Helfenbrunn
Schelte für Irlstorfer

Beim Landwirtschaftsdialog muss der CSU-Bundestagsabgeordnete viel Kritik einstecken

24.07.2018 | Stand 23.09.2023, 4:11 Uhr
Dialog mit Landwirten: Erich Irlstorfer hatte am Montag in Helfenbrunn nicht immer gut Lachen. −Foto: Foto: Beschorner

Helfenbrunn (PK) Rund 80 Millionen Fußballnationaltrainer gebe es offenbar in Deutschland - und fast ebenso viele Fachleute für die Landwirtschaft, stellte Bundestagsabgeordneter Erich Irlstorfer (CSU) fest. Er selbst, so gab er beim Landwirtschaftsdialog am Montag in Helfenbrunn zu, gehöre nicht dazu. Die rund 50 Landwirte, die der Einladung von Irlstorfer gefolgt waren, wollten teilweise mal so richtig Dampf ablassen. Stichwort: Glyphosat.

Wenn Landwirte zusammenkommen, wird meist geklagt und fast immer geschimpft. Erst recht, wenn ein Bundestagsabgeordneter wie Irlstorfer geladen hat. Ein "geistiger Brandstifter" sei er, durfte sich der CSU-Mann anhören.

Landwirt Martin Forster gab beispielsweise zu, Irlstorfer gewählt zu haben - "leider". Denn er hätte schon erwartet, dass sich Irlstorfer bei der Entscheidung über die Verwendung von Glyphosat an wissenschaftlichen Fakten orientiert hätte. Was Irlstorfer da in Interview mit dem Freisinger Tagblatt von sich gegeben habe, zeige ihn als "geistigen Brandstifter". Forster verstehe die Aufregung um Glyphosat nicht, auch die Sonne sei ja krebserregend. Walter Ulrich, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Pfaffenhofen, habe sich nach den Ausführungen Irlstorfers gedacht: "Oje, oje!" Ein anderer Landwirt griff alle Politiker an: Da habe "keiner den Arsch in der Hose", nach Faktenlage zu entscheiden statt nach Emotionen.

Irlstorfer betonte, dass er durchaus nach Faktenlage entscheide. Beim Thema Glyphosat seien immer wieder zahlreiche Studien und Gutachten vorgelegt worden - und zwar von beiden Seiten. Und es sei eben nicht auszuschließen, dass das Spritzmittel krebserregend sei. Irlstorfer hatte zuvor dem Bauernstand ins Gewissen geredet: Die Bevölkerung sei extrem kritisch, Umweltverbände würden für Gefahren sensibilisieren. Da bleibe die Sachlichkeit manchmal auf der Strecke. Aber wo bleibe der Bauernverband? Politikern fehlten da manchmal von dieser Seite die Informationen.

Ulrich sagte zu seinen Kollegen, da müsse man sich wirklich an der eigenen Nase packen - auch wenn die Themen so komplex seien, "dass man sie an den normalen Menschen nicht ranbringt".

Manfred König, der BBV-Vorsitzende von Pfaffenhofen, forderte "gleiches Recht für alle": wenn Glyphosat-Verbot, dann weltweit. Noch einen Schritt weiter ging Michael Sieber: Vielleicht wäre es ja eine Strategie, Glyphosat zu verbieten, dann weniger, aber teurere Produkte zu verkaufen - Qualität statt Quantität eben. "Sonst sind wir ja auf der ganzen Welt austauschbar." Franz Braun wehrte sich entschieden dagegen, die Art der Verwendung von Glyphosat in Bayern mit der in Osteuropa in einen Topf zu werfen, wo kurz vor der Ernte das Pflanzenschutzmittel gespritzt werde.

Johann Gasteiger hatte grundsätzlich ein Problem damit, dass er als konventioneller Landwirt der böse sei. "Das lasse ich mir nicht mehr gefallen."

Bei aller Kritik beharrte Irlstorfer aber schon darauf, dass die einzige Partei, die sich um den Bauernstand kümmere, die Union sei. Bestrebungen der Grünen in den Verhandlungen über die Jamaica-Koalition, Landwirtschafts- und Umweltministerium zusammenzulegen und Toni Hofreiter zum Minister zu machen, seien für die CSU "nur ganz schwer vorstellbar" gewesen.

Andreas Beschorner