Pyras
Satte Brass-Musik zur Hopfenernte

Pyraser Landbrauerei bringt im September neues Festival an den Start

01.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:45 Uhr
Die Kunst des Geschichtenerzählens mit einzigartigem Sound aus Bläsern, Beats und Rap: Das ist der sogenannte Urban Brass von Moop Mama, dem Headliner. −Foto: CoBü Franken

Pyras (HK) Classic Rock Night, das Brauereifest und für die kleinen Gäste das Kinderlachen: Die Pyraser Landbrauerei ist seit Jahren nicht aus dem Veranstaltungskalender im Landkreissüden wegzudenken. Heuer kommt noch einmal ein Festival dazu: Das Hopfenpflückerfestival feiert Premiere.

Der Versuch verspricht, interessant zu werden, umso mehr, weil das Rad nicht neu erfunden werden muss: Die Classic Rock Night feiert heuer ihr Zehnjähriges. Zuletzt war das Festival mit Rockgrößen vergangener Jahrzehnte ausverkauft. Nicht nur die Bandauswahl, das gesamte Konzept kommt an. Jetzt lässt die Brauerei auf ihrem Gutshof einen Versuchsballon steigen: gleiches Konzept, andere Musikrichtung. Schon gibt es eine neue Größe auf Mittelfrankens Festivalkarte.

Das Hopfenpflückerfest in Pyras hat weniger mit Bier zu tun als es der Name zunächst vermuten lässt. Wenngleich natürlich - wie sollte es auf einem Brauereigelände auch anders sein - der Gerstensaft gerne ausgeschenkt wird, dem Anlass gebührend wird sogar ein frisch eingebrautes Bier seine Premiere haben: Das "Pyraser Hopfenpflückerpils" vom Fass. Doch ist der Name vor allem dem Zeitpunkt des Festivals geschuldet - es steigt am Samstag, 15. September -, denn im Spätsommer findet die Hopfenernte statt. Und die ist in Bayern schließlich wichtig.

Apropos Bayern: Der Clou am neuen Festival ist, dass die Veranstalter ausschließlich auf bayerische Künstler setzen. Auf Musiker, die sich ihrer Wurzeln bewusst sind, und sie offensiv betonen. Auf die jungen Wilden, die im Gefolge der Erfolgscombo LaBrassBanda auf einen Mix von Blasmusik und Rap setzen, auf Kontrabass und E-Gitarre. Tracht und Tattoo statt Laptop und Lederhose.

Den Headliner des ersten Hopfenpflückerfestivals dürfen Moop Mama geben. Die zehnköpfige Brassband aus München ist vor allem durch unangekündigte Guerilla-Konzerte in Fußgängerzonen und Stadtparks bekannt geworden - was auch zu einigen Konfrontationen mit den Ordnungshütern führte. Was für den einen angesagte Musik ist, ist für den anderen eben Ruhestörung. Mittlerweile sind Moop Mama ein fester Bestandteil der BR-Fernsehsendung "Vereinsheim Schwabing", waren auch schon Vorband der Sportfreunde Stiller.

Der Tag mitten im September beginnt jedoch mit einigen Künstlern aus der nähren Umgebung. Hip da Banda aus Hilpoltstein und die Fexer aus dem nahen Berngau haben sich längst einen Namen gemacht. Wer sie aber beispielsweise beim jüngsten "HIPlive"-Musikfestival in Hilpoltstein verpasst hat, bekommt in Pyras eine weitere Chance. Was für die beiden jungen Bands gilt, trifft auf die Hundsgrübbl noch viel stärker zu: Das Moritatensingen im Museum Schwarzes Roß in Hilpoltstein ist quasi ihr Kind, hier trumpfen sie mit Akkordeon, Klarinette und Tuba seit Jahren groß auf.

Nach den local heroes erstürmen Pam Pam Ida die Bühne, eine junge Band aus Sandersdorf im Altmühltal, die zwar noch einigermaßen als Geheimtipp firmiert, doch ist sie unaufhaltsam auf dem Weg nach oben. Denn die Multiinstrumentalisten sind zu sympathisch, individuell und musikalisch begabt, um nicht Konzertsäle oder eben einen Gutshof zum Beben zu bringen. "Ois anders" heißt eines der Lieder auf ihrer ersten CD. Das ist Programm, tatsächlich ist alles ein bisschen anders bei den sechs Musikern. Die Texte sind auf Bayrisch, doch statt Lederhosen tragen sie Anzüge aus den 50er- bis 70er-Jahren. Ihr Sound ist eine Mischung aus Elektropop und Wirtshausmusik.

