Ingolstadt
Rückblick mit Rivalen und Mitstreitern

Christian Lösel spricht bei Wirtschaftsjunioren über sein erstes Jahr als Oberbürgermeister

15.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:18 Uhr

Drei Stadträte blickten mit OB Christian Lösel (rechts) und Moderator Simon Trockel (links) zurück: (von links) Karl Ettinger, Veronika Peters, Peter Springl und OB Christian Lösel. - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Die Podiumsdiskussion hat sich mittlerweile fest in der Ingolstädter Redekultur etabliert. Zu einer weiteren solchen Veranstaltung luden jetzt die Wirtschaftsjunioren Ingolstadt ins Seehaus. Anlass war (noch) ein Rückblick von Oberbürgermeister Christian Lösel auf das erste Jahr seiner Amtszeit.

Das überschaubare Diskutantenfeld aus drei Stadträten – und eben dem OB (der es bevorzugte, der Diskussion stehend beizuwohnen) – verbiss sich allerdings schnell wieder in altbekannte Härtefälle des politischen Alltags in der Schanz: Die Schaffung von mehr Wohnraum, das Essen an den Schulen und die Belebung der Altstadt mit der Fußgängerzone. Letztere wird bis 2020 für einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag in Abschnitten umgestaltet, berichtete FW-Stadtrat Peter Springl, nachdem Moderator Simon Trockel das Thema mit einer für den Abend ansonsten eher ungewohnt provokanten Hypothese („Leben in der Fußgängerzone oder doch lieber Spielgeräte“) freigegeben hatte.

SPD-Stadträtin Veronika Peters forderte abermals mehr Bürgerbeteiligung bei solchen Entscheidungen. Der Einzelhandel sei längst nicht mehr die alleinige Stütze einer Altstadt, sagte sie. Sondern auch die Gastronomie und Museen. Hier wünschte sie sich mehr Impulse. Die sah FDP-Stadtrat Karl Ettinger im zweimal jährlich stattfindenden Antikmarkt erfüllt. Dieser hat sich bekanntermaßen zu einem Publikumsmagneten entwickelt. Seine Vision: einen der beiden Tage mit einem verkaufsoffenen Sonntag zu verknüpfen. Lösel gab zu verstehen, dass man den zunehmenden Einfluss des Online-Handels auf das Kaufverhalten berücksichtigen müsse. Wichtig sei es deshalb, publikumswirksame „Schwergewichte“ wie die derzeit laufende Bayerische Landesausstellung im Neuen Schloss für Ingolstadt zu generieren. Für diese liegen inzwischen rund 700 Busanmeldungen vor, sagte er und verwies auf die damit verbundene Kaufkraft, die in die Schanz strömt. Das Publikum, das fast ausschließlich aus Wirtschaftsjunioren bestand, sehnte sich mehr nach pragmatischeren Lösungen: Einheitliche und längere Öffnungszeiten standen ganz oben auf der Wunschliste. Kritisiert wurde, dass potenzielle Kundenbringer wie der Drei-Euro-Gutschein, der beim Einkauf die Verrechnung von Parkgebühren ermöglicht, zu kompliziert seien.

Die Themen Schulessen und Wohnungsmarkt sowie die damit einhergehende Gesamtsituation Ingolstadts gingen bereits zuvor fast nahtlos ineinander über und ließen vor allem Peters und Springl, der in seiner Argumentation fest an der Seite des OB stand, zu Hochform auflaufen. Angesichts der hohen Immobilienpreise forderte Peters mehr Wohnmodelle und eine Stärkung des ÖPNV, der auch die Peripherie als Wohnsitz interessant mache.

Springl wehrte sich gegen Peters Vorwurf, man sei in der Entwicklung zu spät und bislang ziellos vorgegangen und erinnerte an den Verkehrsentwicklungsplan, der gerade erstellt wird. Lösel betonte bereits in seinem Vortrag, dass Ingolstadt heuer eine Baugenehmigungsquote von über 1500 Wohnungen aufweise. „Früher waren wir froh über 800“, sagte er und verwies auf die günstigen Quadratmeterpreise der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft. Um dem Fachkräftemangel in der Pflege zu begegnen, habe man unter anderem eine Kooperation mit China ins Leben gerufen.