Straß
Sanierung im Einklang mit der Tierwelt

Millionenschweres Projekt an der Straßer Kirche ab September Fledermauskolonie bereitet Probleme

06.06.2017 | Stand 02.12.2020, 18:00 Uhr

Schmuckstück in der Ortsmitte: Die Pfarrkirche in Straß wird ab September saniert. Rund 1,58 Millionen Euro kostet die Beseitigung der Schäden, die von außen nicht sichtbar sind. - Foto: Janda

Straß (DK) Es wird eine Sanierung mit Rücksicht auf die Tierwelt: Die große Fledermauskolonie im Dachstuhl der Pfarrkirche in Straß wird ab Herbst die Arbeiten dort erschweren. Rund 1,58 Millionen Euro sind dafür eingeplant. Nötig hat der Bau die Maßnahme allemal - was von außen aber nicht sichtbar ist.

"Absolut desolat" nennt Architekt Adolf Maria Springer den Zustand der Kirchturmspitze. Die eindringende Feuchtigkeit hatte dort im Inneren über viele Jahre hinweg ungehindert gewütet. Die Folgen: An einigen Balken wuchern Schimmelpilze, andere splittern und bröseln oder drücken auf die darunter liegenden Teile. Auch einigen Metallteilen hat die Feuchtigkeit arg zugesetzt und sie mit einer Rostschicht überzogen. An anderen Stellen klaffen Lücken zwischen den Elementen. Kurzum: Die Schäden im Dach des markanten Bauwerks in der Ortsmitte sind schwerwiegend, der Handlungsbedarf mittlerweile enorm.

Doch in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, die in ihrer Grundform wohl aus dem 14. Jahrhundert stammt, kommt weitaus mehr zusammen als der reine Schaden. Zusammen mit der jährlich mehrere Hundert Tiere umfassenden Fledermauskolonie im Dachstuhl bildet sich eine durchaus anspruchsvolle Gemengelage - für die Handwerker ebenso wie für die Planer. Und natürlich auch für die Gläubigen des Orts, die möglicherweise zwei Jahre lang mit der Baustelle in ihrer Kirche leben müssen. Das liegt vor allem an der Aufzuchtzeit der Tiere im Sommer, in der besondere Rücksichtnahme nötig ist. Voraussichtlich im September sollen die Handwerker loslegen. Dann endet mit dem Ausflug der Tiere deren Aufzuchtzeit. Bis zu 400 Weibchen der Gattung Großes Mausohr zählen die Tierschützer jährlich in Straß. Damit ist die dortige Kirche nicht nur die größte Kolonie dieser Art im Landkreis, sie zählt auch zu den tierreichsten Quartieren im gesamten Freistaat. Entsprechend vorsichtig müssen die Verantwortlichen der Sanierung vorgehen. Der Startschuss fällt im Turm, der laut dem Architekten noch so manche Überraschung bieten könnte. Weil dessen Haube, die ohnehin besonders starke Schäden aufweist, sehr spitz zuläuft, sei noch unklar, welche Probleme dort auftreten, erklärt Springer. Ein Mensch hat dort oben im Inneren einfach keinen Platz mehr, so eng geht es zu. "Die obersten zwei bis drei Meter können wir erst begutachten, wenn sie ausgekleidet sind", sagt er. Vermutungen gibt es aber bereits. So gehen Springer und sein Kollege Daniel Eggeling davon aus, dass Wasser in die Verblechung eingedrungen ist und die hölzernen Teile im Laufe der Jahre zum Faulen gebracht hat. "Das ist eine richtige Klimaglocke", weiß Springer. Der Kot der Fledermäuse dürfte diesen Prozess weiter beschleunigt haben.

Und auch der Turm selbst stellt ein Problem dar. "Anders als bei vielen Kirchen ist das Schiff kein Anbau an den Turm, stattdessen ist er in das Kirchenschiff eingebaut", erklärt der Burgheimer Pfarrer Werner Dippel, zu dessen Seelsorgebereich Straß gehört. Aus diesem Grund sind die Lasten, die dort auf den Dachbalken liegen, enorm. "Die Statik wird eine Herausforderung", weiß Springer. Voraussichtlich im Frühjahr laufen die Arbeiten im Dachstuhl an - aufgeteilt in drei Abschnitte, um den Fledermäusen stets genügend Raum zu lassen. Auch dort warten Springer zufolge die für solche Bauwerke beinahe schon üblichen Schäden: eingemauerte und als Folge der fehlenden Durchlüftung angefaulte Balken, Pilzbefall, verschobene Holzteile. Parallel zu den Arbeiten im Dach schützt ein Sicherungsgerüst den Innenraum. Gottesdienste soll es in Straß also auch während der Bauphase geben.

Bei dieser bilden die Zimmererarbeiten einen Schwerpunkt; sie verschlingen laut Eggeling rund 300 000 Euro. Der einzige Teil der Sanierung sind sie aber beileibe nicht. Insgesamt kostet das Projekt rund 1,58 Millionen Euro. Darin enthalten sind auch die Neueindeckung des Daches sowie die Putzausbesserung und ein Anstrich der Kirche. Dass diese Summe für die Pfarrei in dem 800-Einwohner-Dorf eine enorme Herausforderung bedeutet, haben Dippel und Co. längst erkannt. Sämtliche Geldquellen sind bereits angezapft, allein aus Augsburg fließt knapp ein Drittel der Baukosten als Zuschuss. "Ohne die Hilfe der Diözese würde das nicht gehen", betont Dippel. Falls die Arbeiten problemlos verlaufen, rechnet Architekt Springer mit einem Abschluss Ende 2018. "Wenn der Winter früh kommt, wird es 2019", sagt er, gibt sich aber optimistisch: "Mit viel Glück schaffen wir es rechtzeitig."