Eberstetten
Runter vom Gas

Der Bau einer Biomüllvergärungsanlage in Eberstetten ist wegen politischer Differenzen wohl gescheitert

06.03.2013 | Stand 03.12.2020, 0:25 Uhr

Viel Platz für eine Biogasanlage: Der asphaltierte Platz (links) auf dem Gelände der Eberstettener Deponie wäre laut Gerhard Meier vom Abfallzweckverband MVA der optimale Standort für eine Vergärungsanlage von Bioabfällen. Wegen politischer Differenzen erscheint eine Realisierung allerdings unwahrscheinlich - Foto: Straßer

Eberstetten (PK) Nur wenn Stadt und Landkreis Pfaffenhofen an einem Strang gezogen hätten, wäre der Bau einer Biogasanlage auf dem Eberstettener Deponiegelände durchzusetzen gewesen. Durch die Informationspolitik von Landrat Martin Wolf (CSU) ist das Projekt wohl gestorben.

Ohne den SPD-Bürgermeister Thomas Herker, den Pfaffenhofener Stadtrat oder die Stadtverwaltung zu informieren, hatte Wolf Abfallzweckverbandschef Gerhard Meier vergangene Woche losgeschickt, bei den Anwohnern der Deponie vorzufühlen, ob sie sich den Bau einer Vergärungsanlage für Biomüll vorstellen können. Ergebnis: Sie können es sich nicht.

Als der Bürgermeister davon Wind bekommt, registriert er die Vorgehensweise des Landrates mit Unverständnis. Schließlich liegt die Planungshoheit ja bei der – von Wolf nicht eingeschalteten – Stadt. Dass Herker mit einer ablehnenden Haltung zu dem geplanten Projekt seinem Intimfeind Martin Wolf eins auswischen könnte, dürfte noch dazu kommen.

Gerhard Meier kann seine schönen Pläne heute um 15 Uhr in einer öffentlichen Informationsveranstaltung im kleinen Sitzungssaal des Rathauses zwar noch den Stadträten vorstellen. Dass das Projekt wirklich angeschoben wird, erscheint allerdings als unwahrscheinlich – zumal Wolf schon angekündigt hat, sich nach dem Anwohnerprotest selbst gegen die Pläne auszusprechen. „Ich erwarte, dass die Stadträte nur Sachinformationen wollen“, sagt Meier. Hoffnung, den Stadträten die Biogasanlage doch noch schmackhaft machen zu können, hört sich anders an.

Durch die ungewöhnliche Informationspolitik von Martin Wolf ist die Debatte um ein Biogaskraftwerk in Eberstetten damit vermutlich beendet, bevor sie überhaupt begonnen hat. Ob das richtig ist, sei dahingestellt. Denn Stadt und Landkreis wollen ja die Energiewende vorantreiben. Und dazu gehört neben dem Bau von Windkraft- und Photovoltaikanlagen auch die Nutzung von weiteren grünen Energiequellen.

Gerhard Meier gerät förmlich ins Schwärmen, wenn er von den Möglichkeiten einer Biogasanlage auf dem Deponiegelände in Eberstetten spricht. Er könne Stadt und Landkreis das Projekt nur empfehlen: „Wenn ihr so was vorhabt – dann hier.“ Zu groß seien die Vorteile. Ein weitläufiges Gelände, Personal, das ohnehin schon dort beschäftigt ist, könnte die Anlage betreuen, und eine leistungsfähige Erdgasleitung gibt es am Deponiegelände auch schon. „Stadt, Landkreis und Bürger könnten davon profitieren.“

Und glaubt man dem Abfallfachmann, kämen durch die Biogasanlage auf die seit Jahrzehnten deponiegeplagten Anwohner kaum Mehrbelastungen zu. „Der gesamte Vergärungs- und Umladevorgang würde im Inneren einer Halle stattfinden“, sagt er. Trotzdem ist für ihn verständlich, dass viele auf eine ablehnende Haltung gehen. „Deshalb habe ich den Anwohnern eine Besichtigung einer ähnlichen Anlage angeboten. Damit sie wissen, wovon wir reden.“

Das Versprechen seines Vorgängers Herbert Lorenz, dass nach der Verfüllung der Deponie Eberstetten II ein anderer Zweckverbands-Landkreis an der Reihe wäre, betrifft laut Meier nur die wirkliche Deponie. Und eine Biogasanlage auf dem Gelände hätte mit der Deponie an sich eigentlich nichts zu tun – und deshalb wäre das Versprechen auch nicht bindend. „Wenn sich uns schon eine so gute Chance auf eine Biogasanlage bietet, sollten wir sie nutzen.“

Trotzdem wird der Zweckverband nach derzeitigem Stand nichts weiter unternehmen. Wenn von der Politik kein Auftrag kommt, „ist das Thema für uns erledigt. Wir sind ein Dienstleister“, erklärt Meier. Ganz gibt er die Hoffnung allerdings nicht auf. „Wir können die Planung jederzeit reaktivieren. Es ist eine politische Frage.“