Pfaffenhofen
Sanfter Riese ganz groß

Franz Ritzer gewinnt erneut das Steinheben – Auch Nicole Geißler verteidigt Titel

15.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:48 Uhr

Mit 102 Zentimetern war Franz Ritzer aus München beim Steinheben erneut nicht zu schlagen. Wie schon im vergangenen Jahr blieb Vehbi Davul aus Pfaffenhofen nur der zweite Platz. - Fotos: Paul

Pfaffenhofen (PK) Trotz eines spannenden Kandidatenfelds: Am Ende waren es die beiden Favoriten Franz Ritzer und Vehbi Davul, die am Montagabend das Steinheben im Stiftl-Festzelt auf dem Pfaffenhofener Volksfest unter sich ausmachten.

Boah ey! 279 Kilogramm: Das sind – je nach Fabrikat – drei bis vier Waschmaschinen. Oder ein und ein halber Wildecker Herzbube. Und ja, Franz Ritzer war die Anstrengung anzusehen: Die Adern traten fast bis zum Platzen hervor, der Kopf hochrot, dicke Schweißperlen auf der Stirn. Noch war die Zahl auf der Anzeigentafel vor dem Komma zweistellig. „Komm Franz, da geht noch was!“, feuerte ihn das Publikum im voll besetzten Festzelt an.

Und Ritzer mobilisierte seine letzten Reserven, 98 Zentimeter, 100 Zentimeter, bei 102,09 Zentimetern blieb der digitale Anzeiger stehen – Sieg! Donnernder Applaus belohnte den starken Mann aus München, sein nächstfolgender Konkurrent nickte anerkennend – und erbat sich sofort Revanche: „Nächstes Jahr ist wieder ein Volksfest“, meinte Vehbi Davul aus Pfaffenhofen, der den 279 Kilogramm schweren Stein „nur“ 35,42 Zentimeter angehoben hatte.

 

Dass der bärenstarke Franz Ritzer nicht nur massige Steine, sondern auch federleichte Dinge souverän zu heben versteht, bewies er am Beispiel seiner sechs Wochen jungen Enkeltochter Julia, die er in einer Wettkampfpause zärtlich auf seinem Muskelarm hin und her schaukelte (kleines Foto).

Auf jeden Fall hatte das Publikum seine Gaudi, so ganz ernst war und ist das Steinheben als sportlicher Wettkampf ja nicht konzipiert – auch wenn einige der Bewerber freimütig gestanden, im Vorfeld intensiv trainiert zu haben. Das waren dann aber auch die Herren, die sich durchgehend souverän schlugen. Einige von ihnen sind obendrein richtige Volksfest-Nomaden und präsentieren in diesen Tagen ihre Kraft quer durchs Land. Die meisten sind auch nicht mehr blutjung, in Pfaffenhofen zählte der älteste Teilnehmer stolze 55 Lenze.

Wer sich vor den Zuschauern eher zum Obst machte, das waren die jungen Burschen, die spontan aus einer Gaudi heraus antraten. Und das Publikum johlte, wenn sie sich verzweifelt, aber meist vergebens, am Stein abmühten und sich dieser entweder gar nicht oder bestenfalls wenige Millimeter bewegte. Der Fairness halber muss man sagen, dass da, anders als bei den durchwegs muskelbepackten „Profis“, schon einige dürre Hascherl-Typen dabei waren. Aber Moderator Roland Balzer führte humor- und verständnisvoll auch über kleine Niederlagen hinweg und sorgte mit guter Laune und flotten, aufmunternden Sprüchen dafür, dass keiner der jungen Männer wirklich enttäuscht von der Bühne ging.

Vor den Herren der Schöpfung hatten sich auch die Frauen an ihrem – mit zunächst 100, in der zweiten Runde dann 125 Kilogramm schweren – Stein versucht. Das weibliche Kandidatenfeld war deutlich übersichtlicher, ganze vier Bewerberinnen traten an. Souverän setzte sich hier Vorjahressiegerin Nicole Geißler durch, die die zweieinhalb Zentner 83,13 Zentimeter in die Höhe wuchtete. Und das, nachdem sie wegen einer Schulteroperation ein halbes Jahr hatte pausieren musste.

Damit in technischer Hinsicht auf der Bühne alles glatt lief mit der Hebevorrichtung und als fachlicher Sidekick des Moderators fungierte Heinz Ollesch, für das musikalische Begleitprogramm sorgte die Volksmusikband Die Tegernbacher.