Thalmässing
Schier unendlicher Fundus an Lesestoff

Thalmässinger Bücherflohmarkt zum Jubiläum lässt Groß und Klein zwischen den Seiten schwelgen

22.09.2020 | Stand 02.12.2020, 10:31 Uhr
Gehen gemeinsam auf Bücherschatzsuche: Helga Muhr-Zenk, Büchereileiterin Waltraud Vogel und Monika Zenk (von links). −Foto: Leykamm

Thalmässing - Ihren Bücherflohmarkt - immer zum Michaelimarkt - will sich die evangelische Bücherei in Thalmässing in ihrem goldenen Jubiläumsjahr nicht nehmen lassen.

Auch wenn das Marktgeschehen selbst wegen der Corona-Pandemie abgesagt ist. Der Erfolg gibt den Verantwortlichen recht: Ein emsiges Kommen und Gehen ist im Haus des Buches zu beobachten, das dank einer Einbahnstraßenregelung Corona-gerecht besucht werden kann.

Schmökern zum 50.: Das ist auch die Parole von Monika Angermeyer, die mit ihren beiden Söhnen Maximilian und Ferdinand aus Kleinhöbing angeradelt kommt. Doch bis in das Gebäude dringen die drei zunächst einmal gar nicht vor. 18 große und kleine Kisten voller Kinderbücher warten nämlich schon im Außenbereich, wo sich bei den spätsommerlichen Temperaturen wunderbar auf Entdeckungsreise gehen lässt.

Für Maximilian ist der Flohmarkt ein echtes Paradies: Der Siebenjährige steckt voller Lesedrang und Wissbegierde, so dass es ihm vor allem die Sachbücher angetan haben. Fünf Euro Taschengeld will er ausgeben - das reicht am Flohmarkt für ebenso viele Bücher. "Günstiger kann man sich mit Lesestoff gar nicht eindecken", merkt da die Büchereileiterin Waltraud Vogel an. Nur für was sich entscheiden? "Da gibt es Bücher mit 800 Seiten", weiß Max. Zum Beispiel bei den Thrillern im Innern der Bücherei wie "Das Bourne Vermächtnis". Und lange bevor es 13 schlägt, bleibt die Wahl für Klassiker verschiedener Zeiten mit jener Zahl im Titel: "Conni und die verflixte 13" oder doch lieber "Jim Knopf und die wilde 13"? Derweil blicken Ferdinand riesige Fahrzeuge aus einem Bilderbuch entgegen - da hat der Dreijährige schnell seine Wahl getroffen. "Super Bücher, ein toller Flohmarkt - wir sind echt begeistert. " Sagt Mutter Monika. "Da weiß man gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll", kommentiert sie Minuten später die große Auswahl, Im Innern des Hauses hat auch sie die Qual der Wahl.

Derweil haben Ilona und Tobias Minameyer den Außenbereich für sich entdeckt, während der dreimonatige Moritz friedlich im Tragetuch ruht. Als Grundschullehrerin hat die Mama natürlich einen Blick für Qualität, selbst bei Bilderbüchern. Und richtig: Gleich das erste Buch, zu dem sie greift, weist einen gewissen Michael Ende als Autor aus. Auch bei der großen Spinne, die eines der Bilderseiten bestimmt, zuckt die Pädagogin nicht zurück.

Ihr Ehegatte denkt beim Schmökern an die Flohmarkttage der eigenen Kinderzeit zurück - weit vor dem Umzug ins neue Haus des Buches: "Im alten Turm auf Entdeckungsreise zu gehen, war immer ein besonderes Erlebnis. " Alte Gemäuer scheinen es ihm ohnehin angetan zu haben: "Das Buch mit den Burgen nehmen wir auf jeden Fall mit. " Dazu vielleicht noch eines über die Häuser der Zukunft? Das Paar ist sich noch unsicher. Ein Ratgeber zur eigenen Zukunft aber bleibt liegen: "Wie man die Windel los wird? Dafür ist es noch zu früh. "

Ein ganz praktisches Bilderbuch für die eigene Gegenwart findet dafür die vierjährige Lotta Schmehling aus Thalmässing, deren Kinn ein Pflaster ziert: "Alles wieder gut! " steht auf dem Buchdeckel zu lesen. Auch der kleine Rabe Socke ist mal krank.

Ihre zweijährige Schwester Greta wird ebenfalls fündig. Mutter Ramona ist froh, dass sie und ihre Töchter heute unverhofft mehr Zeit haben als geplant. An den Flohmarkt haben die drei Stammgäste nämlich gar nicht gedacht: "Wir wollten eigentlich nur Bücher zurückgeben. "

Mitgenommen werden hingegen "Omas beste Hausmittel" in Schriftform - und zwar von der Thalmässingerin Helga Muhr-Zenk, der aber zugleich nach der großen weiten Welt zumute ist. Zumindest nimmt sie ein Buch über reisende Frauen mit, die ihr Glück weit von der Heimat entfernt suchen. In die Welt der Fantasie zieht es dagegen Tochter Monika Zenk aus Nürnberg: "1001 Nacht" und "Harry Potter" packt sie für sich ein, außerdem noch einen praktischen Ratgeber: "Kochen für Kinder". Gemeinsam mit der Chefin begibt sie sich mit kriminologischen Spürsinn auf die Suche nach einem Krimi, "der gerade noch da war". Nun aber ist er wohl schon gekauft.

Das Suchen bringt Waltraud Vogel selbst zum Schmökern, "dabei wollte ich gar keine Bücher mitnehmen". Hat sie doch schon eine stattliche Sammlung bei sich zu Hause - inklusive der Werke, "die ich schon als 18-Jährige verschlungen habe". Aber wenn sich da "Das Rosie-Projekt" und "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" plötzlich vor einem auftun kann man es sich schon noch einmal anders überlegen.

Und auch Mutter Helga und Tochter Monika können sich nicht so ganz losreißen, als sie das Gebäude verlassen. Sie bleiben noch ein Weilchen bei den Kinderbüchern draußen hängen. Am Ende sind alle zufrieden. Und die Bücherei hat gleichfalls etwas von der Aktion. Das eingenommene Geld soll wie in den vergangenen Jahren zur Anschaffung von neuen Büchern verwendet werden.

HK