Sarahs Vater schweigt

19.10.2010 | Stand 03.12.2020, 3:33 Uhr

Nürnberg/Thalmässing (DK) Der Vater der verhungerten dreijährigen Sarah aus Thalmässing steht seit gestern vor Gericht. Den Prozessauftakt in Nürnberg erlebte Patrick R. (30) äußerlich ebenso teilnahmslos wie das monatelange Martyrium seiner Tochter vor ihrem Tod im August 2009: Er sprach kein Wort, hatte den Blick gesenkt.

Über seinen Pflichtverteidiger Jochen Horn teilte Patrick R. lediglich mit, dass er keine Erklärung abgeben werde. Mord und Misshandlung von Schutzbefohlenen wirft die Staatsanwaltschaft ihm und seiner Frau Angela vor, weil sie spätestens seit April 2009 die kleine Sarah allmählich verhungern ließen. Dem Vater droht im Falle einer Verurteilung lebenslange Haft, Angela R. ist derzeit schwer krank und deshalb nicht verhandlungsfähig.
 

In dem auf sechs Tage angesetzten Prozess vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth werde es darum gehen, "ob tatsächlich ein Mordmerkmal vorliegt", gab der Anwalt Einblick in seine Verteidigungsstrategie. Denn als Berufskraftfahrer sei R. nur am Wochenende zu Hause gewesen, "es stellt sich die Frage, welche Erkenntnismöglichkeiten er hatte".

Folgt man der Aussage des Krankenhausarztes, in dessen Obhut Sarah in der Nacht zum 9. August kam, hätte ihr Vater in jedem Fall bemerken müssen, wie es um seine Tochter stand: "Sie war körperlich in einem furchtbaren Zustand", sagte der Mediziner vor Gericht. Körperfett habe die Dreijährige gar nicht mehr gehabt, auch ihre Muskulatur "war nahezu verschwunden", bestätigte der Gerichtsmediziner, der die Leiche von Sarah obduziert hat.

Gegenüber dem Notarzt, der sich als erster um das leblose Mädchen gekümmert hatte, sagte der Vater damals, seine Tochter sei zwar dünn, "aber eigentlich eine gute Esserin".Seite 14 und 21