Untereggersberg
Sanft schnurrende Motoren

Aus Rücksicht auf die Anwohner drosseln die Teilnehmer der Riedenburg Classic den Lärmpegel

25.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:27 Uhr
Riedenburg-Classic-Rallye 2017 in Untereggersberg −Foto: Erl, Lorenz, Riedenburg-Deising

Untereggersberg (DK) Zwei Tage lang haben sich die Freunde betagter Karossen wieder bei Eggersberg versammelt. Die 16. Auflage der Riedenburg Classic fiel allerdings deutlich leiser aus als sonst – aus Rücksicht auf die Anwohner.

Eine Dorfstraße, ein paar Abzweigungen und ein paar wenige Wohnhäuser zwischen Altmühlhang und Main-Donau-Kanal. Untereggersberg ist sonst ein beschaulicher Ort mit viel Ruhe und wenig Verkehr an den meisten Tagen des Jahres. Zwei Tage im Herbst aber herrscht Ausnahmezustand. Seit 16 Jahren treffen sich hier auf der Wiese am Dorfrand gut 150 zumeist selber schon betagte Oldtimerfans und lassen die alten Motoren frische Luft schnuppern.

Die knapp zwei Kilometer lange Bergstrecke von Unter- nach Obereggersberg ist für diese beiden Tage eigens gesperrt. Und nicht der Schnellste gewinnt, sondern nur der Fahrer, der diese Strecke zweimal in der möglichst exakt gleichen Zeit fährt. Auch heuer meinte es das Wetter wieder geradezu genießerisch gut mit ihnen. Doch spürbar weniger Zuschauer als sonst strömten ins kleine Dorf zu den Oldtimern und auch die Stimmung im Fahrerlager war anders als sonst. Es hatten sich Gerüchte verbreitet, dass diesem Oldtimertreffen keine gute Zukunft beschieden sei.

Der Unmut einzelner Anwohner von Unter- und Obereggersberg und die spürbaren Auflagen durch die Gemeinde in Bezug auf Motorlärm und Verkehrssicherheit waren dann auch Thema in den Fahrergrüppchen. Zudem hatte Organisator Arndt Schoppmeyer alle Teilnehmer bei der morgendlichen Fahrerbesprechung eingehend ermahnt, auf die Belange der Dorfbewohner Rücksicht zu nehmen. Die Worte scheinen gewirkt zu haben, denn sowohl im Fahrerlager als auch auf der Strecke zum Start war der Lärmpegel spürbar niedriger als bei vorausgegangenen Treffen.

Für die allermeisten Automobilisten und Biker auf ihren alten Maschinen schien diese angemahnte Ruhe kein schmerzlicher Einschnitt zu sein. Viele, die bereits zu den langjährigen Stammgästen der Riedenburg-Classic-Rallye gehören, waren wieder gerne zwei Tage lang Gast im Altmühltal. „Es ist das besondere Feeling, da lernt man interessante Leute kennen und es ist einfach ein schönes Ambiente hier“, umschreibt Helmut Arnold den ganz besonderen Reiz des Treffens. Zusammen mit seinem Bruder und einigen Freunden kam er aus dem Baden-Württembergischen Pfedelbach schon zum siebten Mal nach Eggersberg, um seinen Lotus Dax Rush aus dem Baujahr 1964 den Berg hochschnurren zu lassen. „Uns ist das Siegen nicht wichtig. Dabei sein und Freunde treffen ist alles“, lacht er.

Eine der wenigen Fahrerinnen in der Oldtimerklasse ist Britta Schönfeld aus Pietenfeld bei Eichstätt mit ihrem Mini aus dem Jahr 1974. Sie fühlt sich in dieser männerdominierten Motorwelt pudelwohl. „Des is total schee. Der Lärm, der Geruch, das Publikum und alle sind ein bisserl verrückt. Motorsport macht einfach Spaß und der alte Krempel gefällt mir“, meint sie noch schnell, bevor sie ihren Helm überstülpt und zur Startlinie fährt. Vor zwei Jahren war sie mit ihrem Mann das erste Mal hier und hat im Rennen gleich den zweiten Platz belegt, heuer wurde sie in ihrer Klasse Siegerin. Im Alltag ist Britta Schönfeld im Vertrieb eines Ökonahrungsmittelherstellers unterwegs und lebt diese Überzeugung. „Ökologie und Rennsport – das sind zwei völlig verschiedene Welten, aber es macht Spaß. Es gibt Millionen Leute mit heruntergezogenen Mundwinkeln. Da will ich nicht dazu gehören“, sagt sie.

Rüdiger Hartmann aus Poing dagegen will nicht nur fahren, sondern auch gewinnen. „Die Präzision beim Fahren ist für mich ein großer Anreiz. Hier in Eggersberg gefällt mir vor allem die Gelassenheit und die unverkrampfte Stimmung“, betont er. Die Solidarität der Teilnehmer gilt besonders dem Organisator Arndt Schoppmeyer. So hat Walter Westermayer zusammen mit Angela Bornschlegel eine Sammlung unter ihnen organisiert, um an die Stadt Riedenburg und die Ortsbewohner ein Zeichen zu setzen. Bei der abschließenden Siegerehrung übergaben sie den Sammelerlös von 1900 Euro an Dreiburgenkönigin Paula Mayer, um für den neu zu bauenden Kindergarten Spielsachen zu kaufen und als Spende für Sophie und Miriam. Schoppmeyer rundete den Betrag spontan auf 2500 Euro auf. „Wir wollen zeigen, dass wir keine Rowdys sind und nicht nur an uns denken“, betonte Westermayer im Gespräch mit unserer Zeitung.

Die Stimmung im Fahrerlager schilderte auch der fast 80-jährige Startleiter Walter Bauer wieder. „Ich hab mich mit vielen Leuten unterhalten und alle glauben, es wäre eine große Ungeschicklichkeit der Stadt Riedenburg, wenn sie diese schöne Veranstaltung sterben lassen würde“, sagte er in die Menge und erntete langen Applaus.