Schildgurke trifft Fenchel-Ufo

14.05.2021 | Stand 23.09.2023, 18:38 Uhr
Bei den "Küchenspielen" nutzt Puppenspieler Ariel Doron Lebensmittel und Alltagsgegenstände aus der Küche für seine Vorstellung. −Foto: Yair Meyuhas

Erlangen - Ariel Doron sitzt in seiner Küche und langweilt sich.

"Schaut mal", sagt er zu seinem Publikum, das in Corona-Zeiten zu Hause vor dem Computer sitzt, und lässt die Kamera durch den Raum wandern. "Es passiert nix. Überhaupt nix! " Er überlegt. "Vielleicht spiele ich einfach mal was. " Doch im Schrank findet man nur Tellerstapel und im Kühlschrank gerade mal eine Aubergine. Die wird kurz darauf zum Wal und durchpflügt - unterlegt von unheildräuender Musik und Wasserrauschen - die Küchenwelt. "Was will der von mir? ", fragt Ariel Doron. Das Publikum soll die Geschichte weitererzählen. "Vielleicht hat er Hunger", sagt jemand. Und schon beißt sich der Auberginen-Wal an Ariel Dorons Bart fest. "Das ist ein Bartenwal", witzelt ein (erwachsener) Zuschauer.

"Küchenspiele" heißt das Programm von Ariel Doron für Kinder ab vier Jahren, das im Rahmen des heuer rein digital stattfindenden internationalen Figurentheaterfestivals als Livestream via Zoom zu sehen ist. Die Stücke des Puppenspielers aus Israel sind oft satirische Kommentare zu gesellschaftspolitischen Entwicklungen. Hier geht es aber vor allem darum, unbelebte Dinge zum Leben zu erwecken, Geschichten zu erfinden und gemeinsam weiterzuspinnen. Was könnte denn eine Banane alles sein? Ein Boot. Eine Schaukel. Eine Schlange, die sich häutet. Ein Seepferdchen. Ein Elefant! "Kann jemand mal das Geräusch dazu machen? ", fragt Ariel Doron. Und weil die Stummschaltung der Geräte aufgehoben ist, ertönt von irgendwoher ein leises Tröten.

Der Fenchel stakst wie ein langbeiniges Tier herum, wird dann zur Qualle, zum Raumschiff und bricht dann entzwei. Eine Schildgurke (eine kleine Gurke im Hand-Panzer) frisst und wird gefressen. Drei Orangengesichter schwitzen und heulen sich verdrießlich Saft aus dem Leib. Und die Zubereitung eines Tees entführt alle in unergründlichen Unterwasserwelten, bevölkert von bizarren Lebewesen.

Witzig ist das. Poetisch. Gruselig. Anrührend. Weil es den Blick weitet und die Fantasie anstupst. Langeweile? Gibt's nicht mehr. In der Küche lauern jede Menge Abenteuer.

DK


Anja Witzke