Neuburg
Schiedsrichter – auch ein Job für Frauen

Marietta Menner, Lena Wöllmer, Barbara Karmann und Patricia Kienle haben viel Spaß bei ihrem Hobby

15.02.2013 | Stand 03.12.2020, 0:30 Uhr

Sorgen für positive Schlagzeilen: Von links Lena Wöllmer, Marietta Menner, Patricia Kienle und Barbara Karmann - Foto: Riedl

Neuburg (DK) Vor zehn Jahren war es noch eher eine Ausnahme, wenn eine Frau als Schiedsrichterin zur Spielleitung erschien. Inzwischen gibt es einige Mädchen und junge Frauen, die gefallen an dieses Amt gefunden haben.

Auch in der Schiedsrichtergruppe Neuburg ist es nicht anders. Im Jahr 1981 war Gudrun Schneider die erste Frau in der Region, die diese Tätigkeit ausführte. Die Oberhauserin leitete damals vornehmlich Jugendspiele, hin und wieder auch ein Herren-Spiel. 25 bis 35 Spiele waren es pro Jahr; insgesamt 386 Einsätze. Eine tolle Sache!

Heute hat die Gruppe Neuburg mehrere weibliche Schiedsrichter, die auch in den Leistungsklassen zu finden sind. Allen voran Marietta Menner, die aktuell Spiele in der Herren-Landesliga und der Frauen-Regionalliga leitet. Lena Wöllmer ist in der Bezirksliga regelmäßig im Einsatz und Barbara Karmann ist auf den Sprung dorthin; sie ist im Förderkader des Bezirkes. Aber auch Nachwuchstalent Patricia Kienle schickt sich derzeit an, in den Förderkader zu kommen.

Nachdem am 1. März der nächste Neulingslehrgang beginnen soll, würde sich Obmann Paul Birkmeir und Lehrwartin Marietta Menner freuen, wenn vielleicht auch noch das eine oder andere Mädchen sich anmelden würde. Bisher sind es nur neun Anmeldungen; darunter aber kein Mädchen.

Im Vorjahr war Patricia Kienle vom FC Zell/Bruck mit dabei. Die 15-Jährige wollte damals ein paar Tipps für ihr eigenes Fußballspiel sammeln, da sie auch selbst aktiv spielt. Inzwischen hat sie dermaßen viel Spaß und Freude an der Schiedsrichterei gefunden, dass sie regelmäßig Spiele leitet und sogar ein ernstzunehmender Kandidat für höhere Aufgaben geworden ist. Fragt man sie nach Vorteile, die sie von der Schiedsrichterei für ihr Privatleben verwenden kann, antwortet sie inzwischen sehr selbstbewusst: „Ich habe jetzt deutlich mehr Kontakte zu Leuten außerhalb meines Vereins, die mir in Sachen Fußball weiterhelfen können. Zum anderen habe ich auch einen weiteren wichtigen und positiven Punkt in meinen Bewerbungen“.

Gruppe gewechselt

Ähnlich verlief auch der Start bei Lena Wöllmer, die allerdings schon seit März 2005 Schiedsrichterin ist. Sie wurde damals von Markus Heumader, einen äußerst erfahrenen Regelhüter und damaliger Lehrwart der Gruppe Nordschwaben, einfach gefragt, da sie in der Mädchenmannschaft ihres Heimatvereins SC Wallerstein Fußball spielte. Zusammen mit einer Freundin nahm sie dann am Neulingslehrgang teil, was sie bislang nicht bereut hat. Inzwischen leitet sie selbst Spiele in der Herren-Bezirksliga und ist als Assistentin in der 2. Frauen-Bundesliga im Einsatz. Aus privaten Gründen wechselte sie im Vorjahr zur Gruppe Neuburg, wo sie sich sehr wohl fühlt. Interessant ist eine Aussage von Lena, die Sportökonomie in Bayreuth studiert: „Man lernt als Schiedsrichter mit unterschiedlichen und auch schwierigen Personen umzugehen und entwickelt dadurch eine eigene starke Persönlichkeit“.

Barbara Karmann, 26 Jahre jung, kam durch den damaligen Obmann Jürgen Roth und ihrem Vater Ulli Karmann, inzwischen ein echtes Urgestein der Gruppe Neuburg, zu diesem nicht alltäglichen Hobby. Im September 2010 legte sie die Prüfung ab und hat sich seither Schritt für Schritt verbessert. Aktuell ist sie im Förderkader des Bezirkes, was bedeutet, sie leitete schon Bezirksliga-Spiele der Herren und wird aller Voraussicht dorthin aufsteigen. Die Einzelhandelsverkäuferin sprüht vor Ehrgeiz und ist sehr engagiert. Eigentlich war sie aktive Fußballerin in der Frauen-Mannschaft der DJK Sandizell, hat aber an der „Pfeiferei“ enormen Spaß gefunden, so dass sie sich nur noch um dieses Hobby kümmert und dadurch die DJK in dieser Funktion sehr unterstützt. Folglich ist Barbara auch Woche für Woche im Einsatz, wobei es ihr egal ist, ob sie selbst Spiele leitet oder ob sie als Assistentin unterwegs ist. „Hauptsache ich kann viele Erfahrungen sammeln, die mich weiterbringen“.

Eine Ebene weiter ist Marietta Menner. Der 26-Jährige aus dem Aichacher Stadtteil Obermauerbach wechselte vor vier Jahren von der Gruppe Ostschwaben nach Neuburg, da hier deutlich mehr für den Nachwuchs getan wird und sie generell mehr Perspektiven sah. Sie musste ihre aktive Fußballerkarriere bereits mit 14 Jahren wegen eines Kreuzbandrisses beenden, wollte aber mit diesem Sport verbunden bleiben. Hans Mangold, damaliger Abteilungsleiter der SG Mauerbach und selbst seit vielen Jahrzehnten Schiedsrichter konnte sie für dieses Amt begeistern. Sportlich gesehen ist sie ein Aushängeschild der Gruppe Neuburg, denn sie leitet seit dieser Spielzeit auch Spiele in der Herren-Landesliga und in der Regionalliga der Frauen.

U17-Länderspiel geleitet

„Ich wurde auch zu einem U17-Juniorinnen Länderspiel durch den DFB nominiert, was sicherlich ein Höhepunkt in meiner bisherigen Karriere war“, so die angehende Gymnasial-Lehrerin für Deutsch und Geschichte. Seit zwei Jahren ist Marietta auch Lehrwartin der Gruppe Neuburg, womit sie nicht nur Verantwortung übernahm, sondern ihr ebenfalls sehr viel Spaß macht. Sie zieht natürlich besondere Fähigkeiten aus ihrem Hobby, welche auch für ihr kommendes Berufsleben sehr wichtig sind: Durchsetzungsvermögen, unerwartete Situationen meistern, flexibel und bestimmt auf unterschiedliche Situationen und Charaktere reagieren und natürlich die permanente Bildung einer gefestigten Persönlichkeit.

Nur neun Anmeldungen

Sie und die Verantwortlichen der Schiedsrichtergruppe Neuburg würden sich riesig freuen, wenn sich für den am 1. März beginnenden Neulingslehrgang auch Mädchen anmelden würden. Dieser Lehrgang wird auch schon am 3. März mit einer „machbaren“ Prüfung abgeschlossen. „Letztendlich benötigt man nur den Freitagabend und ganzen Samstag für die kompakte Grundausbildung“, so Marietta Menner.