Runde Sache

BMW hat beim 3er auch die letzten Schwächen abgestellt - vor allem die Bedienung macht viel Spaß

22.10.2019 | Stand 23.09.2023, 9:06 Uhr
Gewohnte Optik: Der neue 3er-BMW. −Foto: BMW

Was die Optik angeht, hat es beim neuen 3er nicht zur Revolution gereicht. Die Unterschiede zum Vorgänger sind nicht weltbewegend - was ja nicht unbedingt etwas Schlechtes sein muss. Denn wer sich die jüngsten Design-Studien der Münchner betrachtet, weiß: Die Zukunft der Bayern lautet "Riesen-Niere".

Und dieser Design-Weg ist nicht unumstritten. Wie auch immer: Mit dem aktuellen 3er haben die Münchner jedenfalls ein extrem stimmiges Gesamtpaket abgeliefert - vor allem in der von uns getesteten Variante 320d.

Der Vierzylinder-Diesel macht seine Sache ausgezeichnet. Unaufgeregt und ohne nennenswertes Turboloch setzt er die Fuhre engagiert in Schwung. Die 190 PS bilden einen optimalen Kompromiss aus adäquatem Vortrieb und verhältnismäßig geringem Verbrauch. Wir lagen bei 5,6 Litern Diesel auf 100 Kilometer.

Bei der Fahrwerksabstimmung macht den Münchnern ohnehin kaum einer was vor. Das ist auch beim 3er nicht anders. Dank Heckantrieb gibt es keine Antriebseinflüsse auf die Lenkung, der 3er lässt sich präzise um die Kurven steuern. Die Lenkung ist weder zu schwer- noch zu leichtgängig. Wichtig für alle Blenden-Hasser: der 320d hat zwei "heiße" Endrohre.

Tonnenweise Technik haben mittlerweile die meisten neuen Fahrzeuge an Bord - die Schwierigkeit besteht inzwischen vor allem darin, die Flut an Helfern möglichst einfach zu bedienen. Tatsächlich hat BMW mit dem neuen 3er hier einen großen Schritt gemacht. Ein Beispiel ist die Gestenbedienung: Bei der Einführung vor einigen Jahren im 7er war das Ganze eher noch ein technisches Gimmick, das etwas hölzern funktionierte. Mittlerweile spricht das System nicht nur besser an, sondern die Gesten werden auch im Display demonstriert. Dreht man etwa das Radio per Drehregler leiser, zeigt das Display die entsprechende Geste an. Unterbricht der Verkehrsfunk das Lieblingslied, präsentiert das Display die Geste, mit der man den Verkehrsfunk sofort stoppt.

Wer weder am Display touchen, noch fuchteln mag, kann auch weiterhin auf den iDrive-Dreh-Drücksteller zurückgreifen - wir haben ihn allerdings kein einziges Mal benutzt. Gelungen ist auch der Verkehrszeichenassistent, der warnt, wenn man beispielsweise zu schnell auf ein Stoppschild zufährt. Große Fortschritte hat auch der adaptive Tempomat gemacht, der auf Wunsch nicht nur den Abstand hält, sondern auch recht zuverlässig mitlenkt und das Auto in der Spur hält. Die Bedienung vom Lenkrad gefiel uns besser als die Hebel-Variante einiger Konkurrenten. Genauso nervig wie bei vielen Mitbewerbern ist aber der Spurhalteassistent, der das Fahrzeug teils rigoros einlenkt. Wir haben es übrigens nicht geschafft, ihn auszuschalten.

Ungewohnt ist die Gestaltung des Digitaltachos: Die Skalen für Tempo und Drehzahl verlaufen jeweils am linken und rechten Rand des Displays, um in der Mitte Platz für Navigation und andere Infos zu schaffen. Dafür gab es viel Kritik - wir kamen mit der Anordnung sehr gut klar, denn die Anzeige wirkt aufgeräumter als bei vielen Konkurrenten. Unser Testwagen hatte zusätzlich noch ein Head-up-Display verbaut - das bietet keinen Anlass zur Kritik, ist aber aus unserer Sicht eigentlich überflüssig.

Der Qualitätseindruck beim 3er ist sehr gut - besonders auch im Innenraum: Hier hinkten die Münchner dem Ingolstädter Konkurrenten Audi lange hinterher. Billig ist das Ganze nicht. Die Preise für den 320d als Limousine starten bei 40450 Euro. Unser sehr gut ausgestatteter Testwagen lag inklusive des M-Sport-Pakets bei knapp 67000 Euro.

DK



 

Sebastian Oppenheimer