Rückkehr eines Recken

26.11.2008 | Stand 03.12.2020, 5:23 Uhr

"Ich schwöre": Bürgermeister Ottmar Brunner (links) nimmt dem neuen Stadtrat Josef Krätzer (CSU) den Amtseid ab. Krätzer rückt für Dominik Alberter nach, der aus beruflichen Gründen sein Mandat niederlegte. - Foto: Kofer

Heideck (HK) Josef Krätzer, 44, ist nicht nur auf dem Heidecker Heimatfest als streitbarer Ritter unterwegs, auch in seinen sechs Jahren als CSU-Stadtrat wich er kaum einer Auseinandersetzung aus. Jetzt ist er nach acht Monaten Pause zurück. Am Dienstagabend wurde der Bauingenieur vereidigt.

"Ich habe es nicht ganz aus eigener Kraft geschafft", sagt Josef Krätzer im Gespräch mit dem Hilpoltsteiner Kurier. Ganze 28 Stimmen fehlten dem CSU-Stadtrat und dreifachen Vater am 2. März diesen Jahres zum erneuten Einzug in den Stadtrat. 900 Stimmen sammelte er auf Listenplatz 8 ein. Viele junge CSU-Kandidaten zogen damals an ihm vorbei.

Unter anderem Dominik Alberter, 28, Agraringenieur aus Aberzhausen. Mit 1353 Stimmen machte er den größten Sprung vor auf Platz 5. Jetzt treibt ihn der Beruf in die Fremde. In einem Brief an den Stadtrat bat Alberter, der selbst verhindert war, daher um die Niederlegung seines Mandats. Er sei nur noch am Wochenende zu Hause.

Zweifel an den Gründen

Alberters Rückzug wurde allgemein bedauert, Zweifel an den Gründen äußerte aber FW-Fraktionssprecher Reinhard Spörl. Er wollte unter anderem wissen, ob Alberter noch in Heideck wohne, wann sich die berufliche Veränderung abgezeichnet habe und ob der Arbeitgeber nicht zu einer Freistellung für die Sitzungen bereit wäre. Die Fahrtstrecke sei Alberter nicht zumutbar, konterte Bürgermeister Ottmar Brunner (CSU). Gegen die Stimmen von FW und Manfred Ortner (CWG) wurde Dominik Alberter von seinem Mandat entbunden.

Sein Nachrücker Josef Krätzer wurde gleich anschließend vereidigt. Auch er bedauere Alberters Ausscheiden, so Krätzer. Er werde sein Wissen als Bauingenieur in den Stadtrat einbringen, versprach er. Krätzer kann bereits auf sechs Jahre als Stadtrat zurückblicken – umstrittene Jahre. "Da haben mich viele kennen und schätzen gelernt", sagt Krätzer ironisch. Vor allem die Ansiedlung der Höfener Läden, für die Krätzer gekämpft hat, hat tiefe Narben hinterlassen. In ganz Heideck. Es gab einen Bürgerentscheid und CSU-Stadträtin Karin Halbig, Gegnerin der Höfener Läden, verlor ihr Stadtratsmandat. In der CSU kam es zu riesigen Verwerfungen, die in einer CSU-internen Kampfabstimmung zwischen Bürgermeister Ottmar Brunner und Peter Grimm aus Roth mündete. Es gab juristischen Streit um die Aufnahme in die Heidecker CSU, der noch längst nicht beigelegt ist.

Im Februar 2006 verabschiedete der Stadtrat mit wechselnden Mehrheiten die Pläne für den Einkaufsmarkt. "Dass wir die Netto-Ansiedlung geschafft haben, ist meine wichtigste Stadtratsentscheidung gewesen", sagt Krätzer noch heute. "Alle Befürchtungen, die ja zum Teil auch berechtigt waren, haben sich als falsch herausgestellt." Der Markt sei eine Bereicherung für Heideck und werde von den Bürgern gut angenommen, so Krätzer. "Allerdings habe ich mir da auch die meisten Blessuren geholt."

Das liegt womöglich auch an Josefs Krätzer Charakter. Er liebt die Attacke mit offenem Visier: "Ich sage jedem ohne Rücksicht auf Verluste meine Meinung mitten ins Gesicht." Nicht jedem gefalle das, manche Leute, die Krätzer als "Berufsquerulanten" bezeichnet, würden lieber hinten herum über Gerüchte an Stammtischen arbeiten. Denen gefalle seine offene Art nicht.

Noch heute wird Krätzer von seinen damaligen Kontrahenten aus dem Heidecker Bürgerblock auf Schadensersatz verklagt. Ein führender HBB-Mann von damals sitzt jetzt für die Christliche Wählergemeinschaft (CWG) von Peter Grimm im Stadtrat: Reinhard Siegert. "Ich werde ihm nicht um den Hals fallen", sagt Krätzer über seinen alten Widersacher, "und größtes Augenmerk auf die Äußerungen dieses Herren richten." Siegert ist Zeuge in einem Verfahren gegen Krätzer. "Aber wenn er gute Ideen hat, ist das für Heideck okay", sagt Krätzer, der Persönliches und Politisches streng getrennt halten will. Der Sache wegen.

Und der Sache wegen will sich Krätzer auch zurückhalten, wenn ein Kreisverkehr an der Kreuzung vor der Bäckerei Schmidt gebaut werden soll. Vergessen ist Krätzers Bezeichnung "Heidecker Brezelbaron" für Schmidt, auch ein Gegner der Höfener Läden. Inzwischen seien viele klärende Gespräche geführt worden, sagt Krätzer. Es lägen nach langem Streit gute Pläne für den Kreisverkehr vor. Das sei die wichtigste Baumaßnahme für die Heidecker Bürger und deren Sicherheit, sagt Krätzer: "Da werde ich kein Öl ins Feuer gießen."