Sanftes Starkbierfest im Sportheim

24.02.2008 | Stand 03.12.2020, 6:07 Uhr

Ingolstadt (DK) Das Starkbierfest in Gerolfing stand am Samstag unter keinem guten Stern: Weil der Wirt Karl Meierbeck in der Nacht zuvor gestorben war, musste die CSU in den FC-Saal umziehen. Und prompt war die Stimmung nicht ganz so ausgelassen wie sonst.

Innerhalb weniger Stunden hatten CSU und FC den Saal mit Tischreihen, Girlanden und Primeln ausgestattet. 223 Gäste, der CSU-Vorsitzende Hans Binner hatte genau gezählt, drängten sich bei Starkbier und Brotzeit. Und jeder fragte sich in den dreieinhalb Stunden: Komme ich dran

Der Lokalmatador, Bundesminister Horst Seehofer, fehlte ebenso wie Christine Hader-thauer, die Generalsekretärin der CSU – sie war beim Starkbierfest in Rennertshofen. Die beiden hätten ruhig kommen können: Das böse Wort vom Nockherberg, Haderthauer sei die Barbiepuppe der CSU, fanden die Gstanzlsänger Ignaz Bauer und Wendelin Funk gar nicht schlimm. Denn für sie ist eine Barbiepuppe eine ,hübsche, schlanke Frau". Und von Seehofer gab es gleich gar nichts Besonderes zu hören.

Da kam die SPD ganz anders weg. Deren OB-Kandidat Anton Böhm (Binner: "Letztes Jahr hat er sich noch hergetraut") musste für alle Sprüche herhalten, die seit Wochen die Runde machen, vom Eier-Hickhack mit Bürgermeisterin Brigitte Fuchs bis hin zum Blinddarm-Geplänkel. Paul Mayer bescheinigte ihm bei seinem ungewohnt sanften Beitrag "Kandidatenkür", dass man ihn nicht fürchten brauche: "So schlecht, dass wir einen Arzt brauchen, geht’s uns nicht."

Vom dem einen oder anderen Schlag unter die Gürtellinie abgesehen blieben die Gerolfinger freundlich – bei der CSU wurden sie sogar liebevoll: Bürgermeisterin Fuchs ist die Doris Day der CSU, der "kleine Huber", der bayerische CSU-Vorsitzende, mache sich neben Haderthauer aus wie ihr Sekretär, und OB Alfred Lehmann bekomme 70 Prozent, wenn ihn alle Ingolstädter Nordlichter wählten – sang Ex-Staatssekretär Hermann Regensburger in seinen Gstanzln. Kritik der SPD an Fuchs´ Einsatz für Dirndl konterte er: Im Gegensatz zur SPD-Stadträtin Gerda Büttner habe sie auch was drin. Und der Kreisvorsitzenden der Frauen Union, Dorothea Soffner, gab Regensburger eine mit: Sie trainiere die Fußballerinnen, sagte er in Anspielung auf ein Plakat, und führe sich manchmal schon auf wie eine Weltmeisterin.

Sofie Hirsch holte aus zum kommunalpolitischen Rundumschlag. Die Ingolstädter, sagte sie, sollten nicht jedes Jahr was Neues anfangen – und dem Pfingstvolksfest keinen neuen Namen, sondern ein gscheites Konzept verpassen. Denn wenn die Musik gut sei, kämen auch die Dirndl. Fürs Bürgerfest wünscht sie sich einmal anderes Essen als immer nur Döner und Steaksemmel und statt HipHop auf der Bühne Kinder, die Volkslieder singen.

Schlimm ist der Gerolfinger Gasthausmangel. Sofie Hirsch hat zwei Ideen: ein "Donauuferschiffssrestaurant" im neuen Hochwasserdamm und ein eigenes "Eichenwaldhochwas-serstrandcafé", das der Gartenbauverein betreiben solle. Auch Paul Mayer listete so manches Thema auf und verpackte es als vermeintliche Wahlgeschenke: die chinesische Mauer an der Ringstraße für das Alte Westviertel, das FOC für Mailing oder auch das Möbelhaus für Zuchering.

Aus dem Evangelium nach Markus zitierte frei Markus Meyer und erläuterte die Entstehung der bayerischen Sprache. Tosenden Applaus bekam er, als er erzählte, wie sich am achten Tag der Schöpfung alle um einen Dialekt rissen und die Gerolfinger "auf zurückhaltend, fast schüchterne Art" sich nicht trauten, sich vorzudrängen – bis alle Dialekte verteilt waren. "Mei Bua", sagte Gott darauf, und Meyer sprach dabei breitestes Gerolfingerisch, "dann reds halt so wie i."