Roth
Rückkehr der großen Stimme

Sari Schorr und Ash Wilson bescheren der Kulturfabrik einen Abend mit bluesgetriebenem Hard Rock

21.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:40 Uhr
Whoa, Black Betty (bam-ba-lam): Sari Schorr rockt nach dem Galaxy nun auch die Rother Kulturfabrik. −Foto: Tschapka

Roth (HK) Sari Schorr ist zurück in Roth. Ein Jahr nach ihrem Parforceritt in der Galaxy Bar erobert sie bei den 27. Rother Bluestagen nun auch die Kulturfabrik.

Es hat sich herumgesprochen, dass Sari Schorr eine der aufregendsten Stimmen im gesamten Rock Business ist. Als sie 2017 im kleinen Galaxy Club auftrat, war sie anfangs noch nicht einmal ein Geheimtipp. Was sich schlagartig änderte, als die rund 100, die das Naturereignis damals erlebten, die Kunde verbreiteten. Ein Jahr später füllt sie die Kulturfabrik und die, die gekommen sind, sind voller Hoffnung, dass es wieder ein Erlebnis wird - wie vor Jahresfrist im Galaxy.

Gewisse Dinge sind natürlich nicht wiederholbar, der zweite ultimative Kick bleibt aus. Aber denen, die Sari Schorr zum ersten Mal sehen, bleibt vermutlich trotzdem die Spucke weg. Der Stimmumfang, das Volumen, das Timbre und die schiere Kraft beeindrucken. Und obwohl Sari Schorr eine ausgebildete Opernsängerin ist, hat ihre Stimme Ecken und Kanten sowie das richtige Quäntchen Schmutz. Man darf sie ruhig in einem Atemzug mit der großen Beth Hart nennen.

Mit diesem Organ ausgerüstet, das nicht zuletzt an Janis Joplin erinnert, beschreitet Schorr ausschließlich klassische Bluesrockpfade. Die sind zwar ausgetreten, aber dafür lässt sich mit der richtigen Ausrüstung darauf wunderbar trittsicher wandeln. Bonamassa, Trout und Co. machen das seit Jahren mit großem Erfolg - und die sind im Gegensatz zu Sari Schorr alles andere als Shouter.

Damit ihre Stimme auch richtig zur Geltung kommt, hat sie sich mit dem holländischen Keyboarder Bob Fridzema und dem jungen Briten Ash Wilson an der Gitarre zwei exzellente Mitstreiter ausgesucht. Überhaupt die Gitarristen, vor Jahresfrist war der grandiose Innes Sibun an ihrer Seite, nun ist es Wilson, der auf der Insel als einer der aufregendsten jungen Gitarristen gilt. Sein sehr extrovertiertes Spiel ist ein wunderbarer Gegenpart zur dominanten Stimme von Sari Schorr. Bemerkenswert ist seine Gitarre, eine Duesenberg Starplayer TV Phonic, Venetian White, die bei den Soli absolut scharf und prägnant klingt, aber auch ein sehr perkussives Rhythmusspiel ermöglicht. Es lässt sich nicht verhehlen, dass es großen Spaß macht, ihm zuzuschauen - durchaus geeignet, der Dame ab und zu die Schau zu stellen.

Obwohl Sari Schorr aus Brooklyn kommt, ist ihr bluesgetriebener Hard Rock sehr britisch geprägt. Zwar huldigt sie auch den großen US-amerikanischen Helden wie Willie Dixon und Leadbelly, allerdings erinnert ihre Version von Leadbellys "Black Betty" mehr an Led Zeppelin und Robert Plant. Ganz bei den Zeps ist sie dann bei deren "Rock 'n' Roll" und noch britischer wird es mit Paul Rodgers und Bad Company bei "Ready For Love".

Aber nicht nur die Insel hat die New Yorker Musikerin geprägt, so hat sie einige Jahre in Deutschland verbracht und nicht zuletzt wurde sie von Henning Gehrke bei ihrem Erstling "A Force Of Nature" unterstützt. Wenn sie dann sagt "Ich liebe Deutschland", dann scheint es nicht nur irgendein Lippenbekenntnis zu sein. Klingt doch bei ihr durch, dass es ihr damals ziemlich schlecht gegangen sei und die Zeit in Deutschland mit entscheidend für ihren Durchbruch war.

Dass sie nun auf der Bühne steht und dem Publikum, die Musik darbringen darf, die sie liebt, macht sie "dankbar" und man glaubt ihr das. Dazu strahlt sie große Lebensfreude aus, die ihren Liedern auch sehr viel positive Energie gibt. Spätestens nach "Black Betty" ist die Kulturfabrik völlig im Bann dieser großartigen Sängerin und ihrer feinen Band. Es kommt etwas rüber, man nimmt etwas mit und geht zufriedener nach Hause, als man gekommen ist. That's Rock 'n' Roll.