Scheuers CSU-Talk in Ingolstadt

Waigel: "Strauß würde heute ganz sicher twittern"

16.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:48 Uhr

"Strauß würde twittern": Im Stadttheater Ingolstadt sprach CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer (Mitte) mit dem CSU-Ehrenvorsitzenden Theo Waigel (links) und dem Spiegel-Journalisten Jan Fleischhauer (rechts) über das Thema "Von Franz Josef Strauß in die Online-Zukunft - der Wandel unserer Mediendemokratie". (Foto: Richter)

Ingolstadt (DK) Ausgerechnet ein Spiegel-Journalist – ein Vertreter jenes Nachrichtenmagazins, mit dem Franz-Josef Strauß allerlei Scharmützel ausgetragen hatte – saß beim CSU-Talk Guests & Friends von CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer auf dem Podium. Dabei ging es am Dienstagabend im Ingolstädter Stadttheater um das Thema "Von Franz-Josef Strauß in die Online-Zukunft der Wandel unserer Mediendemokratie". Wer jedoch erwartet hatte, dass Jan Fleischhauer mit Kritik an der CSU-Legende nicht sparen würde, sah sich eines Besseren belehrt. Als zweiter Gesprächspartner ergänzte der CSU-Ehrenvorsitzende Theo Waigel die Runde, die den Gästen einen kurzweiligen Abend bescherte.

Die Medienlandschaft hat sich seit dem Tod der CSU-Legende gewaltig verändert. Würde der mächtige CSU-Politiker, wäre er noch am Leben, sich der modernen Entwicklung verschließen? Das war eines der beherrschenden Themen des launigen Gesprächs. Nein, meinte Theo Waigel: "Strauß würde heute ganz sicher twittern." Gleichwohl sei er ein Mann gewesen, der eher den direkten Kontakt zum Volk brauchte, die Festzeltreden und das Händeschütteln. So wichtig Twitter und Facebook heute seien, "das persönliche Gespräch ist durch nichts zu ersetzen", sagte Waigel. Franz-Josef Strauß sei ein Mann der klaren Worte gewesen, schloss sich der Spiegel-Journalist an.

Im Gegensatz zu vielen Vertretern seiner Zunft heutiger Zeit, kritisierte Fleischhauer. Viele würden "gestanzte Worte" gebrauchen und vollkommen an der Bevölkerung vorbei sprechen. "Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Politiker Angst vor Menschen haben." Jan Fleischhauer glänzte nicht nur einmal als ausgesprochener Kenner der Politikszene. Im übrigen würde er jedem Volksvertreter abraten, Twitter zu benutzen – "viel zu gefährlich", meinte er wegen der vielen Fettnäpfchen.

Die Flüchtlingsproblematik war das zweite große Thema des Abends.Theo Waigel begrüßte die "zeitweisen Grenzkontrollen, um in das Ganze wieder ein Stück Ordnung rein zu bringen". Das Thema müsse aber von der Weltpolitik und nicht allein von Europa gelöst werden. Vor allem die USA seien gefordert: "Die Amerikaner können sich nicht hinstellen und sagen ,Das geht uns nichts an', wenn man ein Machtvakuum im Nahen Osten hinterlässt." Was Deutschland betrifft, dürfe es keine Tabus geben, bis hin zur Grundgesetzänderung. Angesichts der Lage müsse man auch mal unorthodox zupacken und sich von Paragrafen lösen.

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