Sängerin straft Landrat Lügen

05.03.2008 | Stand 03.12.2020, 6:05 Uhr

Bei einer Wahlveranstaltung in Gerolsbach hat Landrat Rudi Engelhard (l.) prophezeit, dass jede Stimme für die Kreistagsliste seines Herausforderers Josef Schäch (r.) eine verlorene Stimme sei. - Foto: archiv

Gerolsbach (tow) Die Gemeinde Gerolsbach ist in den kommenden Jahren wieder im Kreistag vertreten. Doch anders als von Landrat Rudi Engelhard (CSU) prophezeit, vertritt kein CSU-Bewerber die Gemeinde im Kreistag, sondern Claudia Jung von den Freien Wählern.

Im November 2007 hatte Engelhard bei der Nominierungsversammlung der Gerolsbacher CSU gesprochen. Er sagte, dass es ihm ein persönliches Anliegen sei, dass die Gemeinde nach zwölf Jahren wieder einen Kreisrat bekomme. Doch für ihn war klar: Nur ein CSU-Kandidat könnte den Einzug in das Gremium schaffen. "Die Last, die kleinen Gemeinden zu vertreten, hat ausschließlich die CSU", sagte Engelhard. Und er verstieg sich sogar zu der Aussage, dass jedes Kreuzerl, dass ein Gerolsbacher auf einer anderen Liste als der der CSU mache, verloren sei.

Doch da hatte der Landrat die Rechnung ohne den Wirt gemacht, der in diesem Fall eine Sängerin ist: Claudia Jung. Der Schlagersängerin aus Gerolsbach kandidierte für Freien Wähler und schaffte mit 13 866 Stimmen den Einzug in den Kreistag.

"Sie hat eng mit mir zusammengearbeitet und viele Wahlkampffahrten mitgemacht", lobt Josef Schäch, der Landratskandidat der FW. "Sie war viel unterwegs und hat überall einen guten Eindruck hinterlassen." Schäch ist sich bewusst, dass die Sängerin erst einmal gegen Vorurteile antreten musste: "Viele Leute haben sicher gedacht, die singt nur ein bisschen für uns." Doch sie habe gezeigt, dass sie kompetent sei und mit beiden Beinen auf dem Boden stehe.

Schäch hat auch die Aussage Engelhards, dem er am 16. März bei der Stichwahl um den Posten des Landrats gegenübersteht, nicht vergessen. Von wegen jedes andere Kreuz sei verloren. "Die Wähler mögen solche Aussagen nicht", ist sich Schäch sicher. "Und die Wähler sind so was von mündig." Das hätten sie wieder gezeigt. Sie hätte sich gezielt ihre Kandidaten rausgepickt. "Die Leute wissen schon selber, wen sie wählen wollen", bilanziert Schäch. "Da war Engelhards Aussage sicher kontraproduktiv."

Engelhard war am Dienstag und Mittwoch nicht für eine Stellungnahme zu erreichen, dafür aber Martin Seitz (CSU), der künftige Bürgermeister von Gerolsbach und gescheiterte Kreistagskandidat (17 000 Stimmen). "Diese Aussage war mit Sicherheit nicht der Grund, warum die Claudia Jung reingekommen ist", sagt Seitz. Er glaube vielmehr, dass sie es geschafft habe, weil die Freien Wähler einen guten guten Wahlkampf gemacht hätten. Claudia Jung sei ja fast immer bei Josef Schäch dabei und bei vielen Veranstaltungen gewesen. "Da kann man ihr wirklich nur gratulieren", sagt Seitz. "Und wir sind natürlich froh, dass mit Claudia Jung wieder jemand aus Gerolsbach im Kreistag ist." Im übrigen sei er auch mit seinem Ergebnis zufrieden. Für eine erste Kandidatur habe er ein achtbares Resultat eingefahren.