozess gegen einen mutmaßlichen Schleuser wegen einer tödlichen Flucht über das Mittelmeer vorerst ausgesetzt. Der für diesen Dienstag geplante Verhandlungstag falle aus, teilte ein Gerichtssprecher am Montag mit. Es seien weitere Ermittlungen nötig.

Die Staatsanwaltschaft hatte vergangene Woche beantragt, die Richter und die Staatsanwältin des ersten Prozesses zu diesem Fall als Zeugen zu hören. Der Verteidiger des Angeklagten wollte ihren Angaben zufolge, dass der Kapitän, der erste Offizier sowie die Besatzung des türkischen Frachtschiffes ermittelt und vernommen werden. Die Rolle des Kapitäns und seine Identität seien bis heute unklar.

Im September 2015 war ein Schlauchboot mit gut 50 Menschen an Bord auf dem Weg vom türkischen Izmir in Richtung Griechenland mit einem Frachter kollidiert. 17 Flüchtlinge starben, unter ihnen sechs Kinder.

Im Sommer 2017 hatte das Landgericht Traunstein einen heute 30-jährigen mutmaßlichen Vermittler, den 26-jährigen Bootsführer und einen dritten Mann - alle selbst Flüchtlinge aus Syrien - wegen der Schleusung verurteilt. Der 30-Jährige bekam vier Jahre Haft wegen gewerbsmäßiger Schleusung. Nach Revision der Staatsanwaltschaft hob der Bundesgerichtshof das Urteil auf, nun wird neu verhandelt.

dpa