Schicht für Schicht durch die Nacht - die Autobahnbaustelle auf der A 9

01.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:22 Uhr
Auf den letzten Metern: Die Straßenbauer auf der A 9. −Foto: Severin Straßer

Pfaffenhofen (PAF) Es fehlt nicht mehr viel: Die Straßenbauer haben die Mammutbaustelle auf der A 9 fast geschafft. Eine Reportage.

Die Dunkelheit hat auch den kleinsten Rest an Tageslicht geschluckt. LED-Strahler tauchen den Baustellenbereich auf der Autobahn A 9 in fahles Licht. Als ob Vollmond wäre. Günther Silberhorn hupt, anschließend beginnt die Maschine unter ihm zu vibrieren und setzt sich langsam in Bewegung. Von der Kühle der Nacht ist hier nichts zu spüren. Tonnenweise bis zu 170 Grad heißer Asphalt werden direkt unter dem Gitter zu Silberhorns Füßen von der Maschine verarbeitet. Er steuert den Asphaltfertiger.


Das Herzstück des Bautrupps, der in dieser Nacht zwischen Kilometer 388 und 389,1 die Binderschicht auf die A 9 aufbringt. Etwa 25 Tonnen des grobkörnigen Gemischs kippen die Lastwagenfahrer vorne in Silberhorns Arbeitsgerät, hinten an der acht Meter breiten Bohle, die Mirko Horn und Erwin Vogel bedienen, legt sich die Binderschicht mit etwa zehn Zentimetern Stärke auf die Tragschicht. Sie hat der Trupp einige Tage vorher eingebaut.

Anfang April haben die Bauarbeiten auf der Autobahn zwischen dem Dreieck Holledau und Allershausen auf der Fahrbahn nach Süden begonnen, jetzt geht es dem Ende zu. „Mit Ausnahme des Lärm mindernden Belags werden wir nächste Woche mit den Asphaltarbeiten fertig“, sagt Projektleiter Helge Clauß. Anfang Oktober soll dann auch das erledigt sein. „Nach fünf Monaten merkt man, dass die Leute am Limit sind.“ Die Baustelle läuft schließlich 24 Stunden, an sieben Tagen die Woche. Die gelben Fahrbahnmarkierungen werden dann entfernt, Autos und Lastwagen können dann bei viel Verkehr in beiden Richtungsfahrbahnen bis zum Dreieck Holledau den Standstreifen benutzen.

Der beinahe tägliche Stau im Pendlerverkehr soll dann der Vergangenheit angehören. Im Anschuss wird nur noch die Rastanlage Holledau zwischen der Tankstelle und dem Rasthaus saniert. Außerdem hat die Autobahn eine komplett neue Entwässerung bekommen. „Früher war der Arreshausener Bach schwarz vom Reifenabrieb, wenn es geregnet hat“, sagt Clauß. Lamellenkläranlagen und Absetzbecken sollen das jetzt verhindern. „Da ist das Geld gut investiert.“

Der Chef der Straßenbauer in dieser Nacht ist Willi Bogner. Er schaut, dass alle Maschinen rechtzeitig zur Verfügung stehen – und genug Kaffee. In großen Thermoskannen bringt Bogner das heiße Getränk zu seinen Leuten. Nie ausgehen dürfen außerdem die Zigaretten, filterlos. „Kaffee und Reval sind mein Ding“, sagt der 59-Jährige. Er arbeitet seit 30 Jahren bei den „Schwarzen“, wie sich die Asphaltbauer selber nennen. „Entweder du lebst es oder du machst es nicht lang.“ Und Willi Bogner lebt es definitiv. „Wenn ich mit meiner Frau unterwegs bin, sage ich oft: ,Schau, das haben wir gebaut.‘“

Als Polier muss Ender Sahin die Mengen an Mischgut berechnen, die mit den elf Lastwagen herangekarrt werden. Diese Schicht sind es knapp 100 Ladungen. Hinter dem Fertiger, wo der Asphalt heiß und noch weich ist, fahren die Walzenfahrer auf und ab. Die Verdichtung muss stimmen. „Auf der Walze ist es am geruhsamsten“, sagt Günther Silberhorn. „Wie ein paar Stunden einparken.“ Ob das Resultat am Ende passt, überwacht Ronny Freimanner. Mit zwei Messgeräten kann er die Verdichtung und die Stärke der Asphaltschicht bestimmen. Er ist Baustoffprüfer. Heute stimmt alles. „Mit den Walzenfahrern hab ich ausgemacht: Wenn ich nichts sag’, bin ich glücklich.“ Eine ähnliche Funktion hat Gabriele Walther von der Bauüberwachung. Sie misst zu Beginn der Schicht die Temperatur des Mischguts, hat aber auch ein Auge auf die Lieferscheine, schaut, dass die Laster nicht überladen und auch sonst alle Vorschriften eingehalten sind.

Am Ende zählt auf alle Fälle die Qualität, auf die Arbeitszeit achten die Asphaltbauer während einer Schicht nicht. Bei Kilometer 389,1 ist Schluss. Egal ob es sechs oder zehn Stunden dauert. 2100 Tonnen Asphalt waren es am Ende der Nacht. „Ja keinen Stress aufkommen lassen“, sagt Bauführer Bogner, nippt am Kaffee und zieht an der Reval. „Da machst den ganzen Haufen verrückt.“