Ingolstadt?
Ruderer an die Riemen!

Römerboot-Nachbau legt in Manching und Ingolstadt an: Freiwillige vor - Großes Begleitprogramm

17.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:44 Uhr
Der Nachbau des Oberstimmer Römerboots bei einer Übungsfahrt auf einem Weiher. −Foto: Foto: FAU/Claus Maison

Ingolstadt/Manching (DK) Der Nachbau eines der in Oberstimm ausgegrabenen Römerboote wird diese Woche in Manching und später nochmal in Ingolstadt mit einem großen Programm zu Wasser gelassen. Wer will, kann jeweils eine Strecke auf der originalgetreuen Replik der besterhaltenen Schiffswracks nördlich der Alpen mitrudern.

Das Boot kommt am Donnerstag, 19. Juli, zunächst an den Großen Braunweiher im Feilenmoos. Während vormittags Schüler das Boot "entern", besteht für die Öffentlichkeit um 15, 16 und 17 Uhr die Möglichkeit, sich auf der F.A.N., wie sie heißt (Fredericiana Alexandrina Navis) in die Riemen zu legen. Das Rudern findet in Kombination mit einer Führung im Kelten- und Römermuseum zu den beiden Originalfunden statt (Beginn immer eine Stunde vor dem Rudern). Anmeldung unter info@museum-manching.de oder über das Kontaktformular auf der Homepage www.museum-manching.de.

Die zweite Chance besteht am Sonntag, 22. Juli. An diesem Tag begibt sich der Nachbau in Ingolstadt auf eine Fahrt auf der Donau. Entgegen ursprünglichen Ankündigungen kommt das Schwesterschiff allerdings nicht in die Region, so der Leiter des Kelten- und Römermuseums Manching, Tobias Esch. Für die erste Etappe auf der Donau können sich noch freiwillige Ruderer anmelden: Am Sonntagmorgen geht es von Ingolstadt die Donau hinab bis nach Eining. Wer Interesse hat und die Rudermannschaft tatkräftig unterstützen möchte, melde sich unter roemerboote@museum-manching.de an.

Doch das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem gesamten Programm rund um den Nachbau des 2000 Jahre alten Römerboots. Ronald Bockius, Leiter des Kompetenzbereichs Antike Schiffahrt im Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz, spricht am Donnerstag, 19. Juli, ab 18.30 Uhr im Kelten- und Römermuseum Manching zum Thema: "Die Bootsfunde von Oberstimm: Zeugen mediterranen Techniktransfers durch das römische Heer?" Die mediterran geprägte Bauart der Einsatzboote von Oberstimm unter Verwendung so genannter Nut-Feder-Verbände setzt sie von den meisten Schiffsfunden der Nordprovinzen ab. Der Referent gibt einen geschichtlichen Einblick über Ursprung und Ausbreitung holztechnischer Verfahren nebst ihrer Anwendungen in der Alten Welt. Um 17.30 Uhr findet zudem eine offene Führung zu den originalen Schiffswracks von Oberstimm im Museum statt.

Am Freitag, 20. Juli, legt der Nachbau eines der beiden 1986 am Barthelmarktgelände entdeckten Boote in der Ortsmitte des Marktes Manching an. Bei entsprechenden Wetter- und Wasserbedingungen (derzeit schaut es leider nicht gut aus) wird das 16 Meter lange Schiff gegen 12 Uhr vor der Paarterrasse in die Paar gelassen, andernfalls wird es auf der Paarbrücke ausgestellt. In beiden Fällen ist eine Besichtigung möglich. Der Erbauer des Römerbootes, Prof. Boris Dreyer von der Friedrich Alexander Universität Erlangen, und seine Stammbesatzung stehen für Fragen zur Verfügung. Von Seiten des Kelten- und Römermuseums werden ferner römische Spiele für Jung und Alt und eine Verköstigung von Mulsum, einem römischen Gewürzwein, angeboten. Ab 15 Uhr treten zwei "Römer" des Historischen Vereins Ingolstadt an der Paarterrasse auf, die mit Standarten und einem tragbaren Torsionsgeschütz ausgestattet sind.

Am kommenden Wochenende legt das Römerboot dann in Ingolstadt an. Am Samstag, 21. Juli, werden zwischen 10 Uhr und 17 Uhr das Stadtmuseum Ingolstadt, das Museum Manching, das Katharinen-Gymnasium und das Reuchlin-Gymnasium zusammen mit der Römertruppe des Historischen Vereins auf der Wiese zwischen Donau und Reduit Tilly das Fest der Kulturen um ein Römerprogramm bereichern. Bei einem museumspädagogischen Programm können römische Medaillons und kleine Römerschiffe gebastelt und römisch gekocht werden. Durchgehend ist ein Militärlager der Mittleren Römischen Kaiserzeit aufgeschlagen. An der Donaubühne ist eine Besichtigung des Nachbaus möglich und mit etwas Glück die Teilnahme an einer der Besucherfahrten, die ab 11.30 Uhr stündlich stattfinden. Am Sonntagmorgen dürfen sich dann die Freiwilligen in die Riemen legen und bis nach Eining rudern.

Das römische Patrouillen- und Geleitzugboot wurde nach dem Befund von Oberstimm anlässlich des 275-jährigen Bestehens der Universität Erlangen als wissenschaftliches Projekt unter der Leitung von Prof. Boris Dreyer nachgebaut und nach wissenschaftlichen Tests der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Dazu gehört als einer der Höhepunkte im Jubiläumsjahr 2018 der Langstreckentest von Ingolstadt über Linz in Österreich bis hin zur Mündung der Donau ins Schwarze Meer (Tulcea in Rumänien). Das Römerboot aus Erlangen soll in Eining, Engelhartszell, Wilhering, Ottensheim und Enns Station machen. Auf diese Weise wird getestet, wie die Fahrt auf der Donau bewerkstelligt worden ist - insbesondere die Leistung der römischen Ruderer auf dieser in der Antike häufig befahrenen Wasserstraße sowie die Belastungsfähigkeit des Materials.

Bernhard Pehl