Beilngries
Rückzugsort im Grünen

Die Marienklause ist seit mehr als 100 Jahren ein beliebtes Ausflugsziel der Menschen in der Großgemeinde

23.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:09 Uhr

Von Verwucherungen soll die Marienklause zwischen Beilngries und Hirschberg befreit werden. Die Anlage ist seit jeher beliebt bei den Beilngriesern, auch Karl Westermeier nutzte sie gerne für einen Ausflug (oben). Auf alten Bildern ist zu erkennen, dass der Hang unterhalb der Kapelle früher noch ganz kahl war. Foto/Repros: Rieger/Westermeier/Verschönerungsverein

Beilngries/Hirschberg (DK) Die Marienklause zwischen Beilngries und Hirschberg ist vielen Menschen in der Großgemeinde ein Begriff. Der Verschönerungsverein will die Anlage nun am kommenden Samstag mit einer Pflegemaßnahme wieder auf Vordermann bringen.

Eine mehr als 100-jährige Geschichte weist die Anlage auf, die den Beilngriesern bis heute bestens als Marienklause bekannt ist. Zahlreiche erhaltene Schriftstücke gewähren einen Einblick in die Historie des Rückzugsortes im Grünen. Im Jahr 1906 wurde die erste hölzerne Kapelle – der Muttergottes geweiht – errichtet. An identischer Stelle steht heute ein Nachfolgebau von 1930, ebenfalls aus Holz.

Mittlerweile ist das idyllische Fleckchen Erde mit seinen friedlich plätschernden, kleinen Wasserläufen ein wenig im Dörnröschenschlaf versunken. Dem will der Verschönerungsverein jetzt mit einer Pflegemaßnahme entgegenwirken (siehe eigener Bericht). Damit wolle man verhindern, dass die Anlage mehr und mehr verwuchere.

Die Marienklause soll sich wieder früheren Zeiten angleichen. „Da ist damals immer was los gewesen, dort waren immer viele Beilngrieser oben, so in den 50ern und 60ern“, erinnert sich ein eingesessener Bürger – geboren im Jahre 1939 – im Gespräch mit unserer Zeitung. Vor allem Liebespärchen hätten sich gerne dorthin zurückgezogen.

Doch schon lange vorher diente das Areal zur Erholung in der Natur. Ein Aushang im Inneren der Kapelle bestätigt dies. „Das Waldgrundstück wurde 1884 von den Landwirts-Eheleuten Stephan und Walburga Meyer, geb. Kreipp, von Hirschberg Nr. 3 zur Verfügung gestellt. Den Geschäftsleuten Guppenberger, Kohl und Funk von Beilngries überließ man diese malerische Kulisse. 1906 wurde vom Zimmermeister Michael Herrmann aus Biberbach eine Kapelle zu Ehren der Hl. Mutter Gottes, auf ewige Zeiten, erbaut“, so steht es dort im Wortlaut.

Die drei genannten Geschäftsherren waren zur damaligen Zeit Mitglieder im Vorstand des Beilngrieser Verschönerungsvereins. Eine weitere Tafel gibt Einblick, wie die Familie Meyer über Generationen „dieses Grundstück zu Ehren der Mutter Gottes weiterhin zu diesem guten Zweck überließ“. „Eigentümer ist und bleibt der Gutsbesitzer Meyer, Hirschberg“, schließt das Schreiben ab. Das gewünschte „auf ewige Zeiten“ dauerte erst einmal keine 25 Jahre. Dafür wurde an gleichem Platz ein neues Gebetshäuschen errichtet. Für 78 Stunden „Abbruch der alten Kapelle und Aufstellen der neuen“ stellte Handwerker Schärdel am 1. Juni 1930 62,40 Mark in Rechnung, und Schlossermeister Ströbl am 20. Juni darauf 15 Mark. „Turm der Kapelle an der Marienklause mit verzinktem Eisenblech bedeckt“, vermerkt die Rechnung. Selbige Arbeit verbuchte 1969 der Spenglermeister Egid Mürbeth mit 233,20 Mark. All dies verraten Unterlagen aus dem Fundus des Verschönerungsvereines. „1 Mann – 2 Pferde – Umreißen des Geländes zu einem Fußweg zur Marienklause“ wies der Hirschberger/Gaisberger Landwirt Michael Weikl 1964 seine „Maschinenstunden“ buchhalterisch-beflissentlich extra aus.

Dass der Rückzugsort im Grünen nicht immer von allen Passanten gewissenhaft behandelt wurde, ist ebenfalls schriftlich belegt. „Durch ruchlose Bubenhände wurde dieser Tage das Fenster in der sogenannten Marienklause eingeschlagen und die in der Klause sich befindliche Marienstatue teilweise zerstört“, teilte einst das Beilngrieser Amtsblatt in einer Meldung mit. „Eine gehörige Tracht Prügel wäre für solche Rohlinge, wenn sie habhaft gemacht werden können, wohl die beste Strafe“, kommentierte der Verfasser dieser Zeilen auf eine in der heutigen Zeit längst überholte Art und Weise.