Eichstätt
Ross und Reiter vom Blitz erschlagen: Marterl erinnern

08.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:34 Uhr

Eichstätt (je) Mehrere Marterl in der näheren Umgebung von Eichstätt erinnern daran, dass Menschen durch Blitzschläge gestorben sind. Brände entstanden öfter bei Gewittern, und ein Domturm sowie die Willibaldsburg wurden vom Blitz getroffen. Um so manche hohe Fichte liegen weit verstreut Holzsplitter, die Zeugnis von der Wucht eines Blitzschlags geben.

In den Gemmingenbau der Willibaldsburg schlug am Nachmittag des 17. September 1681 der Blitz ein. Das mächtige Gebäude brannte lichterloh. Der hochfürstliche Hausmeister Gottfried Wendel, der sich auf dem Kupferdach zum Löschen befand, wurde von den Flammen eingeschlossen und musste in die Tiefe springen. Er verfehlte ausgelegte Strohsäcke, Decken und Kleidungsstücke und starb. Sein Grabstein an der Außenmauer der Friedhofskirche Maria Schnee erinnert an das Unglück. Das ausgebrannte Stockwerk wurde in alter Pracht neu aufgebaut. Die jetzt fehlende oberste Etage und die malerischen Zwiebeltürme wurden erst nach der Säkularisation abgetragen und die Materialien für andere Bauten verwendet.

Die Willibaldsburg wurde am 31. Juni 1797 erneut von einem Blitz getroffen, der zum Glück nicht zündete. Ehe der Blitzstrahl in die Pferdeschwemme fuhr, deckte er ein Stück Dach ab und zerschmetterte einen Balken.

Das Datum 7. Juli 1689 ist auf einer Steinsäule in der Nähe des Hirschparkhauses (Waschette) eingemeißelt. Der Text gibt Auskunft darüber, dass an dem Tag "der Erbare Jüng gesell Johann Pfeftl samt dem Pferdt Erschlagen worden". Der Name muss richtig "Pfeffl" heißen: Bei einer Renovierung wurde aus dem zweiten "f" ein "t" geformt. Weiter lässt sich entnehmen, dass der Getötete 36 Jahre alt und ein Bauernsohn aus Wolkertshofen gewesen ist. Vermutlich hatte er das Willibaldifest in Eichstätt besucht und war mit seinem Ross auf dem Heimritt, als er in ein Gewitter geriet.

Ein heftiges Unwetter, wolkenbruchartiger Regen und Hagelschauer zogen am Mittwoch, 21. Mai 1879, über Eichstätt hinweg. Dabei schlug der Blitz in die Spitze des nördlichen Domturms ein. Dem Wetterhahn wurde ein Fuß abgeschlagen. In Hofstetten traf der Blitz zur selben Zeit einen Stall und tötete mehrere Ziegen.

Beim Schernfelder Schafstall steht ein "Blitzmarterl", das an Ludwig Strobel erinnert. Er war Ökonom und starb am 28. Juli 1933. Aus dem Bericht im EICHSTÄTTER KURIER über das Unglück lässt sich entnehmen, dass er 44 Jahre alt und seine Frau sowie vier unmündige Kinder hinterließ. Strobels erste Frau war gestorben, mit der zweiten Frau war er erst wenige Wochen verheiratet. Der Bauer und sein 17-jähriger Knecht Josef Klinger von Workerszell waren dabei, Getreidemanndl aufzustellen, als sie von einem Gewitter überrascht wurden.

Strobel war sofort tot, seine Kleider wurden als Fetzen auf dem Acker verstreut. Der junge Knecht wurde zur Seite geschleudert und blieb ohnmächtig liegen. Landwirte brachten ihn, nicht lebensgefährlich verletzt, zu seinen Eltern nach Workerszell. Betäubt wurden auch Frau Strobel und ein paar Kinder, die in der Nähe der Unglücksstelle gearbeitet hatten.

Auf einer Wiese bei der Eichstätter Aumühle mähte am 3. Juli 1953 der 29-jährige verheiratete Lukas Rudingsdorfer Gras. Als er in einem Boot den Nebenarm der Altmühl überqueren wollte, vermutlich um sich vor einem Gewitter in Sicherheit zu bringen, traf ihn der tödliche Blitz. Er stürzte ins Wasser und wurde nach einer halben Stunde geborgen.