Ruhe am Sonntag

Kommentar

16.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:02 Uhr

Alle Jahre wieder probiert es der Einzelhandel aufs Neue, den bereits liberalisierten Ladenschluss am Sonntag weiter zu lockern, wenn nicht gleich ganz zu kippen. Man müsse dem Onlinehandel mehr entgegensetzen, lautet diesmal das Argument.

Nun verlangt man bundesweit zehn verkaufsoffene Sonntage pro Jahr. In Wirklichkeit geht es laut Karstadt-Chef Stephan Fanderl aber um weitaus mehr: Er will zwölf Sonntage mit offenen Geschäften, aber eigentlich die generelle Ladenöffnung.

Dass die Einzelhändler da von der Gewerkschaft Wind von vorne bekommen, ist klar. Auch die Kirchen kämpfen gegen die Sonntagsöffnung an; in Berlin und Brandenburg denken sie deshalb sogar an eine Verfassungsklage in Karlsruhe.

Und dies zu Recht: Einmal in der Woche muss einfach die Arbeit ruhen, zumal der Stress für die Beschäftigten dank zunehmender Arbeitsverdichtung ohnehin immer heftiger wird. Gestresste, missmutige Mitarbeiter animieren - gerade an Sonntagen - mögliche Kunden wohl kaum zum Kauf.

Der Onlinekonkurrenz bieten die stationären Händler mit der Öffnung am Sonntag wohl ebenfalls kaum Paroli. Sie müssen Shoppen als Erlebnis verkaufen und so Kunden locken, überzeugen und an sich binden. Dann veröden auch nicht mehr die Innenstädte. Einfach sonntags aufzumachen, aber dann alles beim Alten zu belassen, zieht nicht.

Und mal Hand aufs Herz: Haben wir nicht alle am Sonntag genug von der alltäglichen Rennerei und wollen unsere Ruhe haben? Das sollte auch den Beschäftigten im Handel zugestanden werden.