Ingolstadt
Sanierungsfall mit Konfliktpotenzial

Bis zum Beginn des neuen Schuljahres werden die defekten Fenster des Katharinen-Gymnasiums erneuert

03.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:49 Uhr
Eine Spezialfirma aus Rottach übernimmt Erneuerung sowie Ein- und Ausbau der Fenster. −Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Dass ausgerechnet seine Fenster einmal ein Politikum werden würden, hätte sich Hardt-Waltherr Hämer wohl nicht träumen lassen, als er einst das Katharinen-Gymnasium errichten ließ.

Doch die Bauten des mittlerweile verstorbenen Architekten haben es bekanntlich in sich, wie auch die Sanierung des Stadttheaters zeigt. Keine Massenware, sondern höchst individuell und beides unter Denkmalschutz.

Die Katherl-Fenster stammen aus dem Jahr 1970 und wurden nicht industriell oder seriell hergestellt, sondern sind eigens für das Gebäude produzierte Schiebefenster mit spezieller Konstruktion und Materialien. Daher kam für die Erneuerung auch nicht jeder Betrieb in Betracht, sondern die Firma Holzmanufaktur aus Rottweil, die vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege empfohlen wurde und sich an Hämers Konzept hält.

Bereits Anfang des Jahres war ein Musterfenster in ein Klassenzimmer eingebaut und nach Begutachtung vom Denkmalamt sowie vom Architekturbüro Conn und Giersch, die die Urheberrechte am Gebäude besitzen, abgenommen und freigegeben worden. Jetzt werden die Fenster in fünf Chargen auf Vordermann gebracht: Die alten Rahmen werden saniert, aber das Glas ist neu wie auch die Beschläge, eine nicht mehr lieferbare Sonderanfertigung. Zusätzlich erhalten die 39 Klassenzimmer mit ihren jeweils drei Schiebefenstern und einer Festverglasung noch einen Sonnenschutz.

Die 1. Charge ist bereits abgeschlossen, der Einbau der 2. soll in diesem Monat geschehen. Bis Anfang September sollen die Arbeiten beendet sein. Die meisten Fenster können in einem Tag ausgebaut werden, als Provisorien dienen Doppelstegplatten. Die Kosten liegen bei rund 1,7 Millionen Euro.

Seit 2015 sind im Katharinen-Gymnasium wegen Sicherheitsbedenken zahlreiche der alten Schiebefenster zugeschraubt, denn beim Öffnen drohen Scheiben herauszubrechen, zudem sollen die Bremsvorrichtungen defekt sein. 205 Fenster aus der Originalausstattung des 1970 bezogenen Gebäudes müssen denkmalgerecht erneuert werden. Doch der Beginn der Sanierung wurde immer wieder verschoben. Denkmalschutz, Urheberrecht, Bauphysik , Ökologie und technische Probleme machten eine Erneuerung offenbar schwierig. Im Mai vergangenen Jahres eskalierte die Sache: CSU-Stadträtin Dorothea Soffner verließ Partei und Fraktion, als sie erfuhr, dass sich die Sanierung nochmals verschieben wird. Dabei hatte die Elternbeiratsvorsitzende des Katherl einen einstimmigen Stadtratsbeschluss dafür in der Tasche. Soffner ist seitdem für die neue Fraktion UDI im Stadtrat. Wenige Monate später dann der nächste Paukenschlag: Das mit dem Projekt beauftragte Ingolstädter Architekturbüro gab den Auftrag zurück, weil es ihn nicht erfüllen könne. Doch jetzt müssen die Schüler nur noch diesen Sommer aushalten mit Fenstern, die sich nicht öffnen lassen: Bis zum Beginn des neuen Schuljahres sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Bernhard Pehl