Ingolstadt
Satire, Krimi und Musik

Die 20. Ingolstädter Literaturtage wollen ein neues Publikum ansprechen

19.03.2013 | Stand 03.12.2020, 0:22 Uhr

Ingolstadt (DK) Auf den ersten Seiten schwadroniert „Er“ darüber, dass selbst ein Kiosk vernichtet werden müsse. Insbesondere ein Kiosk! Schließlich werden dort Zeitungen verkauft. Die könne der Feind gegen „uns“ verwenden: „Auch der Feind liest Zeitungen.“ Solche Sätze, hintersinnig, böse – nachgerade deshalb zum Lachen verführend – sind es, die Timur Vermes’ Satire „Er ist wieder da“ wochenlang Platz 1 der Bestsellerlisten halten ließen.

Ist es erlaubt, mit Hitler zu lachen?

Beste Gelegenheit, das herauszufinden, bieten die 20. Ingolstädter Literaturtage, die in ihrem Jubiläumsjahr an wechselnden Orten und mit einigen Neuerungen ein neues Lesepublikum ansprechen sollen, wie Johannes Langer, Projektleiter der vom Kulturamt veranstalteten Literaturtage gestern bei der Vorstellung des Programms sagte. Dem Ziel, ein möglichst breites Themen- und Autorenspektrum zu bieten, ist geschuldet, dass es in diesem Jahr kein verbindendes Motto für die Literaturtage gibt.

Der 1967 geborene Timur Vermes ist dabei sicher das Highlight, wenn er am Freitag, 26. April, im Kollersaal der Volkshochschule (VHS) in einer der insgesamt fünf Autorenlesungen auftritt. Diese werden ergänzt – eine weitere Neuerung – von Abenden, bei denen Schauspieler sich einem Autor oder einem Buch widmen, daraus lesen und von Musik begleitet werden.

Bestes Beispiel: Die Auftaktveranstaltung am 24. April, wenn Johanna Bittenbinder und Heinz-Josef Braun, von „vogelwilder Musik“ des Art Ensemble of Passau untermalt, den authentischen Krimi „Tannöd“ der Andrea Maria Schenkel aufleben lassen. Es folgt der Schauspieler Michael Lerchenberg am 27. April, der die dunkle Seite des bayerischen Autors schlechthin, Ludwig Thoma, zeigt, begleitet von Musik der Gruppe Eberwein.

Schwerpunkt sind die Autorenlesungen. So können sich die Literaturfreunde mit Fitzgerald Kusz wie „im siebdn himml aff wolke siem“ fühlen, wenn der Nürnberger Autor aus seinem Gedichtband „Zwedschgä“ liest.

Jung, poetisch, auf den Augenblick konzentriert – darauf kann man sich mit der Doppellesung der Bühnenpoetin Pauline Füg und des Dozenten für kreatives Schreiben, Michael Kleinherne, im Café Tagtraum freuen. Spannung verspricht Friedrich Anis neuer Süden-Krimi „Süden und das heimliche Leben“ am 6. Mai unter dem Dachgeschoss der Stadtbücherei.

Den Schlusspunkt – im Wagner-Jahr ein weiterer Höhepunkt – setzt einer der eigenwilligsten Autoren der Nachkriegsliteratur, Eckhard Henscheid, mit zwei Büchern. In „Denkwürdigkeiten“ erinnert sich der Mitbegründer der Neuen Frankfurter Schule und der Satirezeitschrift „Titanic“ an das, was ihn prägte: Weggefährten, Kokosnüsse, der Katholizismus. In „Götter, Menschen und sieben Tiere“ erzählen Henscheid und sein Leibzeichner F. W. Bernstein von Wagners „Ring“ und dessen vielfältigem Personal, das mit Sympathie und Augenzwinkern vorgestellt wird.

An Bewährtem gibt es: Schullesungen – mit Hildegard Monheim–, den Poetry-Workshop für Jugendliche, den Schülerschreibwettbewerb mit dem Thema „Krimi“ und die Literarische Nacht regionaler Autoren. Und schließlich stellen die Lokalredakteure des DONAUKURIER ausgewählte Stadtgeflüster vor. Es gibt also viel zu entdecken, die Auswahl ist groß – an Autoren und Themen.