Schanzer Kosakenchor feiert sein 40-jähriges Bestehen

09.07.2008 | Stand 03.12.2020, 5:46 Uhr
Die Schanzer Kosaken im Klenzepark: Die roten Kittel aus den Anfängen vor 40 Jahren sind längst passe. Heute präsentieren sich die Mitglieder des bekannten und beliebten Chors ganz in Schwarz. −Foto: Archiv

Ingolstadt (DK) Als Faschingsgag nahm die Geschichte vor 40 Jahren ihren Lauf. Josef Bauch, auch heute noch Leiter des Schanzer Kosakenchors, schloss sich spontan mit einigen Freunden zu einem kleinen Spaß-Ensemble zusammen. Gemeinsames Merkmal: schwarze Bundeswehrstiefel und Freude an russischer Musik.

Heute tragen sie längst Schuhwerk und Kleidung, die in liebevoller Detailtreue dem traditionellen Gewand der Don Kosaken nachempfunden sind. Der Chor beherrscht ein schier nicht auszuschöpfendes Repertoire an russischen Volksliedern. Sogar bis ins ganz ernste Fach ist der Chor vorgestoßen und hat mit der Einspielung der „Göttlichen Liturgie“ des Johannes Chrysostomos eine beachtenswerte CD vorgelegt.

Im ausverkauften Festsaal gab der Chor nun sein Jubiläumskonzert, zugleich eine Retrospektive der Chorgeschichte. Als junge Männer im Taumel der 68er waren die Chormitglieder noch voll jugendlichem Leichtsinn. Von den deutschsprachigen Bearbeitungen russischer Lieder brachten sie auch jetzt, in der Nostalgie der Reife, einige zur Aufführung. Nach wenigen Jahren erkannte der Chor sein eigenes Potenzial und wandte sich dem authentischen Liedgut zu. Fleißig wurden nun Schallplatten vom großen Kosakenmeister Sergej Jaroff nachgesungen. Vor einigen Jahren wurde dem Chor die Ehre zuteil, im Goldenen Saal in Moskau ein Konzert zu geben – freundschaftliche Kontakte zum staatlichen russischen Rundfunk hatten den Weg dafür bereitet.

Viele Freundschaften wurden geschlossen im Laufe der Erfolgsgeschichte des Chores. Kulturreferent Gabriel Engert bescheinigte in seiner spontanen Laudatio dem Chor eine tragende Bedeutung im kulturellen Austausch der Städte. Die Gratulantin Nadeschda Balanowskaja, Vorsitzende des gesamtrussischen Kulturkomitees, überreichte dem Chor ein traditionelles russisches Freundschaftsbrot mit Salz.

Eine instrumentale Veredelung erfuhr die Musikveranstaltung durch das Kosaken-Ensemble „Sabawa“ – feurig wie argentinischer Tango, fetzig wie Free Jazz und leidenschaftlich – wie eben nur die russische Musik ist. Ganz besonders das Liedgut quillt über vor Emotion mit einem gerüttelt Maß an Schwermut. Aber sogar auf Gospelmusik kann der Chor spontan umsteigen, wie er zusammen mit dem Überraschungsgast für das Publikum, der Sängerin Kerstin Schulz, bewies.

Es ist kaum vorstellbar, wie viel Arbeit in diesem Chorprojekt steckt. Einen kleinen Einblick konnte der Moderator des Abends, Bernhardt Mahler, dem Sprachtrainer des Chores entlocken, dem ehemaligen Russischlehrer und Chormitglied Gottfried Statnik. Er erinnert sich noch an den Schock, als er vor rund 20 Jahren dem Chor beitrat: „30 Männer aus Bayern singen Russisch und keiner kann es eigentlich.“ Dank intensiven Trainings ist das längst ganz anders geworden. Sonst würde wohl auch kaum die Aufzeichnung des Moskauer Konzertes nach wie vor jährlich im staatlichen russischen Fernsehen ausgestrahlt werden.