DeSchoWieda sind eine einzige große Lüge - zumindest bezogen auf den Landkreis Roth. Denn dass "die schon wieder" hier auftreten, kann man wirklich nicht sagen, bislang hat die bayerische Folkband aus Erding eher einen Bogen um den Kreis Roth gemacht. Das ändert sich auf dem Hopfenpflückerfestival - und dafür wird es auch höchste Zeit. Wer die Single "Du Bistas", eine bayrische Coverversion des Wham-Welthits "Last Christmas" gehört hat, kann sich der Musik kaum entziehen. Mit ihren originellen Musikvideos im Auto haben DeSchoWieda zuerst das Internet erobert, dann die Herzen einer immer größer werdenden Fangemeinde. Bald auch in Pyras.

Wenn Kellerkommando aus Bamberg, die schon einmal Künstler des Monats der Metropolregion Nürnberg waren, zum Konzert laden, wird's laut. Richtig laut. Und es geht ordentlich her - bei fränkischer Volksmusik gemischt mit Elektrobeats und Hip-Hop-Elementen. Der Frontmann David Saam alias Dada Windá ?schi wollte einst zeigen, dass traditionelle Volksmusik nichts mit dem Musikantenstadl zu tun hat. Das ist ihm und seiner Band gelungen. Mit ihrem ganz eigenen Sound hat Kellerkommando quasi eine musikalische Revolution losgetreten: Sie entstauben althergebrachte Volksmusik aus Franken, vermengen sie mit modernen Sounds und Rap-Lyrics und produzieren so clubreife und hitverdächtige Titel. Ihre Refrains gehen zurück auf traditionelle fränkische Lieder, wie sie in Wirtshäusern und auf Kirchweihen gesungen wurden und auch noch werden. Ihr Konzept geht auf: Die Band gewann 2010/11 den renommierten Creole-Weltmusikwettbewerb.

Bei Django 3000 ist der Bart noch lange nicht ab. Warum auch? Am Lagerfeuer zu sitzen, das Mädchen der Träume in den Armen halten und natürlich ordentlich Wodka, Tabak und Kaviar zu konsumieren, ist zeitlos modern. Die hedonistische Lebensart, die die Djangos ganz offen auf ihren Zungen tragen, gehört zum Bandkonzept, genauso wie eine Prise Polka, ein Hauch Balkan und jede Menge bayerisches Herzblut. Eine nahe Verwandtschaft, allein schon aufgrund ihrer Abstammung aus dem Chiemgau, pflegen die vier Lebemänner in Sachen Bühnenpräsenz übrigens zu den weniger bärtigen LaBrassBanda.

Geht der Plan der Macher auf, Brass auf einem Festival zu etablieren, könnte es schon bald abseits der Rockmusik heißen: "Ein kleines Dorf im Frankenland ist für seine gute Musik bekannt." Ebenso wie bei der etablierten Classic Rock Night steht die Bühne in einer großen Scheune, der Biergarten davor wird mit Zeltdächern überspannt - Open Air mit Wettersicherheit also.

ZEITPLAN UND INFOS

Einlass auf das Festivalgelände neben der Brauerei in Pyras ist am Samstag, 15. September, um 12.30 Uhr. Danach geht es auf der Bühne Schlag auf Schlag:

 

13.30 Uhr: Lokale Künstler (Hip da Banda, Die Fexer, Hundsgrübbl)

14.45 Uhr: Pam Pam Ida

16.30 Uhr: DeSchoWieda

18.30 Uhr: Kellerkommando

20.30 Uhr: Django 3000

22.30 Uhr: Moop Mama

Auf der Wiese direkt am Veranstaltungsgelände kann von Freitag bis Sonntag kostenlos gezeltet werden. Sanitäre Einrichtungen sind vorhanden. Karten für das Hopfenpflückerfestival gibt es zum Preis von 49,50 Euro in der Geschäftsstelle des Hilpoltsteiner Kurier, Siegertstraße 2 in Hilpoltstein, erreichbar unter der Telefonnummer (09174) 47 85 21. Weitere Informationen im Internet unter www.hopfenpfluecker-festival.de. | luf