Schafe als Netzwerker

19.10.2009 | Stand 03.12.2020, 4:34 Uhr

Der Schafberg, an dem das Pressegespräch zum Biotopverbundsgeburtstag stattfand, war vor 20 Jahren noch zugewuchert – heute dominieren wieder die Magerrasen als freigestellte Hutungsflächen das Bild. Karlheinz Dadrich (Untere Naturschutzbehörde) und Stefanie Haacke (LPV) zeigen, wie es früher aussah. Mit im Bild ist Robert Karl, Regierung von Mittelfranken (von links). - Foto: lkm

Kaltenbuch (lkm) Sie ziehen grasend über die Wiesen im Herzen Bayerns, vernetzen dabei ganz beiläufig Ökosysteme im Freistaat oder sorgen als schmackhafte Schmankerl für touristisch wichtige Identitätsmerkmale einer ganzen Region: Die Rede ist von den Schafen im Altmühltal.

Sie sind die tierischen Hauptakteure des "Verbundsystems von Trockenbiotopen im Altmühltal" – eines der ersten BayernNetzNatur-Projekte, das in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag feiern kann. Satte 800 000 Euro hat das Projekt bereits verschlungen. Geld, das zumeist den Landwirten zugute kam.

Denn es waren und sind hauptsächlich die Bauern, die im Rahmen des Projekts die Landschaftspflege leisten: Bäume müssen gefällt, großflächige Areale entbuscht und Wacholderheiden wiederhergestellt werden. Koordiniert werden die Arbeiten vom Landschaftspflegeverband Mittelfranken (LPV). All dies wird getan, um den typischen Eigenheiten des Altmühltals wieder zur Geltung zu verhelfen.

Zu ihnen zählen vor allem die vielen Kalkmagerrasen mit ihrer artenreichen Vegetation – für die Einheimischen ein Stück Heimat, für die Gäste ein beliebtes Fotomotiv und für die Schafe eine optimale Weidefläche. Und nicht nur das: Durch die im Rahmen des Projekts neu geschaffenen oder wiederhergestellten Triebwege verbinden die Tiere die vielen isoliert liegenden Biotope wieder miteinander und sorgen als Wirte für ökologischen Austausch der ebenso wieder freigestellten Hutungsflächen und damit auch für den Erhalt der genetischen Vielfalt.

Das ist natürlich kein Selbstläufer – im Gegenteil: Es waren gewaltige Anstrengungen nötig. Für die entsprechenden Fördergelder sorgte vor allem das Bayerische Umweltschutzministerium, das 70 Prozent der nötigen Finanzen bereitstellt. 25 Prozent steuern die betreffenden Gemeinden bei und fünf Prozent die an dem jeweiligen Landratsamt beheimatete Untere Naturschutzbehörde.

Für den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen heißt der Ansprechpartner Karlheinz Dadrich, der bei einem Pressegespräch anlässlich des Geburtstags des Verbundsystems an einem Magerrasenhang bei Kaltenbuch (Gemeinde Bergen) dieses als "glückliche Symbiose zwischen Landschaftsschutz und Genuss" würdigte. Dieser Genuss stellt sich vor allem beim Verzehr des "Altmühltaler Lamms" ein – eine 1997 ins Leben gerufene Vermarktungsinitiative, die seither als das greifbare Aushängeschild des Verbundsystem der Trockenbiotope gilt.

Wenn auch mit regional recht unterschiedlichem Erfolg: So sind es etwa im Landkreis Eichstätt zwei Hüteschäfer, die 25 Gasthäuser mit der regionalen Delikatesse versorgen. Kann dort ein Restaurant kein Altmühltaler Lamm anbieten, gerät dies schnell zum Standortnachteil. Im Nachbarlandkreis kann man davon nur träumen: Dort sind zwar sieben Schäfer beteiligt – die allerdings nur zwei gastronomische Betriebe beliefern.

So gibt es auch nach 20 Jahren noch viel zu tun, weiß auch Stefanie Haacke vom LPV. Der Verband wiederum hat seine Hausaufgaben gemacht. Waren es zu Beginn des Projekts lediglich 9000 Hektar Fläche, auf denen die Pflegemaßnahmen griffen, so "konnten wir im Laufe der Jahre auf 25 000 Hektar aufstocken".