Neuburg
Rundreise durch die Religionen

Ausstellung "Hut auf zum Gebet" zeigt klerikale Kopfbedeckungen aus aller Welt im Neuburger Stadtmuseum

23.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:37 Uhr
Selbst Hutexpertin Ute Patel-Missfeldt staunte nicht schlecht über die Ausstellungsstücke. −Foto: Kretzmann

Neuburg (krk) Wie kommt man auf die Idee, so etwas zu machen?

Es ist eine Frage, die Dieter Philippi immer wieder gestellt bekommt, wenn er von seiner ziemlich außergewöhnlichen Sammlung erzählt. Eigentlich ist der 56-Jährige aus Saarbrücken Unternehmer im Bereich der Telekommunikation, doch seine Leidenschaft gilt Hüten, genauer gesagt Kopfbedeckungen sämtlicher Religionen auf der ganzen Welt. Rund 600 kann er mittlerweile sein Eigen nennen - und ein Teil davon ist seit gestern unter dem Titel "Hut auf zum Gebet" im Neuburger Stadtmuseum und damit zum ersten Mal in Bayern ausgestellt.

Als Philippi vor 20 Jahren mit seiner Frau in Rom war, faszinierte ihn die Auslage in einem ganz bestimmten Schaufenster, worin auch ein rotes Kardinalsbirett lag. Es war die Schneiderei von dem Mann, der den Papst persönlich einkleidet: Lorenzo Gamarelli. Schließlich wollte Philippi die Kopfbedeckung als Souvenir mit nach Hause nehmen - und bekam sie tatsächlich für umgerechnet 40 D-Mark. "So hat es begonnen und es war das erste Stück in meiner Sammlung", erzählt der 56-Jährige.

Mittlerweile besitzt Philippi Hunderte Kopfbedeckungen vom Christentum über fernöstliche Religionen bis hin zu durchaus seltenen Glaubensrichtungen. So findet sich neben katholischen Biretten, prächtigen orthodoxen Mitren und islamischen Gebetskäppchen auch das sogenannte Hiep Chuong Mao, eine farbenfrohe Kopfbedeckung des Caodaismus, einer Religion, die im Süden Vietnams existiert. Eine Besonderheit ist auch das Tendrel Uesham, eine blaue Kappe, auf deren Spitze eine Kaurimuschel befestigt ist. "Diese wird vom Je Khenpo, dem ranghöchsten Lama im buthanesischen Buddhismus getragen", erzählt Philippi. Falls die Seele des Geistlichen bei seiner Reise von der Sommer- in die Winterresidenz von bösen Dämonen befallen werde, könne sie sich dann in der Muschel verstecken.

Um seine Sammlung zu erweitern, ist Philippi viel gereist. Allerdings habe er dabei die wenigsten Stücke in Geschäften gekauft, "weil das doch sehr schwer ist", sondern in den meisten Fällen die Glaubensgemeinschaften vor Ort angesprochen, die ihm die Kopfbedeckungen dann schließlich anfertigten. So auch bei einem Exemplar, das aber alles andere als ein Hut ist: die berühmten roten Lederschuhe vom emeritierten Papst Benedikt XVI. Dieser wurde in der Ausgabe eines Magazins zur Stilikone gekürt. "Sein Schuhmacher Adriano Stefanelli hat danach Tausende Mails mit Anfragen bekommen", erzählt Philippi. Er selbst sei dann einiges Tages zu ihm gefahren und Stefanelli habe ihm, trotz wenig Zeit, eine originalgetreue Nachbildung der Schuhe angefertigt.

"Als ich den Titel der Ausstellung gelesen habe, war ich anfangs doch etwas irritiert", sagte Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling bei der Ausstellungseröffnung am Samstag im Weveldhaus. Immerhin kenne er es so, dass der Hut in der Kirche, zumindest bei den Männern, abgenommen wird. "Doch wenn man sich die Bedeutungen der verschiedenen Kopfbedeckungen genauer anschaut, ist es sehr interessant", so der OB. Zugleich passe die Ausstellung auch gut zur anstehenden Hutschau an diesem Wochenende, wodurch "eine wunderbare Symbiose", entstehe.

"Es ist eine weltweit einzigartige Sammlung", sagte Stadtmuseumsleiter Michael Teichmann. Die Zusammenarbeit sowie die Vorbereitungen mit Philippi hätten wunderbar funktioniert und es sei zudem eine Ausstellung, die nicht zur zur 20. Auflage der anstehenden Hutschau passe, sondern auch die dritte neben "Fürstenmacht und wahrer Glaube" sowie "Kunst und Glaube" in Neuburg ist, die sich der Religion widmet.

Die Ausstellung ist noch bis 25. November von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr im Neuburger Stadtmuseum zu sehen.