Roth
Rubick: Tariferhöhung von 6,8 Prozent ist vertretbar

IG BAU sieht Preisniveau und Einkommen im Missverhältnis - Lücken im Tarifsystem angeprangert

12.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:45 Uhr

Roth/Hilpoltstein - Die kommende Tarifrunde, das Jahresprogramm und das "geraubte Geld durch die Negativzinsen" sind in der ersten Vorstandssitzung des Jahres der IG Bauen-Agrar-Umwelt, Kreisverband Roth-Schwabach die Hauptthemen des Kreisvorsitzenden Wilhelm Rubick gewesen.

Nach intensiver Diskussion stimmte die Bundestarifkommission der IG BAU letzte Woche für eine Forderung für die rund 850000 Beschäftigten im Bauhauptgewerbe von 6,8 Prozent, so Rubick. Die Preise allgemein und vor allem in der Bauwirtschaft laufen dem Einkommen der Bevölkerung davon. Der Fachkräftemangel im derzeitigen Bauboom betreffe sämtliche Qualifikationsstufen am Bau, so der Kreisvorsitzende. Trotz guter Ausbildung schaffe es die Branche nicht, ihre Fachkräfte zu halten. "Sie wandern in andere Berufe ab. "

Das liege nicht zuletzt an der oft viel besseren Bezahlung in anderen Wirtschaftszweigen, so Rubick. Daher sei eine Tariferhöhung von 6,8 Prozent oder mindestens jedoch 230 Euro im Monat mehr vertretbar. Gleichzeitig fordert die IG BAU für alle Ausbildungsjahre 100 Euro mehr. "Die Beschäftigten fordern mit Recht eine faire Beteiligung am Boom", sagte Rubick. "Schließlich ermöglichen wir Bauleute ihn erst durch unsere Leistung. " Die Auftakt-Tarifverhandlung findet am 19 März in Berlin statt.

Kritisch äußerte sich der IG-BAU-Chef zur rückläufigen Tarifbindung. So seien nur noch 55 Prozent der Beschäftigten im Westen und 45 Prozent im Osten tarifgebunden. Den Sozialkassen und dem Staat entgehen nach Berechnung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zweistellige Milliardensummen durch Lücken im Tarifsystem. Würden für alle Beschäftigten Tarifverträge gelten und sie entsprechend mehr verdienen, würden laut DGB pro Jahr 40 Milliarden Euro mehr an Sozialbeiträgen und Steuern fließen. Die Versammlung forderte die Bundesregierung auf, eine hohe Tarifbindung und starke Sozialpartnerschaft ganz oben auf die Agenda zu setzen. So soll der Staat seine öffentlichen Aufträge an Bedingungen für faire Bezahlung der Beschäftigten knüpfen.

Weiter kritisierte Rubick die Negativzinsen. "Unsere Beiträge zur Renten-und Arbeitslosenversicherung verschwinden in Millionenhöhe im Nirgendwo. " Dies sei eine Folge der Zinspolitik des ehemaligen EZB-Präsidenten Draghi. 15 Millionen vom Bundesamt und 20 Millionen von der Rentenversicherung gingen so flöten. "Weitere 500 Milliarden wurden den Sparern abgeknöpft. " Als Dank dafür habe er das Bundesverdienstkreuzbekommen. "Und da wundert sich die Bundesregierung über so viele AfD-Wähler", sagte Rubick.

Für 2020 beschloss der Kreisvorstand ein umfangreiches Jahresprogramm. So finden in den nächsten Wochen Infoveranstaltungen in Kornburg, Allersberg und Offenbau statt. Eine Fahrt am 1. Mai geht nach Berching mit Kanal- und Altstadtbesichtigung. Ab 15 Uhr findet dann die Maifeier in Roth statt. Das Bau-Sommerfest ist heuer am 18. Juli in Triesdorf. Im Herbst beginnen die Vorbereitungen zu Orts- und Kreisverbandswahlen sowie der Wahl der Delegierten zum Bezirksverbandstag Mittelfranken, der im Frühjahr 2021 stattfindet. Bereits jetzt forderte Rubick die Kollegen auf, sich Gedanken zur Mitarbeit in den Verbänden zu Machen. Der Termin für die Ehrungsfeier für langjährige Mitgliedschaft wurde auf den 28. November festgelegt.

HK