stadtgeflüster
Schanzer Fanpost nach Barcelona

07.09.2020 | Stand 02.12.2020, 10:37 Uhr

"Sehr geehrter Herr Messi,als altgedienter Fußballfan aus Bayern, der schon bei einigen spannenden WM-Duellen zwischen Argentinien und Deutschland am Fernsehschirm mitfiebern konnte, habe ich neulich gehört, dass Sie ablösefrei Ihren Verein wechseln wollen.

Mein erster Gedanke war natürlich: Diese einmalige Chance sollte sich unser FC Ingolstadt nicht entgehen lassen. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob Ihre Berater Ihnen Ingolstadt - das ist, nur zur Information, nicht weit von München entfernt - als Krönung Ihrer ruhmreichen Karriere empfehlen werden, denn unser FC hat bisher noch kein einziges Mal die Champions League gewonnen, noch nicht einmal die deutsche Meisterschaft.

Ob das hiesige Gehaltsgefüge Ihren Vorstellungen entspricht, muss man leider bezweifeln. Mit der recht schmalen Entlohnung eines Audi-Vorstands wird sich ein Mann Ihres überragenden Könnens verständlicherweise nicht zufriedengeben wollen. Da müsste FC-Boss Peter Jackwerth ganz schön tief in seine Privatschatulle greifen - oder sich mal mit Jürgen Kellerhals zusammensetzen, falls der Name Ihnen was sagt. An eine kommunale Anschubfinanzierung mag ich auch nicht so recht glauben, dazu ist unser Herr Fleckinger von der Stadtkämmerei zu knauserig.

Wie jetzt zu lesen war, verehrter Herr Messi, haben Sie sich als ausgesprochener Familienmensch erwiesen und beschlossen, doch in Barcelona zu bleiben, 700 Millionen Ablöse hin oder her. Sie möchten Ihren Söhnen zum jetzigen Zeitpunkt einen Schulwechsel nicht zumuten, hieß es, dabei müsste sich die bayerische Schullandschaft durchaus nicht hinter der spanischen verstecken.

Da aus meinem Traum, Sie im Zehnertrikot des FC Ingolstadt auflaufen zu sehen, wohl doch nichts werden wird, bitte ich Sie herzlich: Machen Sie mir zumindest mit einem Autogramm eine persönliche Freude! In meinem Album sind wirklich nur legendäre Superstars versammelt wie Franz Beckenbauer oder Gerd Müller, Sie wären also in bester Gesellschaft. Auch Lew Jaschin ist dabei, der vielen als bester Torhüter des 20. Jahrhunderts gilt. Lew Iwanowitsch Jaschin war so etwas wie der russische Manuel Neuer, nur dass er sich auch in seiner aktiven Zeit als anerkanntes Torwartgenie stets offensiv zu seinen geliebten Zigaretten bekannte und den einen oder anderen Wodka als Teil der sportlichen Ernährung verstand. Der berühmte Mann aus Moskau, 1963 zu Europas Fußballer des Jahres gewählt, war damals so nett und machte seinen jungen Bewunderer aus Bayern mit einem Originalautogramm glücklich, auf das der Empfänger noch heute sehr stolz ist.

Mit herzlichen Grüßen nach Barcelona, auch an Ihren verehrten Herrn Vater Jorge Messi, verbleibe ich Ihr

rh

P. S. : Um Ihnen keine weiteren Unkosten zu verursachen, habe ich einen bereits frankierten Rückumschlag beigelegt. "