Schiedsrichter in einer Hauptrolle

23.10.2006 | Stand 03.12.2020, 7:24 Uhr

Schrobenhausen (SZ) "Hauptsache gewonnen" – so der am häufigsten abgegebene Kommentar nach dem 63:60 (17:9 17:14, 15:18, 14:19)-Heimtriumph der SSV-Basketballer gegen den TV 1862 Passau.

Die Schrobenhausener wollten es tunlichst vermeiden, irgendwelche Negativäußerungen über die beiden Referees zu tätigen. Grund hierfür hätte es allemal gegeben, denn die zwei "Unparteiischen" erwischten einen rabenschwarzen Tag und wurden sehr bald zu Hauptdarstellern auf dem Spielfeld. Besonders bitter für den SSV: Nahezu alle Fehlentscheidungen wurden gegen ihn ausgesprochen. Ein zunächst extrem einseitiges Match drohte dadurch tatsächlich noch zu kippen!

Zunächst sah alles nach einem lockeren Spaziergang der Schrobenhausener aus: Nach dem ersten Viertel betrug ihr Vorsprung bereits acht Zähler, in der 15. Minute führten sie sogar mit 24:9. Vor allem defensiv lief es bei den Hausherren nach Wunsch, auch wenn Topscorer Matthias Straub schon früh drei persönliche Fouls auf dem Konto hatte.

Aber kaum war die Halbzeitpause beendet, begann das stolze SSV-Polster langsam zu schrumpfen. Die Passauer gingen nun größeres Risiko, und auf einmal trafen sie auch besser. Bloß dass es im letzten Viertel wirklich noch einmal eng werden könnte, das glaubten wohl selbst die größten Pessimisten im Schrobenhausener Lager nicht mehr.

Womit auch sie irrten – nicht zuletzt dank der beiden Referees, die nun absolut alles taten, um keinesfalls als Heimschiedsrichter zu gelten. Nur zwei Beispiele für ihre merkwürdige Regelauslegungen: Als ein Passauer den SSV-Kapitän Matthias Straub inklusive Ball in die Sprossenwand am Spielfeldrand drückte, entschieden die "Unparteiischen" spontan auf Einwurf für den TV 1862. Und den Wurf eines Gästeakteurs an die Ringseile, die an der Hallendecke befestigt sind, bemerkte das Schiedsrichterduo gar nicht erst – im Gegensatz zu wohl jedem der etwa 250 Zuschauer. Außerdem brachten es die Referees fertig, dem SSV insgesamt 32 Fouls aufzubrummen. Der TV 1862 Passau erhielt nicht einmal die Hälfte davon, und es war wahrlich nicht so, dass die schwarz gewandeten Niederbayern als "Friedensengel" ins Sachen Basketball unterwegs waren.

Sehen wir es positiv: Dank der "Unparteiischen" bekam das Publikum wenigstens eine dramatische Schlussphase geboten. Eine, in der die Gäste 2:20 Minuten vor dem Ende sogar erstmals in Führung gingen: 56:55 für Passau, den Schrobenhausenern drohte tatsächlich kurz der sportliche Super-GAU an diesem Abend!

Aber die SSV-Routiniers Michael Herbort, Wolfgang Peter und Markus Geng behielten in dieser aufgeheizten Atmosphäre die Nerven: Cool schafften sie nun die entscheidenden Korberfolge für die Hausherren, wendeten erneut das Blatt und sorgten schließlich für einen 63:60-Erfolg der Ihren nach 40 Minuten. Die Heimpremiere 2006/07 des SSV, sie ist also doch noch geglückt! Trotz der "Unparteiischen" . . .

Diesen irgendeine Absicht zu unterstellen, davor hüteten sich die Schrobenhausener Headcoaches nach der Schlusssirene: Andreas Bernitt und Jörg Weber schmunzelten lieber, ihre Blicke sagten aber mehr als tausend Worte. "Jetzt ist es uns zumindest gelungen, auch einmal ein enges Match zu gewinnen, nachdem wir zuletzt zwei Mal äußerst knapp auswärts verloren", erklärten sie unisono. Um dann gaaanz tief durchzuatmen . . .

Das mit 63:30 siegreiche Team des SSV: Winfried Amann, Marcus Burg, Daniel Edler (6 Zähler), Jonas Edler (1), Markus Geng (2), Michael Herbort (19), Benjamin Lang (2), Claus-Jürgen Ludwig (2), Florian Mair (5), Wolfgang Peter (19), Niklas Schormair (3) und Matthias Straub (4).