Ingolstadt
Roter Teppich, Enten und Toilettenpapier

Florian Weihard und Frieder Kuhn bewältigen in Ingolstadt einen selbst organisierten Ironman-Triathlon

28.07.2020 | Stand 23.09.2023, 13:12 Uhr
Sabine Kaczynski
Ein Zielband aus Toilettenpapier: Florian Weihard (linkes Bild, rechts) und Frieder Kuhn hatten nach 3,8 Kilometern Schwimmen (Bild unten), 180 Kilometern Radfahren (oben) für die letzten Meter ihres Triathlons extra ein Stück des roten Teppichs vom Challenge aus Roth besorgt besorgt. −Foto: privat (2), ska

Ingolstadt - Florian Weihard und Frieder Kuhn aus Ingolstadt betreiben seit Jahren Ausdauersport und wollten sich heuer den lang gehegten Traum vom gemeinsamen Start beim größten Langdistanz-Triathlon, dem Challenge Roth, erfüllen.

3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,2 km Laufen müssen bei dem als Ironman bekannten Wettkampf zurückgelegt werden. Die Startplätze für die beliebte Veranstaltung sind äußerst begehrt und immer schnell vergeben: "Daher bin ich um vier Uhr früh nach Roth gefahren, habe mich in die Warteschlange gestellt und tatsächlich einen Startplatz ergattert", erinnert sich Weihard. Animiert durch den Erfolg seines Kumpels versuchte Kuhn online sein Glück - und es klappte ebenfalls! Planung und Vorbereitung auf die große Herausforderung und ein intensives Trainingsjahr konnten starten. Doch auf der Zielgeraden machte das Corona-Virus den beiden Audi-Angestellten einen Strich durch die Rechnung. Alle Sportveranstaltungen wurden abgesagt, die Zwei konnten weder wie geplant den Ingolstädter Halbmarathon noch den Challenge Roth bestreiten. "Den Halbmarathon sind wir ohne Zögern trotzdem gelaufen. Beim Triathlon sah das anders aus. Da steckt doch sehr viel mehr Organisation dahinter", beschreibt Weihard seine Gedanken nach der Absage. "Zuerst fällt man in ein Loch, aber dann wollten wir das Ding doch durchziehen. "

Die Sportler planten die Strecken mittels Routenplaner, die beiden Freundinnen wurden für Fahrdienste eingeteilt und sorgten für die Bereitstellung der Neopren-Anzüge und Fahrräder. Die geplanten Versorgungsstationen wurden mit Verpflegung bestückt und der Zielbereich - Weihards Zuhause - entsprechend ausgestattet. "Wir haben Biertischgarnituren aufgestellt und sogar einen roten Teppich und Medaillen organisiert", lacht Weihard.

Am 11. Juli war es dann soweit: Der "1. Ingolstädter Ironman" konnte stattfinden. Klar war: "Es ist kein echter Wettkampf, aber nach dem harten Training wollten wir uns einfach beweisen, dass wir es schaffen. " Angesichts fehlender Straßensperren mussten Verkehrsregeln beachtet und auf Rad- und Fußgänger Rücksicht genommen werden - und ein paar kleine Pannen gab es auch.

Als erstes war die "Hassdisziplin" Schwimmen an der Reihe, absolviert wurde die Strecke im Weicheringer Weiher. Während Weihard einmal außen herum schwamm und die Distanz damit gut erreichte, verschätzte sich Kuhn. "Ich bin im Zickzack geschwommen, um mehr Meter gutzumachen. Dabei habe ich die Orientierung verloren und bin einer Entenfamilie in die Quere gekommen", blickt er schmunzelnd zurück.

Wieder an Land, stiegen die Sportler nach etwas mehr als einer Stunde auf Fahrräder um. Die Route verlief über Wellheim, Dollnstein, Eichstätt, Kipfenberg und Beilngries. "Dort versorgte uns unser Freund Markus mit Cola und Bananen", berichten Weihard und Kuhn, die rund fünfeinhalb Stunden beziehungsweise 180 Kilometer von einem Kumpel begleitet wurden. Der Weg ging weiter nach Dietfurt und Riedenburg, von dort über den Schambachtalradweg zurück nach Ingolstadt.

Nach einer weiteren Versorgungsstation wartete der Auwaldsee als Laufstrecke auf die Sportler. Zumindest fast: Erst mussten die beiden noch eine Zwischenstrecke zum Audi-Sportpark und zurück radeln, da auf dem Fahrradcomputer trotz genauer Vorbereitung zehn Kilometer fehlten. "Mir ist heute noch schleierhaft, wo die abgeblieben sind", wundert sich Weihard. Achtmal umrundeten sie dann innerhalb von etwas weniger vier Stunden den Auwaldsee, um auf die Marathondistanz zu kommen. Nicht einfach am Samstagnachmittag - mit vielen Badegästen und Gassigehern. "Am Schluss haben uns alle gekannt", schmunzelt Weihard und Kuhn ergänzt: "Es war der Abend des Relegationsspiels. Nürnberg-Fans hatten sich in der Kneipe am Auwaldsee versammelt. Ein Kastenwagen der Polizei war genau da positioniert, wo wir achtmal vorbeigelaufen sind. Was die wohl gedacht haben. Das war schon witzig. "

Letztlich lief aber alles glatt, nach rund 13 Stunden erreichten die beiden "Eisenmänner" den roten Teppich und zerrissen das Zielband, das Weihards Eltern aus Toilettenpapier gespannt hatten. "Die Strecke hatten wir schon 200 Meter vorher geschafft, es war also nur noch Schaulaufen für unsere Freunde", grinsen beide. "Ein schöner Abschluss. "

Und wie sind sie mit dem Resultat zufrieden? "Ich bin mega stolz, dass wir das geschafft haben und überrascht, dass ich so gut durchgehalten habe", sagt Kuhn und auch Weihard ist "mega happy" mit dem Ergebnis. "Zumal gar nicht klar war, ob ich die Distanz überhaupt schaffe", wie er anfügt. Für den Challenge Roth 2021 haben sich die Zwei übrigens längst angemeldet - und sind sich sicher, dass sie die Ironman-Strecke dann auch ganz regulär bewältigen.

DK

Sabine Kaczynski