Romantische Anwandlungen bis Mitternacht

06.07.2008 | Stand 03.12.2020, 5:47 Uhr

Die Stagecoach Kids zeigen im Freyerskeller, wie gestenreich ein Tanz gestaltet werden kann. - Foto: Klier

Hilpoltstein (HK) Angekündigt war eine romantische Nacht: Das Vokalensemble Voice Connexion hat zu einem künstlerischen Kaleidoskop rund um die Liebe eingeladen. Das abwechslungsreiches Programm und ein warmer Sommerabend lockten am Freitag Gäste in unerwartet großer Zahl an.

Über den Hilpoltsteiner Burganger erschallt aus der Trompete von Markus Czieharz die Fanfare aus Bizets Oper "Carmen" und ruft zu einer romantischen Nacht. Das Blechbläserensemble der Stadtkapelle und Musikschule Hilpoltstein macht den Anfang: Zu Füßen der Burgruine spielen die vier Musiker gewohnt souverän Werke von Buxtehude, Susato, Gabrieli und Hassler. Wer eine der kostenlosen Eintrittskarten ergattern konnte, drängt sich anschließend in den Freyerskeller, der vom Museums- und Heimatverein hergerichtet worden ist.

Dort erwärmt Eva Frey mit einer Eigenkomposition die Herzen. Ihren Gesang begleitet sie auf der Djembé, einer afrikanischen Trommel. Dann ist der Gastgeber, die Voice Connexion, an der Reihe. Seit über einem Jahr leitet der Hilpoltsteiner Musikpädagoge Fritz Klehr diese Formation. In wohltönender Interpretation erklingen vier Madrigale der Renaissancezeit. Es sind kunstvoll arrangierte Liebeslieder von Hans Leo Hassler und John Dowland.

Nigel Greenhalgh ist professioneller Schauspieler und Leiter der "Stagecoach Kids", einer Schule für darstellende Künste, Schauspiel, Tanz und Gesang. Nachdem er gestenreich und theatralisch ein Sonett von William Shakespeare deklamiert hat, tanzen seine "Kids" eine Pavane von Toinot Arbeau. Bei der Landsknecht-Canzone der Voice Connexion macht ein Landsknecht seiner Holden den Hof.

Langsam senkt sich Dunkelheit über den Anger, erste Kerzen werden angezündet und die Burgruine ragt romantisch in den klaren Abendhimmel. Irmgard Mulack und Nigel Greenhalgh führen durch das Programm, das nach der Pause die Voice Connexion, die Dance Company von Andrea Schuster und die Pianistin Susanne Czieharz gemeinsam bestreiten, als sie "Salus Infirmorum" von Wolfgang Amadeus Mozart in ungewöhnlicher Form interpretieren. Aus dem Musical "Mozart" stammt "Gold von den Sternen". Frische, klare Stimmen der Stagecoach Kids bringen es zu Gehör.

Vor der zweiten Pause wird das Frey-Richter-Trio mit großem Applaus bedacht. Die drei Damen Eva Frey (Perkussion), Barbara Richter (Cello) und Susanne Eidt (Flöte und Saxofon) singen und spielen zunächst romantische Lieder von John Dowland und Johannes Brahms. Es folgen jiddische Lieder und Eigenkompositionen. Harmonische Stimmen und rhythmisches Spiel ergänzen einander in idealer Weise.

Verdiente Sieger

Sauber im Ansatz und perfekt im Spiel erklingt das anspruchsvolle Brass Quartett No.1 von Maurice C. Whitney. Markus Czieharz und Christoph Herzog (Trompete), sowie Andreas Greiner und Max Bengl (Posaune), Mitglieder des Blechbläser-Ensembles, beweisen, dass sie zu Recht in Saarbrücken als Sieger beim Bundeswettbewerb "Jugend musiziert" hervorgegangen sind. Ihr Spiel erfüllt das Kellergewölbe mit vollem Klang.

Dem folgt die ausdrucksstarke und temperamentvolle Stimme von Yvonne Thamm. In "Rusalkas Lied an den Mond" von Anton Dvorak erhält die Wassernixe Rusalka Menschengestalt, damit sie ihren Liebsten heiraten kann. Ergriffen lauschen dann die Zuhörer der Rezitation von Nigel Greenhalgh bei "Stop all the Clocks" des Lyrikers W. H. Auden. Ein geliebter Mensch ist gestorben, alles ist kalt und steht still.

Der stimmige Abschluss bleibt der Voice Connexion vorbehalten. Romantische Lieder von Johannes Brahms und Felix Mendelssohn-Bartholdy beschließen den Abend. Die Frage "Schwesterlein, wann gehn wir nach Haus" im gleichnamigen Lied von Brahms mag wohl manchem Zuhörer aus dem Herzen gesprochen haben, denn der Abend hat bereits dreieinhalb Stunden gedauert, Mitternacht rückt näher. Vor der Zugabe spricht allerdings Bürgermeister Markus Mahl auch das aus, was sich viele sicherlich schon gedacht haben: "So eine Nacht schreit nach einer Fortsetzung!"