Ingolstadt
Schanzer Herz statt Stern des Südens

Fußballfan Florian Waldinger hat Lager des FC Bayern verlassen und ist seit zwei Jahren FCI-Anhänger

10.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:40 Uhr

Begeisterte Schanzer: Florian Waldinger und sein Vater Andreas vor der Veltins-Arena in Gelsenkirchen. - Foto: privat

Ingolstadt (DK) Am heutigen Samstag steht eines der Saison-Highlights im Audi-Sportpark an: Die Schanzer empfangen den FC Bayern. Mit dabei ist Student Florian Waldinger, der früher den Münchnern die Daumen drückte, mittlerweile aber Ingolstadt unterstützt.

Was für Profifußballer ganz normal ist, gilt unter Fans als verpönt: ein Vereinswechsel. Doch genau den hat der 25-jährige Florian Waldinger aus Wolnzach vollzogen, der sich mittlerweile für den Audi-Sportpark statt für die Allianz-Arena entschieden hat. Für ihn heißt es deshab jetzt Abstiegskampf statt Champions League: "Früher bin ich mit den Bayern sogar nach Barcelona geflogen, aber am Samstag werde ich für Ingolstadt sein", erzählt der Student. "Ingolstadt braucht die Punkte unbedingt!"

Der Sinneswandel begann im November 2014, als er seinem Vater Andreas Waldinger (51) - bereits seit den 1970er-Jahren eingefleischter Bayernfan - zum Geburtstag zwei Rückrunden-Dauerkarten für die Heimspiele des FC Ingolstadt schenkte. Die Schanzer waren damals Tabellenführer der zweiten Bundesliga und überzeugten mit attraktivem Zweitligafußball. "Wenn sie aufsteigen, haben wir zumindest für ein Bayernspiel Karten sicher" - so lautete das Argument.

Die anfängliche Skepsis gegenüber dem langsameren und technisch schwächeren Fußball der Schanzer wich einer wachsenden Sympathie für den jungen Verein: "Das laufintensive und aggressive Spiel des FC Ingolstadt imponierte mir", blickt Waldinger zurück. Während in dieser Phase die Begeisterung für die Schanzer stetig wuchs, fand für den Studenten gleichzeitig eine Entfremdung vom FC Bayern statt: Die Vereinspolitik der Münchner wie auch die Fankultur bei Heimspielen in der Allianz-Arena und die hohen Ticketpreise schreckten den 25-Jährigen zusehends ab.

Schließlich entschied er sich dazu, sich nur noch dem FC Ingolstadt zuzuwenden. Seit über zwei Jahren besucht er fast jedes Heimspiel, vor Kurzem reiste er mit seinem Vater Andreas sogar zum Auswärtsspiel nach Gelsenkirchen, das mit einer unglücklichen Niederlage gegen die Schalker endete. Die Rolle des Underdogs genießt der 25-Jährige, denn für ihn ist Ingolstadt "ein kleines gallisches Dorf", das gegen den Rest der (Bundesliga-)Welt antritt. So auch an diesem Samstag, wenn der große FC Bayern im Audi-Sportpark gastiert. "Ich tippe auf ein 1:1", gibt sich der junge Mann optimistisch.

Das Spiel wird der Student mit acht Bekannten aus München ausnahmsweise im Stehblock verfolgen. Seine Begleiter sind allesamt Bayernfans, doch das stört den 25-Jährigen keineswegs. Aus dem Bayern-Fan und Ingolstadt-Sympathisanten ist inzwischen ein Bayern-Sympathisant und Ingolstadt-Fan geworden. Zwar stößt das in seinem Münchner Freundeskreis auf Unverständnis, doch die Familie rund um Vater Andreas hat Florian Waldinger längst von den Schanzern überzeugt.

Nach einem gemeinsamen Weißwurstfrühstück werden die Fans aus beiden Lagern ins Stadion aufbrechen. Anders als seine Münchner Freunde wird der Wolnzacher um kurz nach 15 Uhr jedoch das "Schanzer Herz" singen und nicht etwa wie früher den "Stern des Südens" schmettern.