Ingolstadt
Schlag ins Wasser

Pandemie lässt Besucherzahlen einbrechen: Freizeitanlagen GmbH verbucht Einbußen und auch Mehrkosten

30.10.2020 | Stand 23.09.2023, 15:08 Uhr
Auch im Sportband sind die Besucherzahlen eingebrochen. Ab Montag ist es wieder geschlossen wie alle anderen Freizeitanlagen. −Foto: Hammer

Ingolstadt - Ziemlich nass rein geht es in Zeiten der Pandemie auch der Freizeitanlagen GmbH unter dem Dach der Stadtwerke.

Erst der zweimonatige Lockdown im Frühjahr, dann ein Betrieb mit stark eingeschränkten Besucherzahlen, und jetzt der nächste Schlag. "Die Entscheidung der Regierung, die Freizeitanlagen erneut zu schließen, ist nachvollziehbar, trifft uns und unsere Besucher aber sehr hart", sagt Stadtwerke-Chef Thomas Hehl. Das Virus beeinflusst natürlich auch die künftige Finanzplanung - bei der bereits vorsorglich Millionen fürs Wonnemar eingeplant sind.

Die Einbrüche sind dramatisch: Vor Corona kamen in Spitzenzeiten bis zu 7300 Gäste pro Tag ins Freibad, in diesem Sommer waren es maximal 1450 - verteilt auch drei Zeitfenster. Die Eisdisco hat vor Corona teilweise über 650 Schlittschuhläufer pro Tag angelockt - in die neue Saison startet die beliebte Veranstaltung mit je 75 erlaubten Besuchern.

Fazit von Peter Regensburger, Chef der Freizeitanlagen: "Auch wenn die Einschränkungen im Betrieb drastisch sind, konnten wir feststellen, dass sich fast alle Besucher hervorragend an die geltenden Regeln gehalten haben. Die Gäste waren froh, ein Stück Normalität in unseren Anlagen genießen zu können. "

Die stark gesunkenen Besucherzahlen sind schon schlimm genug. Dazu summieren sich Aufwendungen für zusätzliche Arbeiten und zusätzliches Personal: Zum Beispiel für die Desinfektion der Bäder in den Pausen zwischen den Zeitfenster, das Aufhängen der Beschilderung zu den neuen Regeln und Wegführungen, das Anbringen von Desinfektionsmittelspendern, die Markierung der Abstandsflächen im Wartebereich, die Errichtung von Absperrungen sowie die Überwachung der Hygieneregeln während des Bade- und Eisbetriebs.

So entstanden bisher insgesamt 148000 Euro Mehrkosten für Sicherheitspersonal und 40000 Euro für Hygieneartikel. Im Hallenbad Südwest saß früher niemand an der Kasse, seit Corona ist immer eine Sicherheitsfachkraft eingeteilt, die den Zutritt mit den Buchungscodes des Onlinesystems abwickelt. Auch im Freibad musste das Sicherheitspersonal zur Unterstützung der Kassenkräfte massiv aufgestockt werden. Das Online-Buchungssystems kostet natürlich auch Geld.

Wie es laut Wirtschaftsplan 2020/21 aussieht, wird Corona der städtischen Tochtergesellschaft also einen Strich durch die Rechnung machen. Allein bei den Betriebskosten für Bäder und Eisflächen rechnen die Finanzplaner für das kommende Geschäftsjahr mit einem Minus von rund fünf Millionen Euro - mehr als das Dreifache des Vorjahreswerts.

Den Planungen zufolge stehen Kosten von knapp zehn Millionen Euro Erlösen von lediglich 6,8 Millionen Euro gegenüber: Das ergibt eine Lücke von mehr als drei Millionen Euro. Für Investitionen wird ein kreditfinanziertes Budget von mehr als 23 Millionen Euro bewilligt.

Und dann ist da noch das Wonnemar: Nach der Insolvenz der Betreibers dürfte es in Ingolstadt darauf hinauslaufen, dass die Stadt das Erlebnisbad übernimmt, dessen Sanierung aktuell gestoppt ist. Im Stadtratspapier zum Wirtschaftsplan ist - vorsichtig formuliert - von einem "voraussichtlichen Heimfall" und einer Wiederinbetriebnahme im Oktober 2021 die Rede. Der daraus resultierende Verlust wird mit rund 2,3 Millionen Euro pro Jahr beziffert.

In Sachen Wonnemar gibt es aus Sicht der Stadt aktuell nichts Neues: Zunächst einmal seien die Entscheidungen des vorläufig bestellten Insolvenzverwalters und ein noch ausstehender Insolvenzeröffnungsbeschluss des Gerichts abzuwarten, der sich noch einige Wochen hinziehen könne, teilt Stadtsprecher Michael Klarner mit. Denn nur Insolvenzverwalter und Gericht können für die Interspa-Unternehmen Entscheidungen treffen. "Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestehen erste Kontakte, er verschafft sich gerade eine Überblick über die Vermögenslage", heißt es.

Die gute Nachricht: Ihr Minus verrechnen die Freizeitanlagen als Tochtergesellschaft wie seit Jahren aus Steuerersparnisgründen über die Stadtwerke, deren Sparte Energie beispielsweise gewinnbringend ist. Es fließt aber auch Geld in die Kassen: Etwa ein Verkaufsgewinn von 5,6 Millionen Euro für das Grundstück an der Saturn-Arena, das die Volksbank Raiffeisenbank Mitte bebauen will. Eine ähnlich große Teilfläche erwirbt die Stadt Ingolstadt auf Vorrat - hierfür ist ein Gewinn von 2,9 Millionen Euro verbucht. Die Inbetriebnahme der beiden geplanten Blockheizkraftwerke ist für das kommende Geschäftsjahr geplant.

DK

Suzanne Schattenhofer