Es
Romantisch überwuchertes Bibliothekstor

18.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:54 Uhr

Es gleicht einem Zugang zum Dornröschenschloss, das mit wildem Wein romantisch überwucherte Tor in der Ummauerung der Hofgartenbibliothek, wo kunstvolle Metallarbeit, Architektur und Natur eine so wundervolle Symbiose eingehen.

Nachdem Bischof Franz Leopold von Leonrod die als Kaserne genutzte ehemalige Sommerresidenz rückerworben hatte, wurden hier neben den Sammlungen des Diözesanmuseums vor allem die umfangreichen Bestände der Seminarbibliothek untergebracht. Als das Gebäude die stetig wachsenden Buchbestände nicht mehr zu fassen vermochte, errichtete man 1963 bis 1965 südwestlich des Hofgartens und eingebettet in die ruhig-idyllische Grünlandschaft der Altmühlauen einen Bibliotheksneubau nach den Plänen des Diözesanbauamtes unter Karljosef Schattner

Beim Neubau erforderte die anspruchsvolle Nachbarschaft von Sommerresidenz und historischem Garten eine zurückhaltende Lösung, bei der sämtliche Benutzungs- und Verwaltungsräume eingeschossig um ein fünfgeschossiges Magazin gruppiert wurden. Ost- und Westflügel umschließen ein kontemplatives Atrium von skandinavischer Sachlichkeit, zu dem sich die Fassaden großzügig öffnen. Dem Atrium ist ein weiteres Höfchen vorgelagert, dessen hohe Umfassungsmauer die Ruhe und Intimität der Anlage zusätzlich betont. Vergitterte Mauerdurchbrüche beziehen hier die angrenzende Landschaft der Flussauen mit ein - eine deutliche Reminiszenz an die spät­barocke Naturinszenierung der benachbarten Hofgartenbegrenzung.

Seit dem Umzug der zentralen Bibliotheksbestände in die Zentralbibliothek im Jahr 1987 und seit Fertigstellung zweier weiterer Teilbibliotheken dient das Gebäude als Teilbibliothek mit Handschriftenabteilung und Graphischer Sammlung. Anfangs nicht unumstritten, zählt das Gebäude inzwischen zu den Klassikern der modernen Architektur Eichstätts und hat bis heute seinen ganz besonderen Charme nicht verloren.

‹ŒClaudia Grund