Roth
Schafe mähen Hausmülldeponie

Aktionsgruppe "Bürgersolaranlagen" engagiert Schäfer aus Nürnberg - 700 Tiere im Einsatz

10.09.2019 | Stand 02.12.2020, 13:06 Uhr
Mit sichtlichem Appetit gehen die Schafe bei ihrer Mäharbeit auf der Deponie in Georgensgmünd zu Werk. −Foto: Osiander

Georgensgmünd (ao) Ein überraschendes Bild zeigte sich dieser Tage den Freizeitradlern beim Passieren der Schutt- und Hausmülldeponie des Landkreises Roth am Planetenweg bei Georgensgmünd. Rund 700 Schafe weideten auf dem mit Stacheldraht abgezäunten Terrain - die meisten unter den vielen Hundert Solarmodulen auf dem riesigen Abfallberg.

Wie Gerhard Brunner, Sprecher der ehrenamtlichen Aktionsgruppe "Bürgersolaranlagen", erklärt, wurde vor etlichen Jahren der Müllberg in mühevoller Arbeit mit mehreren Schichten so zuverlässig abgedichtet, dass keinerlei gasförmige, flüssige oder feste Schadstoffe an die Oberfläche gelangen können. Nachdem sich die Schichten der Deponie gesetzt und verfestigt hatten, wurden auf dieser sicheren Anlage rund 3000 Solarmodule in Südausrichtung installiert, die umweltfreundlich und reichlich elektrischen Strom erzeugen.

Da die oberste Abdeckung des Deponieberges aus einer dicken Humuslage besteht, entwickelt sich unter den Modulen durch den Samenflug aus Wald, Wiesen und Äckern der Umgebung eine üppige Flora. Damit die sprießenden Stauden, Sträucher und Baumschösslinge die Solarmodule nicht überwuchern, muss unter den Solartafeln regelmäßig gemäht werden. Wie Brunner erklärte, geschah dies bislang mit Spezialgeräten, die mit ihren langen Auslegern unter die Module griffen - ein recht mühseliges Schaffen für die Arbeiter. Dabei wurde das Schnittgut wenig nutzbringend entsorgt.

Um dieses Grüngut nicht zu vergeuden und zugleich die Arbeit zu erleichtern, konnte man Thomas Gackstatter dazu gewinnen, seine rund 700 Schafe aus der Nürnberger Gegend nach Georgensgmünd zum Beweiden der Abfalldeponie zu schaffen. Dies war kein leichtes Unterfangen, mussten doch die 700 Tiere dazu in zahlreiche Lastfuhren verfrachtet und so zur Deponie transportiert werden. Hier machten sich die Schafe mit sichtlichem Appetit "ans Werk". Eine Woche lang "säuberte" die Herde den Solarhügel von dem sprießenden Vegetationsaufwuchs. Die in der Sommerwärme durstigen Tiere versorgten das nahe Sandwerk und die Gemeinde Georgensgmünd mit dem nötigen Trinkwasser.

Gerhard Brunner ist sich nicht sicher, ob der Einsatz von Schafen bei der Pflege der Mülldeponie wiederholt werden kann, handelt es sich dabei doch um ein recht aufwendiges und zugleich kostspieliges Unterfangen.

Nach Gerhard Brunners Worten muss die Abdeckung der Anlage regelmäßig gewissenhaft auf durchlässige Stellen überprüft werden. Vom Einsatz der Schafe - dies war ein erster Versuch - befürchtet er keine Beschädigung der Abdichtung, sondern erhofft sich noch mehr Blütenreichtum und Insektenflug. Längst haben auch Feldhasen die Vielfalt begehrter Feldkräuter auf der Deponie für sich entdeckt. Dieses Niederwild wird gerne gesehen. Kaninchen dagegen dürfen nicht geduldet werden, könnten sie doch infolge ihres angeborenen "Wühlinstinktes" die Abdichtung der Deponie beschädigen. Bei ihrem Auftauchen müssen sie abgeschossen werden.