Eichstätt
Scheinbare Schwächen heuer als Stärken

Eichstätts Gästezahlen besser als erwartet - Mehr Besucher in der Tourist-Info

09.10.2020 | Stand 02.12.2020, 10:23 Uhr
Lars Bender freut sich über viele Besucher in der Tourist-Information - und muss manche Prospekte früher als gedacht nachdrucken. −Foto: Straßer

Eichstätt - Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie sind in vielen Bereichen noch nicht abzusehen.

 

Hart getroffen hat es auch die Reise- und Tourismusbranche: Das Landesamt für Statistik gibt für den Zeitraum Januar bis Juli 2020 bayernweit ein Minus von 43,2 Prozent bei den Übernachtungen in gewerblichen Gastbetrieben an. Die Stadt Eichstätt steht im Vergleich dazu besser da: Hier betrug das Minus in diesem Zeitraum "nur" 36,2 Prozent. Und der Sommer lasse darauf hoffen, dass sich diese Zahl noch verbessert, erklärt Eichstätts Tourismuschef Lars Bender.

"Wir sind im Verhältnis wirklich glimpflich davongekommen. Wenn man überlegt, dass man April und Mai so gut wie gar nichts hatte, dann ist das Loch natürlich nicht mehr völlig zu stopfen, das funktioniert nicht. Aber wir haben sowohl im Juni als auch im Juli wirklich gutes Geschäft gehabt. Interessanterweise ist es so, dass wir echt ein Ausnahmefall sind. Wir haben in Eichstätt im Juli bei den Übernachtungszahlen sogar ein Plus von 4,8 Prozent im Vergleich zum Juli 2019", berichtet Bender. Wirklich außergewöhnlich, denn die Stadt Ingolstadt etwa zählt laut Statistik für Juli 43 Prozent weniger Übernachtungen als im Vorjahresmonat, die Stadt München sogar ein Minus von 58 Prozent, der Landkreis Eichstätt insgesamt ein Minus von 15 Prozent.

Was ist der Grund dafür, dass Eichstätt touristisch besser durch die Krise zu kommen scheint als andere Städte? Lars Bender vermutet: "Vielleicht ist es tatsächlich so, dass wir unsere Schwächen zu Stärken gemacht haben. Eine unserer Schwächen ist ja, dass wir in Eichstätt wenige Auslandsgäste haben. Die konnten uns also gar nicht wegbrechen. Dann haben wir normalerweise, im Sommer zumindest, einen relativ geringen Anteil Geschäftsreisende, das heißt, auch die fehlen uns nicht so sehr wie anderen. Die Großstädte leben ja hauptsächlich von den Geschäftsreisen, deswegen haben die so gravierende Minuszahlen und wir eben nicht. "

 

Außerdem profitiere Eichstätt sehr stark vom coronabedingten Trend zur Naherholung mit Aktivreisen. Fast jeder Gast, der in die Tourist-Information am Domplatz komme, wolle Auskünfte zu Rad- oder Wandertouren. Und das sind viele Gäste, berichtet Bender: "Wir haben in der Tourist-Information, das ist auch erstaunlich und das kann ich jetzt sogar schon bis Ende September sagen, deutlich mehr Besucher als in den Vorjahren - und das, obwohl bei uns nur vier Leute auf einmal rein dürfen und wir heuer zwei Monate lang komplett geschlossen hatten. "

Ein Konzept, das die Tourist-Info schon seit längerer Zeit bewirbt, geht im Corona-Sommer auf: Sternradtouren mit Eichstätt als festem Standort. "Das ist natürlich ein Faktor, der nicht nur Übernachtungen bringt, sondern die Leute auch in Eichstätt hält - und dann geben sie auch Geld aus", freut sich Bender. Zudem habe man das Glück, gerade rechtzeitig die Qualitätsoffensive in Sachen Wanderwege abgeschlossen zu haben: "Der KultURwald ist das beste Beispiel, der kam jetzt natürlich zum genau richtigen Zeitpunkt. Das boomt richtig, die Erstauflage des KultURwald-Prospekts ist bereits vergriffen. Verrückt. Auch der Schlaufenweg zum Figurenfeld, den wir erst vor Kurzem umgeroutet haben, ist fast schon überlaufen, wenn man die Landershofener so reden hört. " Auch in der Gruppe seien die aktiven Gäste gerne unterwegs - etwa bei den derzeit laufenden Wanderwochen, da seien die Teilnehmerzahlen für die Touren immer voll ausgereizt in diesem Sommer. "Das Gleiche, und das hatten wir so nicht erwartet, ist bei den öffentlichen Führungen der Fall. Da haben wir auch extrem gute Zahlen", staunt Bender. Lediglich die buchbaren Gruppenführungen, normalerweise vor allem von Busreiseanbietern stark nachgefragt, seien dramatisch eingebrochen. "Das wird sich auch so schnell nicht erholen, da mach ich mir jetzt keine Illusionen. Das ist natürlich schon bitter. "

Denn die Busreisegruppen fehlen auch der örtlichen Gastronomie, ist sich Lars Bender sicher. "Deswegen war es so wichtig, dass die Außengastronomie in diesem Sommer so gut funktioniert hat und auch der Tagesbesucherverkehr extrem gut war. Es war ja interessant, dass wir trotz Online-Uni, also trotz der fehlenden Studenten und Uni-Angestellten, mehr Frequenz in der Innenstadt hatten als sonst. " Der Tourismuschef lobt in diesem Zusammenhang die Stadt, die die Erweiterung der Flächen für die Bewirtung im Freien unkompliziert ermöglicht hatte.

Noch habe es in der Stadt Eichstätt keine coronabedingten Pleiten im Gastgewerbe gegeben, berichtet Lars Bender. "Ich hoffe auch nicht, dass das noch kommt, aber wir müssen damit rechnen, wenn der Winter hart wird. " Am schlimmsten betroffen seien natürlich die Bars. "Ich bin heilfroh, dass das Irish Pub jetzt wieder offen hat, dass es ihn noch gibt - aber wie es weitergeht? Da ist jetzt der Eichstätter selber wichtig. Der Eichstätter muss seine Gastronomen, seine Läden wirklich unterstützen, damit die sicher über den Winter kommen. "

EK