Eine Seitenlänge von knapp 3,80 Meter, 30 Kilogramm schwer, rot mit der Aufschrift Müllerbräu: Der Sonnenschirm vor der Salat-Café-Bar Amici gehört zum Laden wie die Tomate in den Salat. Was sich in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch aber abgespielt hat, ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten.
Kathrin Niehues, die zusammen mit ihrem Mann Marc die Salatbar betreibt, kam am Mittwochmorgen zur Arbeit. "Ich habe gesehen, dass es vor dem Laden sehr leer ausschaut", erzählt die Inhaberin, die sofort gemerkt hat, dass der Riesen-Sonnenschirm fehlt. Gemeinsam mit ihrem Mann, der kurze Zeit später zur Arbeit kam, kontaktierte sie die Versicherung und anschließend die Polizei. Auch machte das Ehepaar mit der Bitte um Hinweise einen Facebook-Post. "Wir waren schon ziemlich von der Sache genervt. Wir sind auch ganz schön von der Coronapandemie gebeutelt - und dann noch sowas", sagt Marc Niehues.
Kurz nach Feierabend meldete sich dann eine Frau bei den Niehues, die ihre Mutter in Pfaffenhofen besuchte und der der rote Schirm im Nachbarsgarten, aufgefallen war. Das Ehepaar machte sich sofort auf den Weg zu dem besagten Garten, der nur ein paar hundert Meter entfernt vom Amici liegt, um sicherzustellen, dass es sich tatsächlich um den geklauten Schirm handelt. Angekommen bestand kein Zweifel mehr: "Dem Schirm fehlten die Platten, die ihn halten. Die hatten sie nämlich vor dem Laden liegen lassen, weil sie vermutlich zu schwer waren", erzählt die Ladenbesitzerin, die auch gleich die Polizei informierte. Ein Mann, der das Ehepaar bei der Observation beobachtete, warnte vermutlich die neuen "Besitzer" des Schirms, denn als die zwei jungen Beamten ankamen, klappten sie ihn zusammen und ließen ihn verschwinden. Auf den Schirm angesprochen, wusste niemand wem er gehört, denn es sei ein Gemeinschaftsgarten, den mehrere Parteien nutzen.
Nach langer Diskussion wurde dem Ehepaar der Sonnenschirm über den Zaun gereicht. "Den habe ich triumphierend entgegengekommen", sagt Marc Niehues. Die Polizisten machten dem Ehepaar aber wenig Hoffnung, da die Ermittlung vermutlich ins Leere laufen werde, wenn dort jeder jeden deckt. Dem Ehepaar geht es auch weniger um den 400-Euro-Schirm, sondern eher um die Dreistigkeit.
Sie freuen sich aber, dass es noch so nette Menschen gibt, wie die Frau, die sich gemeldet hatte. "Wir freuen uns sehr, dass Facebook dabei helfen konnte", sagt der Ladeninhaber. "Wir waren echt Stadtgespräch und die Leute, die jetzt zu uns kommen, sprechen uns darauf an und freuen sich auch, dass der Schirm wieder da ist", so das Paar. Jetzt kann der Sommer kommen.
PK
Daniela Blaimer
