Ingolstadt
Rüde Methoden am Linienbussteuer

01.10.2010 | Stand 03.12.2020, 3:37 Uhr

"Ein Gebot der Sicherheit": Weil ein Gehbehinderter angeblich unbedingt den falschen Buseinstieg nutzen wollte, fuhr ihm der Bus vor der Nase davon. - Foto: Stadik

Ingolstadt (DK) Als "unsäglich" bezeichnete ein Zeuge einen Vorfall, der sich kürzlich an einer Haltestelle an der Münchner Straße abspielte: Ein gehbehinderter Mann wurde vom Bus nicht mitgenommen, weil er den falschen Einstieg benutzte. Das Problem ist indes vielschichtig.

Mittwochmorgen, kurz nach 10 Uhr: Die Linie 10 der IN-Bus GmbH war auf der Münchner Straße stadteinwärts unterwegs. An der Haltestelle bei der Kreuzung Windbergerstaße wollte ein gehbehinderter Mann mit Krücken zusteigen, schildert ein Zeuge des Vorfalls. Die dritte, hinterste Türe des Busses öffnete sich jedoch nicht. Als sich der Fahrgast zur mittleren Tür wandte, sei der Busfahrer "plötzlich" losgefahren, so die Schilderung. Einwände von Mitreisenden, doch auf den Mann mit Krücken zu warten, habe der Fahrer mit einer "abfälligen Handbewegung" reagiert.
 

Diesen Ablauf des Vorfalls bestätigt Korbinian Raßhofer, Geschäftsführer der INVG-Tochter IN-Bus, im Großen und Ganzen. "Einfach loszufahren war nicht die beste Lösung", stellt Raßhofer klar und entschuldigt sich ausdrücklich bei dem Gehbehinderten. Der Fahrer sei ein "sehr zuverlässiger Mitarbeiter, gegen den bisher noch nie etwas vorlag", betont der Geschäftsführer. Wegen der Beschwerde des Zeugen sei der Angestellte mündlich ermahnt worden, berichtet Raßhofer. Allerdings weist der Betriebsleiter von IN-Bus darauf hin, dass die hinteren Türen der Busse lediglich als Ausstieg genutzt werden dürften. Dies sei so auch deutlich gekennzeichnet. Nur während der Schülerbeförderung gebe es eine Ausnahme.

Raßhofer gibt auch die Sicht des Fahrers wieder: Demnach habe der Gehbehinderte "partout" den verbotenen Zugang nutzen wollen, der für Rollstuhlfahrer oder Gehbehinderte nicht geeignet sei. Zusätzlich gibt es eine technische Besonderheit: Die hinteren Türen werden durch eine Automatik bedient, die nicht direkt von den Fahrern kontrolliert werden könne, erläutert Korbinian Raßhofer. "Die Fahrer können die Tür nicht öffnen, sondern nur freigeben oder sperren." Es könne zwar niemand eingequetscht werden, versichert er, aber beim plötzlichen Schließen der Türen könnten sich Fahrgäste erschrecken. "Der Einstieg an der Fahrertür ist ein Gebot der Sicherheit", betont Raßhofer.