Scharfzüngige Polit-Comedy bei den Kabaretttagen

Adrian Engels und Markus Riedinger begeistern als Onkel Fisch in der Ingolstädter Neuen Welt

20.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:46 Uhr
"Nur keine Panik!": Adrian Engels und Markus Riedinger bilden das Satireduo Onkel Fisch. −Foto: Leitner

Ingolstadt - Wer kabarettistisch gegen Populisten vorgeht, macht es sich absichtlich schwer. Zum einen kämpft er gegen die, die dem Volk in manipulatorischer Absicht nach dem Mund reden und dessen Ängste schüren, zum anderen gegen all jene, die deren Gewäsch für bare Münze nehmen.

Die schlichteren Gemüter aus der zweiten Gruppe merken's gar nicht, die anderen gäben niemals freiwillig zu, Demagogen und Blendern auf den Leim gegangen zu sein. Eher werden die noch beschimpft, die sie auf ihre Dummheit hinweisen, während der Populist sich grinsend die Hände reibt.

Dies passiert bei Adrian Engels und Markus Riedinger, die an diesem Abend unter ihrem Duo-Namen "Onkel Fisch" ihr Programm "Populisten haften für ihre Kinder" spielen, freilich nicht. Ein über die Jahre durch die Kabaretttage geschultes und gestähltes Publikum wie das in der Neuen Welt weiß natürlich, wie der Hase läuft. Es geht um Satire, um ein ernstes Thema und um besorgniserregende gesellschaftliche und politische Entwicklungen, über die man aber trotzdem herzhaft lachen will. Wer mit dieser Erwartungshaltung in die Neue Welt gekommen ist, ist bei Onkel Fisch genau richtig.

Das Duo aus Köln bringt nämlich eine überaus spritzige, originelle, scharfzüngige und rasante Show auf die Bühne, verknüpft damit die beiden auf den ersten Blick unvereinbar erscheinenden Genres der Comedy und des Politkabaretts, peppt ihre Botschaft mit allerlei Klamauk und Gimmicks auf, mischt Tanz und slapstickartige Elemente darunter und sorgt so für knapp zwei Stunden ausgelassene, aber auch nachdenkliche Stimmung.

"Was kocht man in Sachsen? Auflauf mit brauner Soße." "Wie geht man am besten mit Neonazis um? Man haut auf die Kacke!" - Das Feindbild also ist klar umrissen. Trotzdem bekämpfen Onkel Fisch den Populismus nicht mit populistischen Mitteln, sondern suchen nach Erklärungen für das Erstarken des braunen Mobs, demaskieren Schlachtrufe wie "Das wird man wohl noch sagen dürfen!" oder "Wir sind das Volk!" als Ausdruck weit verbreiteter Ängste, die von Hetzpropagandisten schamlos ausgenutzt werden. Am Ende steht die Parole "Nur keine Panik!" zwar etwas unvermittelt, aber durchaus folgerichtig im Raum, denn ließe man der Phobie freien Lauf, spielte man ja denen in die Hände, die man zurecht bekämpft.

Es mag Zufall sein, dass nur ein paar Tage nach den skandalösen wie beschämenden politischen Ereignissen in Erfurt ausgerechnet ein Programm diesen Inhalts auf dem Plan der hiesigen Kabaretttage steht. Selten allerdings hat eine Thematik so genau ins Tagesgeschehen gepasst wie dieses, selten war eines so aktuell, selten eines so brisant. Aber obwohl es dermaßen gelungen, amüsant und auch blitzgescheit ist, wünscht man sich letztendlich doch, es möge möglichst bald nicht mehr vonnöten sein.

DK


Karl Leitner