Schrobenhausen
Schlaflied für die Stadt

25.10.2010 | Stand 03.12.2020, 3:32 Uhr

Brachten New Orleans nach Schrobenhausen: die Hot Lips mit (v. l.) Wolfgang E. Ott, Bob Strauss, Heini Buckenmaier, Michael Etzel, Otmar Dicker und Hannes Eickhorst. - Foto: Faltin

Schrobenhausen (SZ) Oldtime Jazz brachten am Freitagabend die Hot Lips aus München in den Pfarrsaal von St. Jakob. Blues, Ragtime, Swing aber auch Rock ’n’ Roll wurde im typischen Hot Lips Sound gespielt.

Die Hot Lips, das sind Michael Hot Lips Etzel (musikalische Leitung, Trompete und Gesang), Bob Strauß (Klarinette und Saxofon), Hannes Eickhorst (Posaune), Wolfgang E. Ott (Banjo und Conférence), Otmar George Dicker (Kontrabass) und Heini The Tiny Buckenmaier (Schlagzeug). Gegründet wurde die Band 1988 und spielt seit 1991 in der gleichen Besetzung. Zu Hause und groß geworden sind sie in Schwabing. Als einziger Exot in der Formation gilt Ott, Nordfriese, der im Schrobenhausener Land wohnt und arbeitet.

Die Hot Lips spielen in der klassischen Dixielandbesetzung die  Hits der Ballrooms von Ragtime bis Swing. Die große Spielfreude der Musiker, ihre Begeisterung für den Oldtime Jazz und die eigenen, ideenreichen Arrangements prägen den unverwechselbaren Stil der Band und geben ihrer Musik einen Schwung, der jedes Publikum mitreißt.

Im Halbtonschritt

Auf seine bekannt launige Art und Weise führt Wolfgang Ott durch das Programm. Im ersten Teil des Auftritts hatte er die Stücke nach Tonarten sortiert. Angefangen bei Es-Dur, einer typischen Jazztonart, ging es immer eine Tonstufe höher. Im schnellen Wechsel zwischen den Stilrichtungen und Komponisten entging den etwa 80 Zuschauern nicht, mit wie viel Spaß und Freude die Musiker auf der Bühne standen.

Nach der Pause zogen die sechs Jazzer mit der Bourbon-Street-Parade wieder auf die Bühne. Eine Street Parade war eine der musikalischen Besonderheiten in New Orleans. Wo immer ein paar Musiker zusammentrafen, zogen sie spielend durch die Straßen. Zum Gedenken an die Zerstörung der Musikmetropole durch den Hurrikan Katrina im August 2005 hat Michael Etzel ein Stimmungsbild über das "Old New Orleans" getextet und komponiert. Viele der typischen Dixieland- Blues- und Jazzelemente hat er in diesem Stück vereint.

Trommelsolo

Einer der Höhepunkte des Abends war das Duett von "Rollender Donner" und "Flatternder Darm", zwei als Indianer verkleidete Musiker im Duett von Kontrabass und Schlagzeug. Dass man zum Trommeln nicht unbedingt ein Schlagzeug braucht, zeigte der kleinste, Tiny Buckenmaier, als er auf allem trommelte, was ihm unter die Stöcke kam. Der Fußboden, Mikrofonständer und auch der Kontrabass mussten als Perkussionsobjekte herhalten.

Lustig auch die Vorstellung der einzelnen Musiker. So sagte Michael Etzel über Wolfgang Ott: "Bei Duke Ellington hat er nicht gespielt, bei Count Basie auch nicht. Aber Louis Armstrong hat über ihn gesagt: I don’t know him!"

Nach weit über zwei Stunden ging für die etwa 80 begeisterten Zuhörer ein Konzert der ganz besonderen Art zu Ende. Zum Abschluss spielten die Hot Lips ein Schlaflied: "Sleepingtime in Schrobenhausen".