Geisenfeld
Rückenwind per Unterschrift

Um öffentlichen Druck zu erhöhen, hofft USB auf Unterstützung für Geisenfelder Umgehung

05.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:34 Uhr
Um den Schwerlastverkehr aus der Geisenfelder Innenstadt herauszuhalten, ist die Umgehungsstraße unerlässlich. Die USB startet eine Unterschriftenaktion, um den öffentlichen Druck zu erhöhen. −Foto: Ermert

Geisenfeld (GZ) Der Kampf um eine Umgehungsstraße ist politisch das Thema schlechthin in Geisenfeld. Das Gros der Bürger ist dafür, einige Grundbesitzer sind dagegen - und die Meinungen gehen weit auseinander. Jetzt zünden die Unabhängigen Sozialen Bürger (USB) um Bürgermeister Christian Staudter die nächste Stufe: Sie sammeln Unterschriften, um der Forderung Nachdruck zu verleihen.

Am Tag der deutschen Einheit sind die USB zusammengetreten, um sich für das seit Jahren schwelende, aber einfach nicht vorankommende Thema eine neue Taktik zu überlegen. Herausgekommen ist eine Offensive. "Das bisherige Verhandeln hat nicht viel bewirkt", räumt Staudter ein. Im Bundesverkehrswegeplan steht die Maßnahme bei der Dringlichkeit gerade mal auf Stufe 2. Aussicht, nach oben gestuft zu werden, hat die Stadt nur, falls sie in Eigenregie die Nordtrasse der Umgehung angeht. "Und parallel dazu brauchen wir mehr öffentlichen Druck", fügt Staudter an.

Daher startet die USB ab sofort eine Unterschriftensammlung. An diesem Samstag geht es von 9 bis 12 Uhr im Rahmen des Wochenmarktes am Stadtplatz los. "Da stehen wir und hoffen, dass sich viele in die Listen eintragen", sagt Staudter. Es handle sich dabei um kein Bürgerbegehren, schränkt er ein. "Es geht uns nur um Unterstützer, damit wir mit unserer Forderung nach einer Umgehung bei der großen Politik mehr Gehör finden."

In den kommenden Wochen will die USB die Listen in vielen Geschäften auslegen. Auch im Rathaus können sich die Bürger eintragen. Und an den Durchgangstraßen wollen die USBler gar von Tür zu Tür gehen. "Diese Menschen sind vom Schwerlastverkehr und den vielen Autos so belastet, denen muss man einfach helfen", sagt Staudter. Im vierstelligen Bereich sollte die Zahl der Unterschriften in einigen Wochen liegen. "Darunter brauchen wir gar nicht anfangen", sagt Staudter. Nach oben setzt er keine Grenze. "Je mehr, desto besser - und wir hoffen auf sehr, sehr viele Unterstützer", sagt er und kündigt ein kräftiges Rühren der Werbetrommel an. Sobald er mit der Zahl zufrieden ist, will er die Listen im Ministerium von Ilse Aigner (CSU) abgeben - um mehr Unterstützung im Ringen um die Umgehung zu erwirken.

Ganz nach oben auf die Tagesordnung ist das "ohnehin stets vorrangige Thema" , so Staudter, vor Kurzem bei einer Veranstaltung in Reichertshausen gerückt. Als Staatssekretär Josef Zellmeier aus dem Ministerium für Wohnen, Bau und Verkehr, ein Sozialbauprojekt einweihte, kam es am Rande zu einer Unterredung mit Staudter und zwei Bürgermeisterkollegen: Peter Keck (SPD) aus Rohrbach und Jens Machold (CSU) aus Wolnzach. "Es ging jeweils um bauliche Maßnahmen an Staats- und Bundesstraßen", führt Staudter aus. "In Fahlenbach, Königsfeld und - in unserem Fall - eben um Geisenfeld." Neben Zellmeier waren auch Vertreter des Staatlichen Bauamts Ingolstadt anwesend. Und so wurde die weitere Taktik besprochen, wie die erhoffte Umgehungsstraße irgendwann zu einer Realität werden könnte.

Es geht dabei um eine insgesamt rund neun Kilometer lange Trasse, die westlich an Geisenfeld vorbeiführt. Der südliche Abschnitt beginnt kurz vor Ainau und endet vor dem Gewerbegebiet bei Geisenfeldwinden. Dabei handelt es sich allerdings um den zweiten Teil der Maßnahme, für den der nördliche Abschnitt (von der B300 bei Geisenfeldwinden bis hinauf nach Nötting) quasi die zwingende Voraussetzung ist. "Diese 4,5 Kilometer sollen wir selbst in die Hand nehmen", erläutert der Bürgermeister weiter. Die Baumaßnahme ist gewaltig und wird Zeit in Anspruch nehmen. Rein finanziell wird der Stadt durch das Förderprogramm, "Kommunale Sonderbaulast" unter die Arme gegriffen. "So wie es aussieht, bekommen wir dabei mindestens 70 Prozent der Kosten erstattet", so Staudter.

Beim Termin in Reichertshausen hat er Zellmeier die Unterlagen vorgestellt und einmal besprochen, bevor es in die erste Auslegung geht. "Es passt schon fast alles", berichtet der Bürgermeister. Kleine Nachbesserungen sind für diese erste Runde auf dem Weg zum Planfeststellungsbeschluss noch einzuarbeiten. Dann kann das Verfahren weitergehen. Wie lange es dauert, bis die Stadt tatsächlich die Bagger anrollen lassen kann, steht jedoch noch völlig in den Sternen. "Das kann dauern", räumt Staudter ein. "Aber wir treiben die Umgehung - so gut und schnell es geht - immer weiter voran."

Den Termin bei Zellmeier nahm Staudter auch wahr, um der Umgehung den Platz im Bundesverkehrswegeplan dauerhaft zu erhalten. "Der laufende Plan gilt bis 2020", so Staudter. Wie Zellmeier erklärte, seien aber zahlreiche Maßnahmen noch nicht abgeschlossen, sodass es bis zur Neuauflage noch gut und gerne bis 2022 dauern könne. "Wir müssen also keine Angst haben, da rauszufallen", kommentiert Staudter diese Information mit einer gewissen Erleichterung. Denn falls der südliche Abschnitt der Umgehung in nächster Zeit realisiert werden kann, stehen die Chancen gut, bei der Neuauflage des Bundesverkehrswegeplans nach oben gestuft zu werden - um dann eventuell sogar schon mit der Planung des südlichen Abschnitts beginnen zu können. "Dazu brauchen wir die volle Rückendeckung unserer Bürger", fügt Staudter an - und hofft auf Unterstützung in Form von zahlreichen Unterschriften.

Patrick Ermert