Nürnberg
Rücksicht auf die Schwachen

Unfallbilanz der Polizei Mittelfranken: Fußgänger, Radfahrer und E-Scooter-Fahrer besonders gefährdet

24.02.2020 | Stand 02.12.2020, 11:53 Uhr
Am Nürnberger Plärrer wird Radfahren oft zur Mutprobe. In Mittelfranken starben im vergangenen Jahr zwölf Radfahrer bei Verkehrsunfällen. Die Polizei fordert mehr Rücksicht auf schwächere Verkehrsteilnehmer. −Foto: Karmann/dpa

Nürnberg - Mehr Rücksicht auf die schwachen Verkehrsteilnehmer forderten Polizeivizepräsident Adolf Blöchl und Polizeidirektor Werner Meier bei der Vorstellung der mittelfränkischen Verkehrsunfallstatistik 2019 in Nürnberg.

Gerade Fußgänger, Radfahrer und E-Scooter-Fahrer werden häufiger in schwere oder tödliche Unfälle verwickelt.

Zwölf Radfahrer starben im vergangenen Jahr bei Verkehrsunfällen, drei mehr als 2018. 2118 (2135) wurden bei 2283 Unfällen verletzt. Die Radfahrer selbst haben 1290 (1319) Unfälle verursacht. Besonders in der Stadt ignorieren Radfahrer häufig rote Ampeln oder fahren auf Gehwegen und in Fußgängerzonen. Besonders bei E-Bikes werde häufig die Geschwindigkeit unterschätzt und erhöhe so die Unfallgefahr.

Sorgen bereiten der Polizei auch die Raser. Nach einem Rückgang bei den Geschwindigkeitsunfällen im Vorjahr, ist 2019 wieder ein Anstieg auf 2812 (2691) zu verzeichnen. Hierbei wurden 22 (26) Menschen getötet und 1469 (1458) verletzt. "Überhöhte und nicht angepasste Geschwindigkeit" steht in der Mittelfrankenstatistik zwar nur an sechster Stelle der Unfallursachen, bei den schweren Unfällen mit Getöteten und Schwerverletzten liegt sie allerdings erneut an erster Stelle.

Die Zahl der Verkehrsunfälle in Mittelfranken ist 2019 auf 54107 (53868) gestiegen. Dabei wurden 6954 Menschen verletzt, im Vorjahr waren es noch 7210. 67 (74) Menschen starben bei 65 (68) Verkehrsunfällen. Außerorts kamen bei Unfällen 52 (57) Menschen ums Leben, innerorts 15 (17). Zurückgegangen ist die Zahl der Alkoholunfälle von 608 im Jahr 2018 auf 588 im vergangenen Jahr. Dabei wurden 3 (5) Menschen getötet und 257 (340) verletzt. Bei den knapp 2700 Verkehrsunfällen mit Lastwagen wurden 181 (153) Menschen verletzt und 6 (4) getötet. 1787 (1910) dieser Unfälle haben die Lkw-Fahrer selbst verschuldet.

Nach wie vor hoch ist der Anteil der "jungen Erwachsenen" an Verkehrsunfällen. 20 Prozent der 18- bis 24-Jährigen sind sind daran beteiligt, obwohl der Bevölkerungsanteil nur bei 9 Prozent liegt. Die jungen Erwachsenen sind deshalb die am stärksten gefährdete Altersgruppe. Von den 4128 (4183) Unfällen haben sie 2220 selbst verursacht. Im Jahr 2019 kamen dabei 6 (9) junge Erwachsene ums Leben, 1192 wurden verletzt.

Genau umgekehrt verhält es sich bei Senioren ab 65 Jahren. Sie waren zwar an 4238 (4098) Unfällen beteiligt, doch im Vergleich zu ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung von 20 Prozent sind sie nur mit knapp 8 Prozent in Unfälle verwickelt. Allerdings mit gravierenden Folgen - 31 Prozent der Getöteten waren Senioren. Es starben 21 (21) bei Verkehrsunfällen, 995 (953) wurden verletzt.

Zurückgegangen sind Unfälle mit Motorradfahrern. Mit 698 Unfällen ist die Zahl um über 100 zurückgegangen. Auch die Zahl der Verletzten ist von 718 auf 637 zurückgegangen, 10 Motorradfahrer starben, im Jahr davor waren es noch 16 tödliche Unfälle. Der Rückgang in Mittelfranken sei auch der intensiven Präventionsarbeit der Anfang 2019 eingerichteten Motorradkontrollgruppe zuzurechnen, so die Polizei.

Neben verstärkter Öffentlichkeitsarbeit und präventiven Maßnahmen wie der Verkehrsaufklärung an Schulen und bei Senioren werde die mittelfränkische Polizei weiterhin eine konsequente Überwachung und Ahndung von Geschwindigkeitsverstößen durchführen, um die Unfallzahlen weiter zu senken. Ein Schwerpunkt der Präventionsarbeit liege weiterhin bei den schwachen Verkehrsteilnehmern wie Fußgängern, Radfahrern und E-Scooter-Fahrern.

HK