Rotes Kreuz im Krisengebiet

12.10.2007 | Stand 03.12.2020, 6:25 Uhr

Die ersten Pakete sind schon geladen, im riesigen Sattelaufleger ist aber noch jede Menge Platz: Die Humanitäre Hilfe in Schrobenhausen bereitet eine Fahrt nach Rumänien vor, um Menschen zu helfen, die vor einem Monat obdachlos geworden sind. - Foto: Hastreiter

Schrobenhausen (SZ) Das Drama spielte sich jenseits der Karpaten ab: Anfang September schwemmte ein Hochwasser dort unzählige Häuser weg und machte Tausende von Menschen obdachlos. Jetzt greift die Humanitäre Hilfe aus Schrobenhausen ein und schickt einen Sattelzug voller Hilfsgüter.

Deren Vorsitzender Toni Drexler erfuhr aus den Nachrichten von der Katastrophe. Als er die Bilder von den Ruinen sah, die einmal Häuser gewesen waren, griff er zum Telefon und erfuhr Details. Hatte der unbarmherzig heiße und trockene Sommer bereits Todesopfer gefordert, so starben weitere Menschen bei den Überschwemmungen, ausgelöst von verheerenden Regenfällen, die dem Glutsommer ohne Übergang folgten.

Betroffen ist die Region nördlich von Braila im Osten Rumäniens, dort wo mehrere Flüsse aus den Karpaten kommen und dann übers Donaudelta ins Schwarze Meer fließen. Sie brachten auch die ungeheuren Wassermassen mit, die die Dämme innerhalb weniger Stunden brechen ließen oder wegspülten.

Dass es viele Familien gibt, die seit der Katastrophe kein Dach mehr über dem Kopf haben, erfuhr Anton Drexler aus erster Hand. Ionel Bogghiu, der Bürgermeister der Stadt Nicoresti, die mehrere Tage von der Außenwelt abgeschnitten war und in deren Nachbarschaft zwei alte Frauen ertranken, schickte eine detaillierte Liste mit einer genauen Auflistung der Schäden im Kreis Galati. Zwischen 25 und 100 Prozent beträgt die Zerstörungsrate.

"Da stehen etliche Familien auf der Straße, und jetzt kommt der Winter", sorgt sich Anton Drexler und sucht auf seiner riesigen Straßenkarte das Ziel für den neuen Einsatz. Welche Route genau gefahren werde, das entscheide sich erst noch, jetzt gehe es erst einmal darum, die richtigen Hilfsgüter zusammen zustellen. Verteilen will Drexler wieder nach dem bewährten Muster, das heißt die Empfänger werden benachrichtigt und können sich nach Vorlage des Ausweises die Hilfsgüter mitnehmen. "So stellen wir sicher, dass nichts in falsche Hände kommt", sagt der Leiter der Humanitären Hilfe.

200 Familien, die nach dem Hochwasser überhaupt nichts mehr haben, sollen Hilfe erhalten. Für die Pakete wolle man jeden Quadratzentimeter des Sattelzuges nutzen, kündigt Drexler an, der schon einmal 400 Kartons mit besonders sorgfältig sortierter Kleidung zusammenstellen ließ. Jetzt sollen noch Grundnahrungsmittel, Säuglingskost und Hygieneartikel gekauft werden. Aufbrechen soll der Minikonvoi, der aus dem BRK-Sattelzug und einem Begleitbus bestehen wird, Mitte November, damit die Betroffenen rechtzeitig vor dem Kälteeinbruch versorgt werden können.

Jetzt hat Toni Drexler wieder einmal das alte Anliegen: Er bittet die Bevölkerung um Unterstützung der Aktion. Wer den Hochwasseropfern helfen will, der kann bei der Stadtsparkasse auf die Sonderkonten 360 800 und 50 500 der Humanitären Hilfe unter dem Stichwort "Hochwasseropfer" einzahlen.