Dollnstein
"Saubua, schlechter"

Linker-Rechter-Lauf in Dollnstein zog gestern hunderte Besucher an

07.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:14 Uhr

Foto: Edgar Mayer

Dollnstein (max) Wenn wilde, zottige, schreckhaft aussehende Gestalten über die Bahnhofstraße in den Inneren Markt Dollnsteins ziehen und stürmisches, staccatoartiges Kindergeschrei zu hören ist, dann hat einer der wohl ältesten Faschingsbräuche des Landkreises Hochkonjunktur. Die Rede ist vom sogenannten Linker-Rechter-Lauf, bei dem gestern wieder lautstark der Ruf von mehreren hundert Besuchern, hauptsächlich natürlich Kindern, ertönte: "Linker-Rechter, Saubua, schlechter - eins, zwei, drei."

Es gibt keine Überlieferung, warum die Linker-Rechter mit ihren bunt geschmückten Glocken und Blechdosen behangenen Stöcken an diesem Tag ihr Unwesen treiben. Der 1995 mit 101 Jahren gestorbene Ludwig Meyer ("Schmied-Wigg") wusste von Aussagen seines Großvaters, dass dieser bereits immer wieder diese Gestalten nannte, wenn er sich an seine Kindheit erinnerte. Somit lässt sich auf alle Fälle nachweisen, dass es wohl um die Mitte des 19. Jahrhunderts diesen Lauf bereits gegeben hat. Genauso wie man über die zeitliche Einordnung rätselt, darf auch über den Ursprung spekuliert werden. Mit großer Wahrscheinlichkeit war es ein Ritual zur Vertreibung der kalten Jahreszeit, worauf die Schreckensmasken hindeuten. Indem sich der Mensch als Dämon verkleidet, wird er selbst zum Dämon und erhält damit übermenschliche Kräfte. Dadurch hofft er, den unsichtbaren Geist zu besiegen. Zugleich soll der Lärm helfen, diese Kräfte zu vertreiben, aber auch, die toten Kräfte der Erde zu neuem Leben zu erwecken.